Saarbrücken/Trier/Speyer - Ein Jahr nach der Landtagswahl im Saarland trafen am 14. September in Saarbrücken die Landesregierung und die Spitzen der Bistümer Speyer und Trier zum traditionellen jährlichen Meinungsaustausch zusammen. Bei diesem ersten Gespräch der Bischöfe Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Dr. Stephan Ackermann mit der schwarz-gelb-grünen Landesregierung, an der Spitze Ministerpräsident Peter Müller, betonten beide Seiten ihre Übereinstimmung in vielen politischen Fragen. Darunter das Thema Bildung, bei dem auch die anstehenden Strukturveränderungen beim Übergang vom Kindergarten in die Grundschule besprochen wurden.
Deutlich wurden gemeinsame Grundüberzeugungen, die ein tragfähiges Fundament für eine an christlichen Werten orientierte Bildungs-, Wirtschafts- Sozial- und Umweltpolitik darstellen. Die Katholische Kirche unterstützt die Landesregierung in ihrem Bemühen, mit einer Politik der ökonomischen, sozialen und ökologischen Erneuerung alte politische Gegensätze im Land zu überwinden und zu einem breiteren gesellschaftlichen Konsens in drängenden politischen Fragen zu gelangen.
Das Thema „Bildung“ war einer der Schwerpunkte der Beratungen.
Kirche und Landesregierung sehen in der Bildungsfrage eine zentrale Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Beide Seiten waren sich einig, dass im Mittelpunkt aller Anstrengungen das Wohl der Kinder stehen müsse. Die beiden Bistümer Trier und Speyer begrüßten daher die Absicht der Landesregierung, durch eine moderne Bildungs- und Sozialpolitik allen Kindern und Jugendlichen - unabhängig von ihrer sozialen und ethnischen Herkunft - gleiche und gerechte Bildungschancen zu ermöglichen. Die Kirchen bewerten die Bemühungen des Landes positiv, die Integration von Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen in Regelschulen zu verbessern und eine frühzeitige individuelle Förderung schon im Anfangsunterricht zu gewährleisten. In den letzten Jahren ist im Saarland die Zahl der Kinder mit Behinderung, die in den Regelschulen unterrichtet werden, ständig gestiegen.
Bei den anstehenden strukturellen Veränderungen im Bildungsbereich werden die beiden Bistümer sich konstruktiv einbringen. Einem gleitenden Übergang vom Kindergarten in die Grundschule, wie ihn die saarländische Landesregierung mit einem Kooperationsjahr „Kindergarten-Schule“ anstrebt, stehen die beiden Bischöfe grundsätzlich positiv gegenüber. In dem entsprechenden Modellprojekt sind die katholischen Kindertageseinrichtungen beteiligt.
Opfer in den Mittelpunkt gerückt
Ministerpräsident Peter Müller drückte dem Bischof von Trier, Dr. Stephan Ackermann, seine Anerkennung für die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen aus. „In einer für die katholische Kirche schwierigen Zeit hat sich Bischof Ackermann mutig den über lange Zeit hinweg verdrängten Problemen gestellt und dabei die Interessen der Opfer in den Mittelpunkt gerückt.“
Sonntagsschutz
Beim Thema „Sonntagsschutz“ versicherte der saarländische Ministerpräsident den Kirchen, dass die Landesregierung an ihrer restriktiven Haltung zur Flexibilisierung des Ladenschlusses festhalte. Eine generelle Ladenöffnung an Sonntagen stehe nicht zur Diskussion. Die Sonntagsruhe sei ein erhaltenswertes Stück abendländischer Kultur und sei daher im Interesse des Gemeinlebens unverzichtbar. Lediglich eine probeweise und zeitlich befristete Einführung eines langen Donnerstages – unter besondere Berücksichtigung des „City-Privilegs“ - werde geprüft. Die Kirchenvertreter dankten dem Ministerpräsidenten für die konsequente Haltung und betonten, dass es beim Sonntagsschutz nicht nur um die Gelegenheit gehe, die Gottesdienste zu besuchen. Der freie Sonntag schaffe die Möglichkeit, dass sich möglichst viele Menschen gemeinsam erholen und sich in ihren Angelegenheiten begegnen können. Das jüdisch-christliche Sabbat-Sonntagsgebot sei die mit Abstand älteste und erfolgreichste Sozialgesetzgebung der Menschheitsgeschichte, bekräftigten Bistumsvertreter.
Klimaschutz
Beim Klimaschutz bahnt sich eine neue Zusammenarbeit des Landes mit der Kirche an. So hat das Bistum Trier in einer eigenen Klima-Initiative begonnen, den Verbrauch von Energieressourcen zu mindern. Einer der ersten Schritte ist die Einführung eines flächendeckenden Klimaschutz-Managements für die Liegenschaften des Bistums, davon rund 1.000 im Saarland.
(UN)