Heike Vierling-Ihrig/ Mirjiam Zimmermann
Religionsunterricht mit Schulgottesdiensten
Göttingen: Vandenbroeck & Ruprecht 2007
142 Seiten
ISBN 978-3-525-61024-4
Die Autorinnen Heike Vierling-Ihrig und Mirjiam Zimmermann richten mit diesem Buch die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit des Gottesdienstfeierns innerhalb des Schulbetriebs und näher hin des Religionsunterrichts und geben ihren Kolleginnen und Kollegen dazu Gestaltungsideen und Erfahrungswerte an die Hand.
Letztere scheinen besonders in der recht detailliert gehaltenen Einführung durch, die sehr nachvollziehbar und motivierend geschrieben ist und aus der vor allem einem Anliegen zugestimmt werden muss: Die Dimension des Heiligen ist „sicherlich nicht durch bloße Worte vermittelbar. In Schulgottesdiensten muss Raum für religiöse Erfahrung im oder über das Wort hinaus bleiben: für Stille, Ritual, Musik oder für ein besonderes Gemeinschaftserlebnis unter den Mitfeiernden.“ (S. 13)
Zur Vermittlung gottesdienstlicher Erfahrung greifen die Autorinnen dabei auf die evangelische Tradition zurück, so auch bei der vorgeschlagenen Grundform des Schulgottesdienstes. Abgesehen davon können viele Einzelelemente natürlich durchaus in einem ökumenischen oder konfessionellen Gottesdienst ihren Platz finden. Diese werden in „Ideen [nicht weiter ausgeführte Anstöße], Bausteine [Textvorschläge] und Umsetzungen [detaillierte Abläufe von Gottesdiensten]“ unterteilt. Diese Ideen, Bausteine und Umsetzungen sind dem Kirchenjahr nach gegliedert und von sehr unterschiedlicher Qualität. Am überzeugendsten sind dabei die „Bausteine“, die einen interessanten Fundus an Texten bieten. Allerdings bleiben viele Vorschläge in ihrer Aussageabsicht theologisch hinterfragbar bzw. wirken oberflächlich; hier sei z.B. S. 66 erwähnt, die für Christi Himmelfahrt das Aufsteigenlassen von Luftballons mit Fürbitten der Jugendlichen o.ä. vorsieht. Enttäuschend ist das Kapitel „Bibelnacht und Bibelmarathon“, in dem einfach auf Homepages verwiesen wird. Bei der Durchsicht kam zudem häufiger die Frage auf, in welchem Zeitrahmen die vorgeschlagenen Elemente im Gottesdienst absolviert werden sollen, vieles wirkte zu lang. Drei praktische Kritikpunkte sind anzuführen:
1. Bei vielen Aktionen ist nicht klar, für welche Gruppengröße sie gedacht sind.
2. Es gibt keine Hinweise, für welche Altersgruppe die Aktion bzw. die Schülerbeteiligung anwendbar ist.
3. Das Layout des Buches ist nicht besonders ansprechend und die Gliederung nicht besonders übersichtlich.
Kommen wir zum Fazit: das Buch „Religionsunterricht mit Schulgottesdiensten“ enthält im Sinne eines Erfahrungsaustauschs unter KollegInnen interessante Anregungen. Diese sind aber nicht von solcher Originalität oder Fülle, dass SeelsorgerInnen oder ReligionslehrerInnen diese nicht auch selbst aus Ihrem Fundus und ihrer liturgischen und seelsorgerlichen Erfahrung erarbeiten könnten.
Emanuel Straszewski
Quelle: Religionsunterricht heute. Informationen des Dezernates Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat Mainz 36 (2008), Heft 3, S. 38f.