Warum es so schwierig ist, in die Hölle zu kommen

Buchvorstellung - 15.07.2021

Hans Conrad Zander: Warum es so schwierig ist, in die Hölle zu kommen

 

 

Hans Conrad Zander
Warum es so schwierig ist, in die Hölle zu kommen
Paderborn (Bonifatius Verlag) 2021
ISBN 978-3-89710-890-5
288 Seiten
20,00 €

 

Mit der Grundhaltung selbstironischer Katholizität wirft Hans Conrad Zander einen Blick auf oft übersehene Aspekte der Kirchengeschichte und warnt vor der Lauheit, die uns nicht nur einen Platz im Himmel verbauen könnte, sondern auch den Platz in der Hölle.

Hans Conrad Zander blickt auf ein bewegtes Leben zurück: Dominikaner, Stern-Autor, Gastprofessor, Wüstenwanderer und seit 1972 einer der Autoren des „Zeitzeichen“, das, vom WDR produziert und von mehreren Sendern ausgestrahlt, passend zum jeweiligen Datum an historische Ereignisse erinnert. 15 Texte aus dieser Reihe werden im vorliegenden Band zusammengestellt mit 15 überarbeiteten Texten aus einem früheren, inzwischen vergriffenen Buch von Zander. Insgesamt sind es also 30 „himmlische Momente“ aus der Kirchengeschichte der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit.

Überraschende Momente
Wir erfahren von Kaiserin Theodora, die einen Papst absetzte, und Katharina von Siena, die den Papst zwang, seinen Sitz von Avignon nach Rom zurückzuverlegen, und warum beide Frauen zwar sehr mächtig waren, aber nicht den gewünschten Erfolg erzielten. Zanders besondere Zuwendung gilt den Einsiedlern, den Wüstenvätern und anderen Querköpfen wie St. Gallus und Heinrich Seuse. Wir erfahren etwas über die heilige Paula und den Ursprung des Zölibates, den heiligen Dominikus und die Erfindung des Rosenkranzes, Papst Pius V. und den Weg der Schokolade nach Europa, das ambivalente Verhältnis des Ablasspredigers Johannes Tetzel und der Reformatoren Martin Luther und Johannes Calvin zum Geld, schließlich vom Tod des mächtigsten aller europäischen Herrscher durch den Stich einer Mücke.

Wider die Lauheit
Wenn das Buch eine „Botschaft“ hat, dann ist sie verpackt in einer Betrachtung über die göttliche Komödie des Dante Alghieri. Zander stellt fest, dass die 33 Gesänge über das Inferno der bei weitem spannendste Teil des Buches sind; doch die Zuversicht, die Hölle ertragen zu können, weil dort die interessanteren Leute seien, steht Dantes Darstellung des Schicksals der „lauen Seelen“ entgegen, die in sternenloser Nacht dahintreiben und weder in der Hölle noch im Himmel Einlass finden, weil sie sich im Leben weder für das Gute noch für das Böse eingesetzt haben. Wofür Zander sich einsetzt, das nennt er „selbstironische Katholizität“; sein Vorbild ist der heilige Philippo Neri als Gegenmodell zum keuschen Kreuzzugsprediger Bernhard von Clairveaux und zum unkeuschen intellektuellen Spötter Abälard. Die selbstironische Katholizität empfiehlt sich als Gegengift gegen die eher zunehmende Bereitschaft der Frommen, ständig beleidigt zu sein.

Fazit
Das Buch ist überaus unterhaltsam und bringt den Leser immer wieder zum Staunen, weil die übliche Darstellung der Kirchengeschichte in den Lehrwerken zum Religionsunterricht vieles übergeht, was ihren Reichtum ausmacht: Menschen, die sich für etwas einsetzen wie der Dominikaner Dominique Pire, der für seine Flüchtlingshilfe 1958 den Friedensnobelpreis erhielt. Pires Kloster La Sarte, in dem Zander selbst von 1957 bis 1960 wohnte, musste inzwischen einer Tennishalle weichen.