Gotteslehre: Kinder fragen nach Gott

Buchvorstellung - 07.01.2010

Albert Biesinger/ Helga Kohler-Spiegel (Hg.)
Gibt´s Gott? Die großen Themen der Religion
Kinder fragen – Forscherinnen und Forscher antworten

München: Kösel 2007
144 Seiten
ISBN 978-3-466-36761-0

Die erfolgreichen Bücher der Kinder-Uni haben offenbar den Anstoß zu diesem ungewöhnlichen Projekt geliefert. Was aber dort nicht vorkam, steht hier im Mittelpunkt. „Gibt es Gott? Und wenn es ihn gibt: Wer ist Gott und wo können wir ihm begegnen?

Solche Fragen hat noch keine Kinder-Uni so ausführlich und mit ganz unterschiedlichen Beiträgen behandelt“ (7). Dabei sei es für Kinder und Eltern „reizvoll, sich mit diesem tiefen Geheimnis unseres Lebens auseinanderzusetzen“ (ebd.). Und weil Kinder oft die besten „Theologen“ seien (8), war es für die Autor/inn/en ein anregendes und auch lehrreiches Unternehmen, sich den Kinderfragen zu stellen und religionspädagogisch wie theologisch redlich Antworten zu formulieren. Die „Forscherinnen und Forscher“ aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sind durchweg bekannte Vertreter des Fachbereichs. Neben den beiden Herausgebern schreiben Oberthür, Hilberath, Merz, Blasberg-Kuhnke, Striet, Jäggle u.a.m. Auf 14 Fragen wird hier in angenehm einfacher Weise eingegangen: Woher kommen wir? Woher kommt die Welt? Woher weiß ich, dass es Gott wirklich gibt? Stimmt das, was in der Bibel steht? Wie kann ein guter Gott Leid und Elend zulassen? Wenn es nur einen Gott gibt, warum gibt es dann verschiedene Religionen? Ist Gott gerecht? usw. So wohltuend es zu lesen ist, wenn sich Theologen mal „einfach“ ausdrücken, so unterschiedlich „kindgerecht“ fallen die Beiträge sprachlich aus. Mancher hat darin mehr Übung als andere. Unklar bleibt auch, welche Altersgruppe sich die Autoren jeweils vorstellen. Die Herausgeber betonen zwar, dass Kinder und Eltern das Buch gemeinsam lesen können (8), doch sind die Texte (und die je angefügten Anleitungen „zum Weiterdenken“) direkt an den jungen (Selbst-)Leser adressiert. Die zahlreichen Illustrationen dagegen werden wohl eher Grundschulkinder ansprechen, deren Reflexionsniveau wiederum die Texte nicht unbedingt entsprechen. Dennoch ist das Buch insgesamt ein Gewinn – für den RU fast aller Jahrgangsstufen, für die Katechese (etwa als Geschenk zur Erstkommunion oder Firmung bzw. als Grundlage von Firmkursen) und nicht zuletzt für Eltern, die mit ihren Kindern auch zu solchen Fragen das Gespräch wagen und kompetent antworten möchten.

Reiner Jungnitsch

Quelle: Religionsunterricht heute. Informationen des Dezernates Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat Mainz 36 (2008), Heft 1, S. 34f.

