MÜNCHEN.- Der konfessionelle Religionsunterricht hat nach Auffassung des Erzbischofs von München und Freising, Reinhard Marx, auch in einer offenen Gesellschaft in der Schule seinen richtigen Ort und muss ihn dort auch behalten. Er sei ein starkes und anspruchsvolles Fach von außerordentlicher Bedeutung für das kulturelle Gedächtnis, letztlich für die Zukunft der ganzen Gesellschaft, sagte er am Dienstag Abend, 18. November, vor Religionslehrern aller Schulgattungen bei einem von der Hanns-Seidel-Stiftung in München
veranstalteten Fachkongress zum Thema „Religionsunterricht in offener Gesellschaft“.
Marx rief dazu auf, sich mit Argumenten an der geistigen Auseinandersetzung um die Zukunft und Positionierung des Religionsunterrichtes kämpferisch zu beteiligen. „Wir müssen für unsere Einsichten kämpfen“, sagte er wörtlich. Die Auseinandersetzung um den Religionsunterricht sei keine schulinterne Debatte. Sie sei verzahnt mit anderen gesellschaftlichen Debatten. Letztlich gehe es um die gemeinsamen Werte in der Gesellschaft, nicht um Privilegien der Kirche.
Der Erzbischof wies auf die Situation in Berlin hin, wo der Eigenwert des Religionsunterrichtes nicht mehr gesehen werde. Dort ist der Religionsunterricht kein ordentliches Lehrfach. Dagegen ist Ethik als allgemein verpflichtendes Fach eingeführt worden, so dass christliche Schüler, die den Religionsunterricht besuchen wollen, dies zusätzlich zum verpflichtenden Ethikfach tun müssen. Eine Berliner Bürgerinitiative „pro reli“ kämpft dafür, den Religionsunterricht als gleichberechtigte
Alternative zum Ethikunterricht anzuerkennen, wie das in den meisten anderen Bundesländern garantiert ist.
Auch in Bayern gebe es Parteien, die das gerne so gehandhabt wissen würden wie in Berlin, sagte Marx. Allerdings sei der Sinn für den Wert des Religionsunterrichtes in Bayern noch präsent. Aber es gelte auch hier, darum zu kämpfen. Die Kirchen hätten in dieser Situation den Auftrag, mit einem „lebendigen Evangelisierungswillen“ deutlich zu machen, dass christlicher Glaube ein Potential für die Zukunft sei. Religion sei keine vergangene Welt, die verschwinden müsse. Es gehe vielmehr darum, „im Glauben die Vernunft weiterzuführen“. „Wir sind nicht die Nachhut, sondern die Vorhut der Gesellschaft“, sagte Marx. (Erzbischöfliches Ordinariat München/Pressestelle)
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(UN)