Franz-Josef Nocke
Liebe, Tod und Auferstehung
Die Mitte des christlichen Glaubens
München: Kösel-Verlag 2005
278 Seiten
ISBN 3-466-36681-X
Das Buch von F.-J. Nocke ist der Versuch, „Zeugnisse von Lebenserfahrungen mit Aussagen der christlichen Glaubenstradition ins Gespräch“ zu bringen (11), oder anders gesagt, Glaube und Theologie zusammenzuführen. Weil beide Bereiche vielgestaltig sind, beschränkt N. sich zu Recht auf einen auswählenden „Blick auf die Mitte“ (19).
Er setzt, nachdem er andere mögliche Schwerpunkte genannt und kurz gewürdigt hat (22-25), bei der Grunderfahrung Liebe an, die seiner Auffassung nach mit Tod und Auferstehung innerlich verknüpft ist: Liebe hat „etwas Tödlich-Gefährliches an sich“ und erst „der Glaube an die Auferstehung lässt hoffen, dass gerade im radikalen Sich-Loslassen die Liebe ,ankommt’ und das Leben gewonnen wird“ (21).
Hieraus ergibt sich der Titel des Buches und auch sein Aufbau: Nachdem das erste Kapitel („Worum es geht“, 13-26) die eben beschriebene Grundlage gelegt hat, beschäftigen sich das zweite Kapitel („Zum Begriff ,Liebe’“, 27-52) und das dritte Kapitel („Liebe und Selbstverwirklichung“, 53-102) mit verschiedenen Gesichtspunkten der Liebe. Das vierte Kapitel („Liebe und Tod“, 103-158) stellt die Verbindung von Tod und Liebe dar und bespricht die Thematik des Sterbens. Das fünfte Kapitel („Auferstehung als Vollendung der Liebe“, 159-186) schließlich führt das Thema Auferstehung vor Augen, bevor das Buch im abschießenden sechsten Kapitel („Durchblick“, 187-220) in eine breit angelegte Zusammenfassung mündet, die mit den erarbeiteten Einsichten einen Blick auf die unterschiedlichsten theologischen Themen wagt. Es sind dies: „Sünde und Strafe“, „Himmel und Hölle“, „Erlösung“, „Zur politischen Dimension der Liebe“, „Taufe“, „Mahl und Opfer: Eucharistie“, „Trinität“, „Liebe und Zorn Gottes“. So ehrlich das Buch mit seinen Hinweisen auf andere Schwerpunktsetzungen beginnt, so endet es auch; denn nach dem „Durchblick“ folgt ein Abschnitt, der die „Grenzen“ (221-226) der Darlegungen angibt und mögliche Missverständnisse nennt. Ein „Anhang“ (227-278) mit den Anmerkungen und einem Abkürzungsverzeichnis beschließt das Buch.
Ich halte das Buch für eine gelungene Darstellung, da in ihm eine fruchtbare Verknüpfung von Glaubenserfahrung und Theologie vorgelegt wird, in der beides ausführlich zur Sprache kommt: Die Erfahrungen aus dem alltäglichen Leben, aus Dichtung, Literatur und Mythologie, wie auch die Theologie in zentralen Punkten mit ihrer Vielfalt an durchaus gegensätzlichen Ansätzen, bei denen N. sich zwar klar für einen Position entscheidet, ohne jedoch anderes abzuwerten. Auf diese Weise ist das Buch zu einem Schatz geworden, bei dem man zu verschiedenen Themen fündig und auf jeden Fall bereichert wird - eine ansprechende Gesamtdarstellung, die bei der Vorbereitung von Religionsunterricht eine Hilfe ist. Ja, es ist so etwas wie ein Einstieg in die Theologie, da N. nicht nur unterschiedliche theologische Entwürfe anreißt, sondern zu ihnen jeweils die wichtigste Literatur benennt; so besteht stets die Möglichkeit, ein Thema auf eigene Faust zu vertiefen. Dass bei einer derartigen Gesamtdarstellung anhand eines Themas auch Formulierungen vorkommen, die missverständlich klingen können (so etwa die Darstellung der Einheit der Trinität auf S. 213), liegt in der Natur des Inhaltes und fällt außerdem nicht ins Gewicht.
Bedauernswert finde ich es hingegen, dass die Anmerkungen in einem eigenen Teil am Ende des Buches gesammelt sind, und nicht auf der jeweiligen Seite selbst stehen, denn wer sich für das interessiert, was dem Autor so wichtig ist, dass es ihm eine Anmerkung wert war, dem wird das Lesen dadurch enorm erschwert; andererseits machen einige Anmerkungen am Seitenende ein Buch nicht so wissenschaftlich, dass es einen Laien abschreckt. Aber auch diese Formalität schmälert auf keine Weise den gelungenen Inhalt des Buches
Sebastian Schneider
Quelle: Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Bistum Limburg 35 (2006), Heft 2, S. 87.