Kaum ein religionspädagogisches Handlungsfeld ist seit dem Zweiten Weltkrieg solch kontroversen Diskussionen und dauernden konzeptionellen Verschiebungen ausgesetzt wie der Religionsunterricht. “ Das hat Jürgen Kroth, Religionspädagoge an der Philosphisch-Theologischen Hochschule Vallendar während des Begegnungstags von Schulleitern an Berufsbildenden Schulen im Bistum Trier am 28. und 29. Oktober im Trierer Robert-Schuman-Haus gesagt. Kroth muss es wissen, denn er ist Mitglied der Kommission, die den neuen Lehrplan für den katholischen Religionsunterricht an Berufsbildenden Schulen entworfen hat. Diesen neuen Lehrplan vorzustellen und zu diskutieren war Ziel der Studientagung, zu der die Schulabteilung im Generalvikariat des Bistums Trier und das Landeskirchenamt der evangelischen Kirche im Rheinland eingeladen hatten.
Der neue Lehrplan, vor kurzem von der Lehrplankommission abgeschlossen, liegt derzeit den Ministerien in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und den Kirchen zur Genehmigung vor. Da die Konzeption des neuen Lehrplans sich deutlich von der des alten unterscheidet, war es die Absicht der Trierer Schulabteilung, schon jetzt mit den Schulleitungen die Struktur des Plans und dessen Konsequenzen für Unterrichts- und Schulentwicklung zu diskutieren.
„Der neue Lehrplan stellt hohe Anforderungen an die Fachlichkeit der Religionslehrer; er ist aber auch eine Chance für die Qualitätsentwicklung einer berufsbildenden Schule“, betonte Josef Koch, in der Schulabteilung zuständig für die Berufsschulen. Der bisherige Lehrplan aus dem Jahre 1984 lege vor allem Wert auf Ziele, die der Lehrer im Unterricht anstrebt. Der neue Lehrplan arbeitet an den Kompetenzen der Schüler, setzt also auf begründetes, selbstentdeckendes Lernen der Schüler und Schülerinnen. Diese möchten die Herausforderungen ihres Alltags bestehen. Mit ihren Religionslehrerinnen und Religionslehrern lernen sie deshalb Inhalte der christlichen Tradition als mögliche Leitlinien ihrer Lebensgestaltung entdecken und in die Bewältigung ihres Alltags einzubeziehen, erklärte Koch.
„Es geht nicht darum, den Religionsunterricht der allgemeinen Didaktik einfach unterzuordnen und die bildungspolitischen Tendenzen schlicht zu übernehmen“, betonte Kroth in seinem Vortrag. „Vielmehr muss der Religionsunterricht, wenn er etwas mit der Konstitution von Individuum und Gesellschaft zu tun hat, sich aktiv und selbstbewusst in die aktuellen Bildungsdiskussionen einbringen, weil hier die Grundlagen für die Wirklichkeitswahrnehmung aber auch für die Konstruktion von Wirklichkeit für die Zukunft geschaffen werden.“ In diesem Sinne sei der neue Lehrplan auch integraler Bestandteil und dynamisches Element der Unterrichtsentwicklung.
(UN)