Christliche Tierethik (9.-13. Schuljahr)
Erarbeitet von Markus Bürger, Rainer Hagencord, Christiane Steigenberger
EinFach Religion. Interpretationen Unterrichtsmodell
Paderborn: Schöningh [2017]
83 Seiten, 24.00 €
ISBN 978-3-140 5361 96
Dem Plädoyer der Autoren ist kaum zu widersprechen: Es gibt keine Transzendenzerfahrung jenseits einer respektvollen Begegnung mit der Kreatur. Wenn das kompetenzorientiert im Unterricht von den Lernenden erarbeitet werden soll, kommt alles darauf an, welches Material ihnen der Unterrichtende zur Verfügung stellt.
Aus Sicht der Broschüre geht es um den Zusammenhang von Fleischkonsum, Armut und Umweltzerstörung; Schnitzel Essen wird zur Gewissensfrage. Angesprochen wird der erschreckend hohe Anteil des produzierten Fleisches, der in der Abfalltonne landet; konkrete Beispiele berichten von der Vernichtung des brasilianischen Regenwaldes, damit Soja für die Geflügelmast angebaut werden kann. Ganz konkret geht es um die Umleitung des Rio Sao Francesco, mit dem, wenn man dem exklusiv für das Heft geschriebenen Artikel folgt, der sozialistische Präsident Lula da Silva wenige Großproduzenten von Exportgütern begünstigen und dafür hunderttausend indigene und arme Familien um ihre Existenz bringen will.
Die Welt der Tiere sei für die traditionelle Theologie eine terra incognita, behaupten die Autoren. Beleg ist der Katechismus der katholischen Kirche, ausführlich befasst werden die Lernenden durch das angebotene Material mit René Descartes und seinem Dualismus. Der Tradition wollen die Autoren vor allem dadurch entgegenwirken, dass die Wörter kabasch und radah in Genesis 1,28 fortan nicht mehr als unterwerfen und beherrschen, sondern als hüten zu deuten sind. Texte von Erich Zenger, sowie Rainer Hagencord und Anton Rozetter vom Institut für theologische Zoologie werden zur Bearbeitung angeboten.
Zur ethischen Frage „Darf man Tiere töten?“ wird eine Pro-und-Kontra-Gegenüberstellung aus der taz mit den Journalisten Christian Rätsch und Hilal Sezgin angeboten. Daneben ein Bild von mehreren Dutzend Schweinehälften; aufgegeben ist, das Bild zum Thema dieser Diskussion in Beziehung zu setzen. Auch an anderen Stellen empfiehlt das Heft den Einsatz „brutaler“ Bilder. Ähnlich eindeutig ist die Aufgabe, die Aussage eines Plakates mit der Beschriftung „Vegetarier sind Klimaschützer“ zu erläutern.
Mit dem vorgelegten Arbeitsmaterial und den Aufgaben werden die Lernenden zu einer bestimmten Meinung gedrängt. Es ist aber nicht alleine die industrielle Viehzucht, die verheerende Folgen hat. Auch die Produktion von Avocados, Orangensaft, Holz und Schnittblumen zerstört Ökosysteme. Das angebotene Unterrichtsmaterial kann für Unterrichtende nützlich sein – ich würde es nach dem Grundsatz audiatur et altera pars durch Materialien einer ökologisch bewussten Viehwirtschaft ergänzen.
Karl Vörckel