Einfluss von Religion auf politisches Handeln
Buchvorstellung - 17.06.2009
Tobias Mörschel (Hg.)
Macht Glaube Politik?
Religion und Politik in Europa und Amerika
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006
189 Seiten
ISBN 3-525-56962-9
Religion ist Privatsache? Ein Sammelband, der eine Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung wiedergibt, öffnet eine andere Perspektive: Religion beeinflusst zunehmend den politischen Diskurs, das politische Handeln. Das wird zuerst für Deutschland und Westeuropa, dann für die USA untersucht. Andere Regionen bleiben außer Betracht.
Neun angesehene Theologen und Soziologen tragen eine Fülle von Material zusammen, das jeweils differenziert beurteilt wird. Auf der einen Seite sind erhebliche Unterschiede zwischen Europa und den USA festzustellen. Während sich in Europa die Mehrheit der Bevölkerung von den Kirchen und vom christlichen Glauben abwendet, bekennen sich in den USA mehr als achtzig Prozent der Menschen nach wie vor zum Christentum. Zwar herrscht strikte Trennung von Kirche und Staat, was aber nicht heißt, dass es keinen religiösen Einfluss auf die Politik gäbe. Im Gegenteil: Dieser ist in den letzten Jahrzehnten erheblich gewachsen. Interessant nun, das die Autoren des Bandes trotz der europäischen Entkirchlichung auch für dieses Gebiet einen Zuwachs an Öffentlichkeit für die Religion feststellen. In der Postmoderne ist sie grundsätzlich durchaus wieder „in“. Welche Zukunft das eröffnet, bleibt natürlich eine Frage, den die Religionssoziologie nicht beantworten kann und will. Ist Gott trotz aller Säkularisierung vielleicht doch am Wirken?
Manfred Plate
Quelle: Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Bistum Limburg 35 (2006), Heft 4, S. 203.