Orthodoxe, orientalische und unierte Ostkirchen

Buchvorstellung - 08.06.2009

Johannes Oeldemann
Die Kirchen des christlichen Ostens
Orthodoxe, orientalische und mit Rom unierte Ostkirchen (Topos Taschenbuch 577)

Kevelaer: Verlagsgemeinschaft Topos plus 2006
230 Seiten
ISBN 3-7867-8577-5

Unsere heutige Welt wird mehr und mehr zu einer einzigen Diaspora der christlichen Kirchen aller Konfessionen. Umso notwendiger wird für den einzelnen Christen das Angebot einer schnellen Information „Who ist who?“ Das vorliegende Taschenbuch aus der Feder des Direktors des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik (Paderborn) will diesem Bedürfnis entsprechen.

Nach einem Überblickschema über die verschiedenen liturgischen Riten der Ostkirchen (S. 7-19) wird die Geschichte der vorephesinischen, vorchalkedonischen und orthodoxen bzw. unierten Kirchen in allen fünf Erdteilen dargestellt (S. 20-58), um dann in einer eher schematischen Präsentation die einzelnen Gemeinschaften mit aktuellen Angaben über ihre Sprache, ihre Zahl, ihre Struktur und ihre Verbreitung in Deutschland vorzuführen (S. 59-131). Das letzte Kapitel behandelt Einzelfragen der Spiritualität, Theologie, sakramentalen und sozialen, schließlich auch ökumenischen Ausrichtung (S. 132-212). Zum Schluss folgen noch tabellarische Übersichten und Karten zur Gesamtheit des zuvor behandelten Soffes und Register (S. 213-230).
Es fehlt die Darstellung einzelner Theologen bzw. der Theologiegeschichte; die Literaturangaben gehen nicht über die Ebene der „haute vulgarisation“ hinaus (z. B. ist zur russischen Geschichte nur die anspruchslose Schilderung des Metropoliten Pitirim zitiert: S. 84). Einige sachliche Fehler: Das innerbulgarische Schisma (S. 92) ist längst überwunden. Die „Weltflucht“ ist nicht das Hauptmotiv der dreiteiligen Spiritualität der Styliten (S. 169). Der Hesychasmus ist keine einheitliche Strömung, sondern hat sich in mindestens drei Stufen (6.-14. Jahrhundert) bis zum Palamismus entwickelt, der wiederum nicht die „Anschauung Gottes“, sondern nur der göttlichen Energien (ungeschaffenes Taborlicht) propagiert hat (S. 171). Die „Philokalie“ ist keine Sammlung von Schriften der Kirchenväter, sondern mündet und gipfelt in den Auszügen aus den „neuen“ Theologen (Symeon des Neuen Theologen, Gregorios’ Pakamas) (S. 174 f.).
Von diesen und anderen Einseitigkeiten abgesehen, vermittelt das Taschenbuch aber viele nützliche und zuverlässige Daten und kann dem Durchschnittschristen schnelle Orientierung gewährleisten.

Gerhard Podskalsky

Quelle: Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Bistum Limburg 35 (2006), Heft 4, S.206f.