Eckart von Hirschhausen: Mensch, Erde!
Wir könnten es so schön haben
München (dtv) 2021
528 Seiten – mit Abbildungen
Gebunden ISBN 3423282762 24,- €
EBook 19,99 €
Hörbuch-Download 12,99 €
„Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ so lautet der Name einer neu gegründeten Stiftung Eckart von Hirschhausens, und das ist auch das Thema des vorliegenden Buches: Wie hängt unsere Gesundheit mit dem Zustand des Planeten zusammen? Was droht uns, wenn wir unsere Umweltzerstörung einfach fortsetzen, und welche guten Ideen sind auf dem Markt, um das Ziel einer umfassenden Gesundheitsvorsorge - „One Health“ – zu erreichen.
Lernreise
Der Verlag verspricht uns die großen Themen unserer Zeit in überraschenden Zusammenhängen, vor allem geht es um den Zusammenhang „Gesunde Erde – gesunde Menschen“; so heißt nämlich eine von Eckart von Hirschhausen ins Leben gerufene Stiftung, die die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel als Teil der Gesundheitspolitik begreift und umgekehrt. Der Leser begleitet den Autor gleichsam auf seiner Lernreise, die ihn zur Gründung dieser Stiftung im März 2020 geführt hat.
Mensch und Erde
Die einzelnen Kapitel ziehen Parallelen zwischen den gesundheitlichen Bedürfnissen des Menschen und des Planeten; Themen sind Sterblichkeit, Nahrung, Wasser, Luft, Wärme, Konsum, Veränderung, Artenschutz, seelische Gesundheit, Kommunikation und gute Ideen. Ein wichtiges Element des Buches sind Interviews mit prominenten und weniger prominenten Vordenkern wie der Primatenforscherin Jane Goodall, Ulrich von Weizsäcker vom Club of Rome und Antje Boetius vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung.
Schon heute
Durchweg geht es darum, wie sich die klimatischen Veränderungen und das Artensterben auf die Lebensbedingungen des Menschen auswirken werden. Aber es ist nicht nur Zukunftsmusik: Schon heute kosten Hitzewellen Menschenleben, bedrohen Dürren Land- und Forstwirtschaft, begünstigen weltweiter Austausch, die Verstädterung und das Verschwinden ganzer Lebensräume die Ausbreitung von Seuchen. Hirschhausen leugnet nicht die positiven Entwicklungen der letzten Jahrhunderte, die Steigerung der Lebenserwartung, Verbesserung der Versorgung in vielen Teilen der Welt; aber er stellt in drastischen Bildern vor Augen, wie bedroht diese Fortschritte durch die Umweltzerstörung sind.
Hoffnung
Das Buch gibt sich aber nicht dem Katastrophismus hin, im Gegenteil, die Schlusskapitel sind Bewegungen wie Fridays for future (fff) und ihrem Ableger scientists for future, Klimaschutz und Gesundheit (KLUG) und anderen gewidmet. Sie beschreiben lauter gute Ideen für eine lebenswerte Zukunft und fordern den Leser auf, sich zu fragen, wo er sich einbringen kann. Ein Motiv könnte die Religion sein.
Kipppunkte
Es gibt Kipppunkte in der Medizin, wenn sich entscheidet, ob eine Erkrankung sich in Richtung Heilung oder in Richtung Tod entwickelt, es gibt Kipppunkte in der Umwelt, von denen aus Entwicklungen – etwa das Abschmelzen von Gletschern – durch selbstverstärkende Effekte in die eine oder andere Richtung irreversibel werden; doch solche Kipppunkte gibt es auch in der menschlichen Geschichte, zum Beispiel als der Widerstand gegen Katalysatoren in Autos obsolet wurde, und die schwefelhaltigen Abgase verschwanden. In einem visionären Traum von einer friedlichen Welt im Einklang mit der Erde im Jahre 2050, dessen Verwirklichung Hirschhausen, dann 83 Jahre alt, noch miterleben möchte, werden die hoffnungsvollen Aspekte des Buches zusammengefasst.
Hirschhausens Anliegen
Das Versprechen „überraschender“ Zusammenhänge kann das Buch für den nicht erfüllen, der sich mit der Materie bereits befasst hat. Hirschhausens Stärke liegt in der Formulierungskunst des Kabarettisten, der uns über die grotesken Seiten unseres Umweltverhältnisses kopfschüttelnd schmunzeln lässt. Solche Texte wecken bei Schülerinnen und Schülern vielleicht mehr Interesse für die Thematik der Umweltbedrohung als trockene Wissenschaftssprache. Es sei jedoch nicht unterschlagen, dass Hirschhausen sparsam von seiner Kunst Gebrauch macht und manche Reflexionen bis an die Grenze der Langeweile ausufern lässt. Trotzdem ist „Mensch, Erde!“ ein wichtiges Buch, weil es Hoffnung macht und dafür Hirschhausen seine Prominenz in die Waagschale wirft und durch seine Stiftung „Gesunde Erde - gesunde Menschen“ ein organisatorischer Rahmen besteht, in dem hoffnungsfrohe Zeitgenossen sich austauschen und für gesunde Menschen auf einer gesunden Erde arbeiten können.
Dr. Karl Vörckel