Heinz Binder
Mit den Evangelisten im Gespräch
Texte für Gottesdienst und kreative Bibelarbeit
Regensburg: Friedrich Pustet Verlag 2007
150 Seiten
ISBN 978-3-7917-2090-6
Manchmal habe ich mir schon gewünscht, meinen eigenen Namenspatron über sein großartiges Werk interviewen zu können. Dieses Vorhaben versucht der Autor Heinz Binder in seinen fiktiven Interviews mit den Evangelisten zu verwirklichen.
Für die literarische Form des Interviews ließ er sich, wie der Autor, der auch Religionslehrer an einem Gymnasium ist, zugibt, von den älteren Ausgaben der Religionsbücher (Texte heute noch vorhanden z.B. in der Neuausgabe des Buch „Fundgrube: Wege des Glaubens“) von Werner Trutwin inspirieren. Gerade diese lockere Form des Gesprächs trägt maßgeblich dazu bei, dass die doch nicht immer leicht verständliche Theologie der Autoren der Evangelien nicht trocken rüberkommt. Binders Ziel ist es, ein Buch über die spezifischen theologischen Eigenarten der Evangelien nach dem Stand der heutigen Bibelwissenschaft zu schreiben, das auch allgemein verständlich bleibt und zudem einen gewissen Unterhaltungswert hat.
In vier großen Abschnitten entfaltet der Autor die jeweilige Theologie: Markus – der verkannte Dramatiker (3 Gespräche), Matthäus – der gelehrte Rabbi Matanja (4 Gespräche), Lukas – der begnadete Erzähler (2 Gespräche) und Johannes – der tiefgründige Theologe (4 Gespräche). In den jeweiligen Interviews erfährt der Leser viel über den Evangelisten, über seine spezifische Sichtweise Jesu, über das Konzept des Textaufbaus und über die Besonderheiten seines Anliegens, die Botschaft Jesu zu verkündigen. Der Leser lernt hier in einer amüsanten und unterhaltsamen Art und Weise kennen, was Stand der heutigen Bibelwissenschaft ist.
Gerade diese literarische Form der lockeren Interviews hat es mir so angetan, dass ich das Buch zügig durchgelesen habe und weiterempfehlen kann. Wo lassen sich die Texte dieses Buches einsetzen? Ganz bestimmt auch im Gottesdienst (ebenso im Wortgottesdienst), denn nach meinen Erfahrungen wird zwar das Evangelium jeden Sonntag vorgelesen, aber das Anliegen und das Konzept des Textaufbaus des jeweiligen Evangelisten kommen selten zur Sprache. Natürlich ist das Buch auch sehr geeignet als Baustein (Modul) für Bibelkreise oder Bibeltage, ebenso auch für den Religionsunterricht allgemein, aber auch für einzelne Projekte im Unterricht. Sehr gut vorstellbar ist auch der Einsatz des Buches aufgrund seiner flotten Schreibweise in¬nerhalb einer Projektwoche für interessierte bzw. für das Thema zugängliche Schüler.
Fazit: Sehr empfehlenswert! Es gelingt dem Autor, in einer unterhaltsamen und ansprechenden Art und Weise, Anliegen und Botschaft der Evangelien amüsant und informativ zu vermitteln.
Marcus Backert
Quelle: Religionsunterricht heute. Informationen des Dezernates Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat Mainz 36 (2008), Heft 3, S. 35.