Stephan Leimgruber
Interreligiöses Lernen
(Neuausgabe)
München: Kösel-Verlag 2007
352 Seiten
ISBN 978-3-466-36748-1
Manche Bücher werden von ihrer beschriebenen Sache so rasch überholt, dass durch die „erhöhte gesellschaftliche Dringlichkeit des Anliegens“ (13) eine gründlich überarbeitete Neuauflage geboten ist. Wurde schon die erste Auflage 1995 in allen Bildungsbereichen begrüßt, so dürfte auch diese Überarbeitung auf positive Resonanz treffen.
Leimgruber verarbeitet und präsentiert hier sowohl die jüngsten fachwissenschaftlichen Beiträge und empirischen Studien, er erweitert auch die entsprechenden Lernfelder, z.B. die „Sakralraumpädagogik“, geht auf die Heiligen Schriften der Religionen ein als auch auf die zwischenzeitlich erschienenen Stellungnahmen der Kirchen zum interreligiösen Dialog. Dem Prinzip einer „subjektorientierten Religionsdidaktik der Differenz“ folgen auch die drei großen Dialogkapitel: Lernprozess Christen – Juden, Christen – Muslime und Christentum – fernöstliche Religionen. Voraus geht eine Klärung von Schlüsselbegriffen: interkulturelles und interreligiöses Lernen. Die „veränderten gesellschaftlichen und kirchlichen Voraussetzungen“ (etwas die Diskussion um die religionstheologischen Modelle) münden konsequent in den „Entwurf einer Didaktik der Weltreligionen“. Die angestrebte interkulturelle und interreligiöse Kompetenz zeige sich vor allem „in der Unterscheidungsfähigkeit von authentischen Erfahrungen und anderen“ (40). Die Kompetenzen „auszubilden, zu selbstständigem Urteilen anzuleiten und dadurch zu religiöser Mündigkeit zu befähigen“ sei die generelle Aufgabe. Das bessere Verstehen des Fremden erbringt bekanntlich auch ein vertieftes Verstehen des Eigenen. Die anspruchsvollen Inhalte sind übersichtlich gegliedert, in vorbildlicher Sprache gehalten und werden hilfreich durch jeweilige Zusammenfassungen transparent gemacht. Die „Schritte in die Praxis“ bieten mehrere Unterrichtssequenzen, die notgedrungen „grob strukturiert“ (236) bleiben müssen (aber dennoch anregende Bausteine darstellen), eben weil es heute keine allgemein-gültige Unterrichtskonzeption für das interreligiöse Lernen mehr gibt (74). Wenn auch der Blick auf Judentum und Islam zu wenig die Differenzen zwischen den internen Glaubensgruppierungen berücksichtigt, so schmälert das kaum den informativen und didaktischen Wert dieses Handbuches. In Schule, Gemeinde und Erwachsenenbildung wird es seinen verdienten Platz (erneut) behaupten. (Reiner Jungnitsch)
Quelle: Religionsunterricht heute. Informationen des Dezernates Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat Mainz 35 (2007), Heft 2, S. 46f.
Eine weitere Rezension von Josef Ilf findet sich in den Informationen für den Religionsunterricht (München), Nr. 59 (2007), S. 48-50.
Eine weitere Rezension von Dr. Claudia Angele findet sich im Notizblock. Materialdienst für Religionslehrerinnen und Religionslehrer in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Heft 45, 2009, S. 53.