Evaluation des Katholischen und Laienspiritualität

Nachrichten | 08.04.2009

Zum Profil katholischer Schulen. Tagung in der Katholischen Akademie Schwerte

Zum zweiten Mal haben die Abteilung Schulpastoral der Hauptabteilung Schule und Erziehung und die Katholische Akademie Schwerte zum Akademietag für Lehrer/innen katholischer Schulen eingeladen. An einem unterrichtsfreien Samstag trafen sich engagierte Lehrer/innen, um thematisch in zwei Workshops Grundfragen von Katholischer Schule zu erörtern.

Domkapitular Joachim Göbel über die "Evaluation des Katholischen"

Das erste Werkstattgespräch über die "Evaluation des Katholischen" leitete Msgr. Joachim Göbel, Leiter der Hauptabteilung Schule und Erziehung. "Evaluation" sei für viele in der Schule ein Zauberwort, für andere wiederum ein Reizwort. Sinnvoll sei eine Überprüfung der Qualität von Unterricht allemal – und sie geschieht seit jeher durch Klassenarbeiten, Tests und vieles andere. Katholische Schulen wollen aber mehr als "guten Unterricht" bieten, sie haben sich ein Profil in das Schulprogramm geschrieben, das vom Geist des Evangeliums bestimmt sein soll. Wie kann man die Qualität dieses Profils erheben? Woran es messen? Welche Kriterien legt man an das "Katholische" in katholischen Schulen an?

Göbels Definition von Evaluation in der Schule meint zunächst Wertschöpfung und Wertschätzung, und im Hinblick auf die christliche Perspektive findet dieser Wert seinen Ausdruck in der Hoffnung, im Bemühen um Klarheit und in der Übernahme von Verantwortung. Hoffnung meint die Möglichkeit der Erfahrung von Glauben, das Erleben gemeinschaftlichen Ausdrucks religiöser Freude. Hoffnung ist aber auch die Hineinnahme der Aspekte von Erlösung, z.B. der Umgang mit Tod, Leid, Versagen und Schuld. Klarheit im Bemühen um Wissen, das den Schülerinnen und Schülern hilft, sich in der Welt und im eigenen Leben zurecht finden zu können. Letztlich will Katholische Schule ihre Schülerinnen und Schüler befähigen, sich als Bestandteil der Gesellschaft zu verstehen, die aktiv Verantwortung in Kirche und Welt übernehmen. Diesen grundsätzlichen Überlegungen schloss sich eine engagierte Diskussion in Arbeitsgruppen an.

TeilnehmerInnen diskutieren Laienspiritualität Intensiv diskutierten die Teilnehmer der Akademietagung das Thema Laienspiritualität in den Arbeitsgruppen, angeregt durch Dr. Ulrich Dickmann.

Der zweite Workshop sensibilisierte für das Thema "Laienspiritualität" und die Frage, wie man sie in katholischen Schulen fruchtbar machen könne. Dr. Ulrich Dickmann, stellvertretender Direktor der Katholischen Akademie Schwerte, entwarf eine Skizze des oft übersehenen Phänomens, das einen Schwerpunkt der Forschungsarbeit der Akademie darstellt – dokumentiert in der Buchreihe "Felderkundungen Laienspiritualität". Nach der allgemeinen Bestimmung von Spiritualität wurde der Begriff des Laien problematisiert. Mit dem Mittelalter wurden innerkirchlich Kleriker und Ordensleute als "Profis" in Sachen Spiritualität verstanden; den "Laien" wurde lediglich eine vom geistlichen Stand abgeleitete Spiritualität zuerkannt; als Nicht-Kleriker versahen sie den weltlichen Dienst. Das 2. Vatikanische Konzil wertete die Stellung der Laien auf: Kirche leitet sich nicht her vom priesterlichen Amt, sondern vom biblischen Gedanken des Volkes Gottes her, zu dem jede/r Getaufte gehört. Doch schon im 15. Jahrhundert drückt sich in der "Devotio moderna" und bei Nikolaus von Kues das erstarkte Selbstbewusstsein der Laien aus: Sie leben – auch ohne tiefere Kenntnis von Theologie und Philosophie – durch ihre alltägliche Praxis einen eigenen, unverstellten Zugang zu Gott. Auch in der Bibel finden sich Spuren von Laienspiritualität: etwa in den Vätergeschichten des Alten Testaments, wo die Familie sich in allen Lebensbereichen in einem persönlichen Verhältnis zu Gott weiß.

Laienspiritualität steht insgesamt in Beziehung zur offiziellen Religion und ihren Schulen von Spiritualität, speist sich aber aus Erfahrungen, die tief ins Menschsein selbst eingewoben sind. Dieser Rückgang ins Eigene ist es, der Laienspiritualität kennzeichnet. Konkretisiert wurde dies anhand von Feldern, in denen sich Laienspiritualität vollzieht: das genealogisch-lineare Zeitverständnis des Familienverbundes, der besondere Ort (die private Wohnung als »Hauskirche«), die primären Beziehungen (zwischen Eheleuten, Eltern-Kindern usw.) als Beziehungen zu den unverrechenbaren Anderen, das Ereignis der Geburt (verdankte Existenz), Erziehung und Bildung.

Sorge tragen für das spirituelle Profil der Schule

Lehrer/innen an katholischen Schulen sehen sich als Laien zunehmend herausgefordert, für das spirituelle Profil und die Pastoral ihrer Schule Sorge zu tragen. Der Workshop lud dazu ein, hier die eigenen Kompetenzen zu entdecken und einzubringen. Im Schulalltag müssen hierzu eigene Zeiten und Räume geschaffen werden, an denen die spirituelle Kompetenz der Schüler lebendig werden kann, z.B. in von Schülern vorbereiteten Gottesdiensten, Morgengebeten, Orientierungstagen. Die Lehrer dürfen sich dabei (und auch etwa im Religionsunterricht) als "Hebammen" verstehen, die mit einer authentischen Selbstverständlichkeit den Schülern helfen, ihre eigenen spirituellen und religiösen Erfahrungen zu erschließen. Dass dafür entsprechend Zeit zur Verfügung gestellt und den Lehrenden Wertschätzung entgegengebracht wird, wurde einhellig als Wunsch an den Schulträger artikuliert.

Quelle: www.akademie-schwerte.de

Weitere Informationen: http://www.irum.de

Bild 1: Domkapitular Joachim Göbel, Leiter der Hauptabteilung Schule und Erziehung,  Bild 2: Intensiv diskutierten die TeilnehmerInnen der Akademietagung in den Arbeitsgruppen.

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(UN)

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