Unterschiede Katholizismus - Protestantismus

Buchvorstellung - 09.06.2009

Stephan Sigg
Katholisch-Protestantisch
Was ist der Unterschied? Klassen 5-7

Mühlheim/ Ruhr: Verlag an der Ruhr 2006
69 Seiten
ISBN 3-8346-0138-1

In der Arbeitshilfe „Katholisch-Protestantisch. Was ist der Unterschied?“ sucht man einen Lehrerkommentar sowie Angaben zur Person des Autors vergeblich. Sigg will „nicht die beiden Konfessionen gegeneinander ausspielen oder gar heraus(...)finden, welche von ihnen die bessere ist“ (S.4), vielmehr verspricht er Antworten auf konkrete Fragen wie „Was macht der Papst den ganzen Tag?“ (S. 4) und ermuntert die Schüler zu einer Erkundungstour.

Dazu bietet er in 7 Kapiteln Materialien an, u.a. zu „Unterschiede und Gemeinsamkeiten“ (1), „Trennung der Kirchen“ (3), „Gottesdienste, Hostien und Co“ (6). Die Arbeitsblätter sind, wie es Veröffentlichungen aus dem Verlag an der Ruhr erwarten lassen, ansprechend gestaltet, ohne lange Textpassagen methodisch vielfältig aufbereitet und als direkt einsetzbar konzipiert. Bei näherem Betrachten jedoch finden sich nicht nur unklar formulierte Arbeitsaufträge und ungenaue Formulierungen wie „Programmschemas“ (S. 52) und „Suchsel“ (S. 39) sondern auch sachlich falsche Informationen. Beispielsweise wird der katholische Bischof als Repräsentant des Papstes vorgestellt (S. 20), die Kurie als Wahlgremium des Papstes genannt (S.18) und der Geburtstag Papst Benedikts XVI. auf den 11. Juli 1929 verlegt. Durch Siggs saloppen, pauschalisierenden, umgangssprachlichen Stil schleichen sich Unschärfen ein. So bezeichnet er Jesuiten als Mönche (S. 32), bezieht die Unfehlbarkeit des Papstes auf seine Aufgabe als „oberster Richter in kirchlichen Fragen“ (S. 7) und spricht davon, dass in jedem katholischen Gottesdienst „Abendmahl“ gefeiert werde (S. 9). Eine differenziertere Auseinandersetzung des Autors mit den Themen hätte nicht nur dem inhaltlichen Format der Arbeitshilfe gut angestanden, sondern ist schlichtweg von dem theologischen Lektorat eines Verlages zu erwarten.


Das methodische Repertoire der Arbeitsblätter allerdings ist vielfältig und interessant, beispielsweise werden die Schüler zu einem Werbetext für einen Erlebnisurlaub im Vatikan animiert, ebenso zu einem Papstsong. Es finden sich Links zu diversen Internetseiten bis hin zu einer E- Mail Adresse von Papst Benedikt XVI.. Man merkt, dass Sigg die Schüler in Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit zum Nachdenken und eigener Positionsbestimmung anleiten will. Mit Fragestellungen wie „Wärt ihr lieber ein katholischer oder ein protestantischer Bischof?“ (S.20) oder „Betrachtet die Fotos der beiden Kirchen. Welche gefällt euch besser?“ (S.11) drängt sich entgegen Siggs zu Anfang beschriebener Zieloption jedoch der Eindruck auf, er wolle die Spezifika konfessioneller Prägung ähnlich beurteilen wie eine Hitliste amerikanischer Charts. Schade, dass bei einer Arbeitshilfe zum Thema „Katholisch- Protestantisch“ ein Hinweis auf das scheinbar Naheliegendste fehlt: sich vor Ort durch Erkunden der Kirchenräume, durch Gebet, Gottesdienst und Gespräche mit Seelsorgern und Gläubigen dem Besonderen der eigenen Konfession zu vergewissern und der fremden Konfession zu nähern.

Juliane Schlaud-Wolf

Quelle: Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Bistum Limburg 35 (2006), Heft 4, S.207.