Glaube und Kunst

Buchvorstellung - 09.01.2010

Christian Wessely (Hg.)
Kunst des Glaubens - Glaube in der Kunst
Der Blick auf das "unverfügbar Andere"

Regensburg: Pustet 2006
408 Seiten
ISBN 978-3-7917-2033-3

Der vorliegende Band ist dem Grazer Fundamentaltheologen Gerhard Larcher aus Anlass seines 60. Geburtstages gewidmet. Larchers Thema ist immer wieder die Kunst und die Kirche. Hier hat der Theologe Herausragendes geleistet, zumal das Thema noch immer nicht ein selbstverständliches Thema der Theologie ist, aber doch schon längst sein sollte.

Die Künste sind im allgemeinen Verständnis der Theologie immer noch eine Zugabe, ein Sahnehäubchen, nicht notwendiger Bestandteil im Kontext von Theologie und der condition humaine. Das Thema Kunst zum Thema der Theologie zu machen, dazu hat Gerhard Larcher entschieden beigetragen. Grundlegend für das Thema ist der Aufsatz von Lieven Boeve „Der schwierige Dialog zwischen Glaube und Kultur“. Er bietet eine breite und interessante Darstellung des Themas unter dem Aspekt der Konzilskonstitution Gaudium et Spes. Durch diesen Aufsatz erhellen sich dem Leser die Problemstellungen des gesamten Buches. Freilich ist zu fragen, warum der Autor bei der Gegenüberstellung von modern und anti-modern im theologischen Denken bleibt. Alex Stock führt diese grundlegenden Überlegungen vor dem Hintergrund von Gerhard Larchers Publikationen zur Sache unter ästhetischen Gesichtspunkten weiter. Bischof Kapellari (Graz-Seckau) versucht schließlich in seinem Beitrag, das einst gute Verhältnis von Kunst und Kirche auch in die Gegenwart zu retten. Ob das noch möglich ist? Im engeren Sinne zum Thema Kunst und Kirche handelt der Beitrag von Johannes Rauchenberger und Alois Kölbl mit dem Titel LOCUS ISTE – Raum und Rührung. Die Autoren zeigen das Thema an sechs inspirierenden Beispielen zeitgenössischer Kunst auf. Zwei Aufsätze zur Pop-Kultur, einer vom Herausgeber des Bandes Christian Wessely, der andere von Stefanie Knauß/Alexander Darius Ornella schließen den Band ab. Die beiden Beiträge widmen sich dem Religiösen im Schlagergeschäft (Wessely) und in der Medienkultur (Knauß/Ornella). Leider kommen sie nicht über das Aufzeigen des Phänomens Popkultur und Religion hinaus. Schade! Alle im Buch versammelten 26 Aufsätze (!), die hier nicht einzeln zu besprechen sind, haben ihre Berechtigung im Kontext ihrer Einzelfragen, zumal gerade diese im Zusammenhang von Theologie und Künsten noch – lange nicht ? – gelöst sind. Der ratsuchenden und problemorientierten Leserin und dem bildungshungrigen Leser bietet der Band freilich keine Gesamtübersicht zum Thema. Das ist auch nicht sein Ziel. Gerade deshalb wendet er sich nicht an solche Leser, sondern eher an ein theologisches Fachpublikum. Der Band macht deutlich, dass Theologie noch immer viel lernen muss, um die Sprachen der Künste zu verstehen und ihre Zeichen angemessen zu deuten.

August Heuser

Quelle: Eulenfisch Literatur 1 (2008), Heft 1, S. 24. [Literaturbeilage von Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung]