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Synodos - Zusammen auf dem Weg

Schwerpunkt | 13.04.2023

Sexualmoral, priesterliche Lebensformen, Macht, Stellung der Frau: Diese Themen stehen im Mittelpunkt des Synodalen Wegs - dem Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, den die deutschen Bischöfe im Jahr 2019 beschlossen haben. Doch was bedeutet Synodlität eigentlich? Und wie kann das Prinzip als Methode im Religionsunterricht eingesetzt werden? Wir haben Informationen und Ideen zusammenstellt.

 

Seit 2019 finden auf verschiedenen Ebenen der katholischen Kirche synodale Prozesse statt. Eine Gemeinsamkeit haben sie darin, dass alle Stände der Kirche, Weltklerus, Orden und Laien, sich an den Entscheidungen beteiligen können und sollen.

Das bietet einen Anlass, auch im Religionsunterricht über die Rolle des "Synodos" in der Kirche und darüber hinaus nachzudenken:

 


 

Jünger: Jesus Christus hat, als er das Risiko eines gewaltsamen Todes in Jerusalem bewusst einging, kein Buch hinterlassen, keinen Tempel, keine Institution und keine Schule, sondern eine Gruppe: Anhänger, Lehrlinge, Jünger, Schüler – das ist ungefähr das Bedeutungsspektrum des griechischen Wortes matheteus. Mit 3,12 und 70 (72) wird die Zahl der Führungskräfte der ersten Christengeneration angegeben.


Jünger und Konzilien: Der erste Konflikt, den Jesu Anhänger nach seinem Tod zu regeln hatten, war die Frage, wie man mit den Nichtjuden umgehen sollte, die Christen geworden waren. Die Apostel und die Ältesten (apostoloi kai presbyteroi) versammeln sich und beschließen einen Kompromiss. (Apostelgeschichte 15)

Konzilien: Beginnend mit dieser Apostelversammlung kennt die katholische Kirche 21 ökumenische Konzilien, auf denen gesamtkirchlich (ökumenisch) Entscheidungen gefällt wurden, zuletzt das II. Vatikanische Konzil 1963-1965. Die Zahl der lokalen Synoden geht in die Hunderte. Zuletzt hat die deutsche Kirche in der Würzburger Synode 1971-1975 die Umsetzung des Konzils in Deutschland gestaltet.

Reich: Das heilige römische Reich war ebenso, wie es das Papsttum bis heute ist, eine Wahlmonarchie. Nach Tod oder Abdankung des Kaisers trat das Kurfürstenkollegium zusammen, um einen neuen deutschen König zu wählen, der zugleich Anspruch auf den Titel erwählter römischer Kaiser hatte. Unser deutscher Föderalismus ist eine Nachwirkung dieser Konstruktion. Nach dem Tod des Papstes tritt das Kardinalskollegium zusammen, um einen neuen Papst zu wählen. Die kanonische Wahl des Bischofs gibt es nach wie vor in vielen Diözesen, auch wenn der Papst sich im Lauf der Jahrhunderte immer mehr Eingriffsmöglichkeiten gesichert hat.

Das Synodos-Prinzip: Das Wort Synodos enthält die Vorsilbe syn, griechisch für zusammen, und den Stamm odos, griechisch für Weg. Wörtlich müsste man übersetzen: Einen Weg zusammen gehen. Nach diesem Prinzip funktionieren aber nicht nur die vielen Gremien, die Synode genannt werden, sondern auch:

  • Mannschaften, die im Sport erfolgreich sein wollen, Ensembles, die gemeinsam Musik machen oder tanzen, politisch aktive Gruppen, z.B. Fridays for Future, Familien, Gemeinden, Unternehmen, militärische Einheiten, Freundschaftskreise
  • Nicht zuletzt Schulklassen und Lerngruppen im Religionsunterricht

 

Synodos als Methode im Religionsunterricht

Neben der inhaltlichen Ebene eignet sich das Thema Synodalität auch für die methodische Arbeit mit Schülerinnen und Schülern.

Das Synodos-Prinzip heißt im Unterricht: Motivierende, aktivierende Unterrichtsideen sind gefragt, die Lernende dazu bewegen, sich mit ihren Interessen und Fähigkeiten in die gemeinsame Arbeit einzubringen.

Jüngste Erfahrungen in der Online-Bildungsszene lassen sich dahingehend zusammenfassen: Die Phase, wo tausende Akteure jeder für sich Materialien im Internet veröffentlicht und genutzt haben (im Bereich Mathematik gibt es zu manchen Themen mehrere Dutzend OER-Lernvideos, zu anderen Themen gar keine) wird gerade abgelöst; System, Auffindbarkeit, Überblick, organisierte Zusammenarbeit ist der Leitstern. Vielleicht kehrt sich ein auch gesamtgesellschaftlicher Trend um, weil es viele einfach satt haben, dass zum Beispiel bedeutsame rechtsstaatlich angestoßene Infrastrukturprojekte an kleinen Interessengruppen (not in my backyard!) scheitern. In den USA sind es private Initiativen, in Deutschland versucht beispielsweise die Wochenzeitung Die ZEIT, Menschen gegensätzlicher Einstellung miteinander ins Gespräch zu bringen. Auch ein Synodos.

 

Synodos im Onlineunterrichtswerk

Bisher kommen die genannten Inhalte in verschiedenen Themen des OUW vor:

  • Freundschaft: Petrus, Jesus und die Apostel

  • Reformationen und Worms 1521: Luther weigert sich die Konfliktregelungen der Kirche anzuerkennen

  • Bekenntnis: Das Glaubensbekenntnis geht auf Beschlüsse der antiken Konzilien zurück

  • Menschenrechte: Der mühsame Weg zu ihrer Anerkennung im II. Vatianischen Konzil

In unserem Onlineunterrichtswerk werden im Bereich Kirche Unterrichtsideen und Materialien unter dem Tag „Synodos“ für gemeldete Nutzerinnen angeboten. Die Materialien sind für die Klassen 8-10 geeignet. In der Toolsammlung, die zum OUW gehört, sind unter der Überschrift „Lernende beteiligen“ Methoden zusammengestellt, wie Zusammenarbeit und Beteiligung netzbasiert und offline organisiert werden kann. Zum Beispiel ermöglicht ein EtherPAD, wie es unter anderem von der ZUM zur Verfügung gestellt wird, die gemeinsame Arbeit an einem Text. Besonders hervorheben möchten wir das Mitbestimmungsportal „AULA“ und einen 5-seitigen Aufsatz über „Sozialformen“, der sich für den Präsenzunterricht eignet.

 

Quellen:

https://www.dbk.de/themen/bischofssynoden/bischofssynode-synodale-kirche-2021-2024

Themenheft "Synodaler Weg" für den Religionsunterricht - Sonderausgabe der Reihe "themen IM RELIGIONSUNTERRICHT" (tRU 17)

 

Grafik und Text:

Dr. Karl Vörckel

 

 

 

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