Johann Maier
Judentum
Reader Studium Religion (UTB 2112)
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2007
227 Seiten
ISBN 978-3-8252-2912-2
Johann Maier, emeritierter evangelischer Judaist an der Universität Köln und Experte der Qumranschriften, hat legt mit den beiden kleinen UTB-Bänden eine profunde Einführung in die Religion des Judentums vor, die sowohl für Studium als auch Praxis unentbehrlich ist. Beide Werke bauen auf früheren Publikationen des Autors auf; insbesondere wird die „Geschichte der jüdischen Religion“ (2. Aufl. 1992) als Leitfaden vorausgesetzt.
Die Einführung in das Judentum besteht aus vier größeren Hauptteilen, die aufeinander aufbauen und bezogen sind: In einem ersten kurzen Teil werden Definitionen vorgestellt, die die Selbstbezeichnung des Judentums und Zugehörigkeitskriterien betreffen. Im zweiten Teil (21- 62) wird die geglaubte Geschichte in der jüdischen Religion vorgestellt, d.h. ein jüdisch-heilsgeschichtlicher Ansatz, der mit der Schöpfungs- und Urgeschichte einsetzt und den eschatologischen Perspektiven endet. Insbesondere in diesem Teil kommen jüdisches Denken und Schriftinterpretation deutlich ans Licht; christliche Leser/- innen werden die Unterschiede zu einer Lektüre des „Alten Testaments“ im Lichte Christi und der christlichen Tradition dabei auf eine sehr diskrete, unausgesprochene Weise wahrnehmen. Zentrale Themen aus der Hebräischen Bibel werden aus jüdischer Perspektive behandelt und vorgestellt (Bund, Erwählung, Kult, Zeitrechnung, messianische Hoffnung etc.). Die Charakterisierung des jüdischen Glaubens als einer geschichtsbewussten Religion wird allenthalben deutlich. In einem dritten Teil (63-185) wird ein Abriss der Geschichte des Judentums entworfen. Diese wird nach den folgenden Epochen eingeteilt: Anfänge bis zur Diadochenherrschaft – Diadochenherrschaft bis Tempelzerstörung – Arabische Expansion bis Vertreibung aus Spanien – 1492 bis zur Aufklärung – Zeit seit der Aufklärung – Zionismus und jüdische Religion. Auch wenn Epocheneinteilungen in der Geschichtswissenschaft immer ein Wagnis sind, so orientiert sich die vom Verf. vorgelegte an den wichtigsten Wegmarken der biblischen und nachbiblischen Zeit. Zentrale Institutionen (Torah), als auch Quellen (rabbinische Schriften) und Gruppierungen (zur Zeit Jesu und des rabbinischen Judentums) werden prägnant vorgestellt. Das Verhältnis des Judentums zu anderen Religionen (Islam, Christentum) als auch die unterschiedlichen Ausrichtungen in der Zeit des modernen Judentums (Reformjudentum, Orthodoxie, Chasidismus etc.) finden Beachtung im Kontext ihrer jeweiligen Entstehungszeit. Der vierte Teil (186-223) behandelt die praktizierte Religion, d.h. die Heiligung des Lebens, den Glaubensvollzug in der Familie, den Jahreszyklus mit seinen typischen Festen, und den Lebenszyklus mit seinen Wegmarken Geburt und Beschneidung, Auslösung des Sohnes, Kindheit, Bar Mizwah, Hochzeit und Tod. Die Notwendigkeit dieses weiteren Bandes zum Judentum begründet sich aus dem wissenschaftlichen Fortschritt. In den Fußnoten zu dem sehr verständlichen und klaren Haupttext (hebräische Wörter in Umschrift) werden Literaturhinweise auf neueste Forschungsergebnisse (naturgemäß vorwiegend in englischer Sprache) geboten, die ein Weiterstudium ermöglichen. Der Begleitband, der zu den einzelnen Abschnitten Quellenmaterial aus der Hebräischen Bibel und der rabbinisch-jüdischen Tradition in deutscher Übersetzung bietet, ist unverzichtbar für die praktische Arbeit zum Thema. Schwer zugängliche Quellen werden in deutscher Übersetzung systematisch geordnet vorgestellt. Die Gebetstexte folgen der aschkenasischen Tradition. Für die Nutzung der Textsammlung wird das notwendige Hintergrundwissen zur Einordnung der Quellen stillschweigend vorausgesetzt, das für eine kritische Arbeit unerlässlich ist; Einführungen in die sehr unterschiedlichen Quellen erfolgen weder im Blick auf deren zeitliche Einordnung noch auf die Verfasserfrage etc. Die Gefahr einer Steinbruchexegese jüdischer Texte aus dem Reader besteht demnach bei unkritischem Umgang oder mangelndem Hintergrundwissen. Insgesamt sind beide Bände sowohl für Studium als auch für Praxis zu empfehlen, da sie auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und sprachlich sehr verständlich einen Einblick geben in das Judentum und seine wichtigsten Quellen. (Beate Kowalski)
Johann Maier
Judentum
Studium Religion (UTB 2886)
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2007
235 Seiten
ISBN 978-3-8252-2886-6
Quelle: Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Bistum Limburg 36 (2007), Heft 4, Seite 210f.