Michael Keene
Was Weltreligionen zu ethischen Grundfragen sagen
Antworten von Christen, Juden und Muslimen
Mülheim/Ruhr: Verlag an der Ruhr 2007
189 Seiten
ISBN 978-3-8346-0080-6
Ein sehr lobenswertes Synopse-Projekt wird hier realisiert. Es basiert auf der Einsicht, dass Verständnis, Akzeptanz und der Abbau von Vorurteilen nur erreichbar sind, „wenn wir uns mehr mit den Religionen auf dieser Welt auseinandersetzen“ (9). Jedoch nicht alle Weltreligionen, sondern speziell Judentum, Christentum und Islam kommen zum Vergleich.
Die ersten der 10 Kapitel gelten den religiösen Grundlagen der abrahamitischen Religionen: 1. Das Wesen Gottes, 2. Das Wesen des Glaubens, 3. Religionen und Wissenschaft, 4. Der Tod und das Leben nach dem Tod. Danach wird es eigentlich ethisch: 5. Das Gute und das Böse, 6. Religion und zwischenmenschliche Beziehungen (Geschlechterrollen, Sexualität, Heirat, Empfängnisverhütung, Scheidung), 7. Religion und medizinische Ethik (Abtreibung, künstl. Befruchtung, Sterbehilfe, Suicid, Tierversuche), 8. Religion und Gleichberechtigung (Frauenrolle, Rassismus, Vergebung, Verhältnis zu anderen Religionen), 9. Religion, Armut und Reichtum (Geld, Mildtätigkeit), 10. Religion, Friede und Gerechtigkeit (Krieg, Gewalt, Strafe, soziale Ungerechtigkeit). Ein Glossar im Anhang (184-189) erläutert die wichtigsten Begriffe. Angezielt sind 13- bis 17jährige Schüler/-innen. Die gut strukturierte und nutzvoll aufbereitete Materie macht das Werk unmittelbar unterrichtstauglich. Hilfreiche Fragen bzw. Arbeitsaufträge beschließen jeden Abschnitt sowie das gesamte Kapitel. Die zahlreichen s/w-Abbildungen sind allerdings weithin allgemeine Illustrierung. Die Texte sind einfach und überschaubar gehalten. Interessierte finden am Kapitelende jeweils noch Literatur- und Linktipps. Kritisierbares liegt mehr formal im sprachlichen Detail. Etwa widersprüchliche Bezeichnungen, wenn (50ff u.ö.) zu Genesis 1 und 2 mal von Schöpfungsmythen, mal von Schöpfungsberichten die Rede ist. Missverständlich bleibt (64) die Aussage, dass nach christlicher Auffassung der Körper (!) bis zum Ende der Welt im Grabe bleibe. Unklar bleibt auch (66f) die Bezeichnung „nonkonformistische Bestattung“, und der Zölibat erhält (103) einmal mehr sein falsches „das“. Anzufragen wäre noch, wieso beim Abschnitt über das Verhältnis der Christen zu den anderen Religionen nicht aus dem epochalen Vatikan-Dokument „Nostra Aetate“ zitiert wurde, was hier mehr Profil vermittelt hätte. Doch diese vergleichsweise geringen Mängel schmälern kaum den Wert und praktischen Nutzen des Werkes. Der Religionendialog ist heute nötiger denn je. Dazu leistet das Arbeitsbuch einen hochwertigen Beitrag. (Reiner Jungnitsch)
Quelle: Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Bistum Limburg 36 (2007), Heft 4, Seite 207.