____________________________________________
 

„Und doch soll es Menschen geben, die sich nicht wundern ..., die sich nicht fragen..., warum es uns und die Welt gibt..., ja, warum es überhaupt etwas gibt und nicht nichts.“ (11f) Das im Stil der Kinder- Uni entwickelte Buch richtet sich an kleine und große Menschen, die solche Fragen – die großen Themen der Religion eben – nicht in Ruhe lassen, die selbst nachdenken wollen. In 14 Kapiteln eröffnen christliche Theolog/-innen, darunter viele Religionspädagog/-innen, mit ihren Kenntnissen und Fragen samt elektronischer Kontaktadresse das Gespräch über Gott und die Welt. Sie fragen nach Krankheit, Tod, Krieg und Gewalt sowie nach der Gerechtigkeit Gottes angesichts dieses Leids. Sie überlegen, ob es einen freien Willen gibt, was nach dem Tod kommt, was ein Wunder ist und ob Gott zuhört, wenn wir beten. Sie diskutieren, ob stimmt, was in der Bibel steht. Sie fragen, wie man über Gott sprechen kann, wo er wohnt und ob er eher wie ein Mann oder wie eine Frau ist. Sie überlegen, wie religiöse Menschen leben und warum es verschiedene Religionen gibt. Jedes Kapitel ist mit einer Hauptfrage überschrieben, die in Unterfragen bearbeitet wird. Am Ende der je rund 9 Seiten umfassenden Kapitel finden sich Impulsfragen zum Weiterdenken. Abgerundet wird diese Kinder-Uni durch ein ansprechend und kindgerecht gestaltetes Autor/-innen-Verzeichnis. Die zweifarbigen Illustrationen bringen Text oder Fragen ins Bild; sie geben keine Informationen oder Schaubilder über den Text hinaus. Das Buch ist eine Anleitung zum Selberdenken, Fragen und Forschen – nicht nur für Kinder. Sein Anspruch ist es, zu den entsprechenden (Kinder-) Fragen zu „schreiben, was wissenschaftlich zu sagen ist“ (8). Entsprechend geht es nicht um eine Einübung in den christlichen Glauben, wie sie ein Familienkatechismus oder Erstkommunionkurs intendieren. Die Texte fragen und hinterfragen vermeintlich Sicheres, z.B. Wundervorstellungen, biblische Texte, Wahrheitsansprüche der Religionen oder geschlechtsspezifische Gottesvorstellungen. Antwortangebote werden meist in allgemeiner (Gott will Leben, Gott ist Liebe) oder aber individueller, persönlicher Form (meine Überzeugung ist es,...) eingespielt. Immer wieder betonen die Autor/-innen: Glaubenssprache ist Deutungssprache, Bekennen ist nicht Wissen, Religion schützt weder vor Fehlern noch vor Irrtum. Gut gelungen sind die Überlegungen zum Grund des Einzelnen und der Welt, die kleine Theologie des Gebets und der Gerechtigkeit, die Einführungen in Sprache, Gestalten und Orte des Glaubens, die Reflexionen zu Wunder und Tod, zum Grund von Krieg und Gewalt sowie zu Gottes Verantwortung gegenüber dem Leid der Welt. Bei einigen Abschnitten des Buches hätte man sich etwas mehr christliches (christologisches) Profil gewünscht – bzw. deutlichere Auskunft darüber, ob dieses Buch eine Kinder-Uni der Religionsphilosophie, der vergleichenden Religionswissenschaft oder der christlichen Theologie sein möchte. Letztere kennt eben nicht nur den Weg menschlichen Fragens und Vorstellens, sondern entspringt dem des Nachdenkens über Antworten, die als aussagekräftige „Rückmeldungen“ Gottes geglaubt werden – Gottes, der nicht nur Frage bleibt, der auch nicht nur Gegenstand einer allgemeinen Gottes- oder Religionslehre „von unten“ ist, sondern der sich in seinem Sohn identifizierbar und berührbar gemacht hat. Die Einführung rät mit Recht zum gemeinsamen Lesen und Forschen mit den Eltern (oder Lehrer/- innen) sowie dazu, dabei Pausen zu machen, „denn über Gott und die Welt nachzudenken ist anstrengend“ (8) – auch dann, wenn, wie hier, die behutsame, bild- und erfahrungsgesättigte Sprache durchweg kindgerecht bzw. der Kinderwelt entnommen und deshalb gut verständlich ist, ohne an Anspruch zu verlieren.

Julia Knop

Quelle: Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung 1 (2008), Heft 1, S. 69.

Dieser Artikel wurde wiederabgedruckt in den Informationen für den Religionsunterricht (München) Nr. 60 (2008), S. 47f.