Charismatische Bewegungen
Buchvorstellung - 24.05.2009
Peter Zimmerling
Charismatische Bewegungen
(UTB 3199)
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009
293 Seiten
ISBN 978-3-8252-3199-6 (UTB)
Zahlen sind kein Argument, heißt es. Die Zahl aber, dass etwa ein Drittel der weltweiten Christentümer charismatisch oder pfingstlich bewegt sind oder neueren Ablegern dieses Christentumtyps entstammen, stellt ein unmittelbar einleuchtendes Argument dar: dafür nämlich, sich mit diesen Bewegungen zu beschäftigen. Was ist charismatisches Christentum?
Peter Zimmerling entnimmt diese Kriterien den Selbstzeugnissen der Bewegungen: „Man erwartet eine persönliche Erfahrung mit dem Heiligen Geist, betont den Empfang von (neutestamentlichen) Charismen, pflegt Anbetung und Lobpreis als unverzichtbare Bestandteile des Gottesdiensts und hat die Wichtigkeit einer biblisch orientierten Seelsorge für das Christsein neu entdeckt.“ (S. 11) Nicht genannt werden etwa: der Welt-Dienst der Diakonie, die Kirchlichkeit des christlichen Glaubens, die lebendige, gemeinschaftliche und geschichtliche Verbindung mit der apostolischen Kirche. Diese Bewegungen, die quer durch die real existierenden Kirchen antreffbar sind, die aber genauso gut ohne kirchliche Strukturen auskommen können, die womöglich ausdrücklich die Verbindlichkeit wesentlicher Gehalte christlicher Lehre und Kirchenidentität für sich in Abrede stellen können, stellen weltweit wohl den momentan dynamischsten Teil des Christentums dar. Ist in ihnen die Zukunft des Christentums zu erblicken? Diese Frage müssen Christinnen und Christen ernsthaft erörtern und kompetent beurteilen. Peter Zimmerling, evangelischer Pastoraltheologe an der Universität Leipzig, hat sich seit vielen Jahren mit Sympathie, doch nicht unkritisch mit den charismatischen Bewegungen beschäftigt. Das vorliegende Buch stellt eine überarbeitete und aktualisierte Fassung seines wohl schon zum Standardwerk avancierten Werks dar. Es präsentiert nicht einzelne Gruppen „biographisch“, sondern geht pastoralsystematisch vor: Wesentliche Eigenschaften der Charismatischen Bewegungen werden erörtert und jeweils dargestellt, in welchem Verhältnis hierzu einzelne Gruppen stehen. Mit diesem Buch kann man sich ein gut informiertes Bild dieser Bewegungen machen. Ein kritisches, also „die Geister scheidendes“ Urteil darüber, ob in diesen Aufbrüchen die Zukunft des Christentums liegen soll, ist dann freilich immer noch nötig.
Knut Wenzel