Rückkehr der Religion

Buchvorstellung - 18.06.2009

Wolfram Weimer
Credo
Warum die Rückkehr der Religion gut ist

München: Deutsche Verlagsanstalt 2006
80 Seiten
ISBN 3-421-04244-6

„Das 21. Jahrhundert wird ein Zeitalter der Religion.“ Mit diesem so knappen wie eindringlichen Satz leitet Wolfram Weimer, Chefredakteur des Politikmagazins „Cicero“, seinen Traktat ein, der das Gute an der „Rückkehr der Religion“ aufzeigen möchte. Für Weimer erfolgt das weltweite Comeback „mit Macht“, und das im mehrfachen Sinne des Wortes.

Die Religion erobert den Raum der Weltpolitik, wird zum Machtfaktor. Zugleich erscheint sie als eine spirituelle Kraft, die gar nicht so sehr mit Armut und sozialen Nöten zu tun hat, vielmehr mit „Gottessehnsüchten“, die eine originäre Kraft sind und sich weder durch Sozialreformen noch durch Wissenschaften ersetzen lassen. Doch warum kehrt Religion gerade jetzt mit Macht zurück? Für Weimer hängt dies mit dem weltanschaulichen Vakuum nach dem Ende des ideologischen Zeitalters (Faschismus, Kommunismus) zusammen, freilich auch mit dem „ethischen Offenbarungseid des Westens“, dessen Kultur des Selbstzweifels und des allumfassenden Relativismus an ein Ende gekommen sei.

 

Trotz vieler gefährlicher Momente und fundamentalistischer Versuchungen erscheint dem angesehenen Journalisten die Wiederbelebung der Religionen wesentlich als ein Gewinn. Im Blick auf unsere westliche Gesellschaft wirke sie „wie die überraschende Rückkehr eines verschollenen Vaters für die Familie“. Da werden die Rollen neu verteilt. Manche Einschränkung mag es geben. Doch erhält die Familie ihre eigentliche Kontur zurück. Neue Horizonte öffnen sich. Der Autor buchstabiert mögliche „positive Effekte“ auf den Feldern der Kultur, der Politik und der Ethik. Religion sieht er dabei als eine lebenswichtige Kraft an, die ethische Orientierung und kollektive Verständigung angesichts umfassender (beispielsweise demographischer) Umbrüche ermöglicht. Seinen gut lesbaren und höchst anregenden Traktat beschließt Weimer mit dem Wort von dem „Heimweh nach Gott“ und der Vermutung, dass dieses Heimweh das 21. Jahrhundert prägen werde.
Christian Heidrich

Quelle: Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Bistum Limburg 35 (2006), Heft 4, S. 203.