In Erfurt erschließen Studierende der Theologie den Weihnachtsmarktbesuchern den Sinn von Advent und Weihnachten.
Freitag, 14.12.
Zwischentöne (Allerheiligenkirche 17 Uhr)
Erlebnisrundgang (Dom 16-18 Uhr)
Sonntag, 16.12.
Zwischentöne (Dom [!] 15 Uhr)
Erlebnisrundgang (Dom 16-18 Uhr)
Adventsegen (Domstufen 11 Uhr)
Dienstag, 18.12.
Die Krippe entdecken (Krippe/Weihnachtsmarkt 14-16 Uhr)
Mittwoch, 19.12.
Die Krippe entdecken (Krippe/Weihnachtsmarkt 14-
In Erfurt erschließen Studierende der Theologie den Weihnachtsmarktbesuchern den Sinn von Advent und Weihnachten.
Erfurt (BiP). Der Weihnachtsmarkt in Erfurt ist reich an Attraktionen und zieht jedes Jahr Besucherinnen und Besucher aus ganz Deutschland in die Thüringer Landeshauptstadt. Aber etwas scheint noch gefehlt zu haben, und diese „Marktlücke“ haben Sudierende der Theologie und deren Dozentinnen gefüllt.
Unter dem Motto „Folge dem Stern!“ erschließen sie den Weihnachtsmarktbesuchern den christlichen Hintergrund von Advent und Weihnachten. Und das kommt an: „Die Leute sind von unseren Angeboten sehr, sehr angetan. So etwas Besinnliches habe noch gefehlt, hören wir oft“, freut sich Maria Widl, Pastoraltheologin an der Katholisch-Theologischen Fakultät. Die Professorin hatte die Idee zu diesem „Ökumenischen Universitätsprojekt am Weihnachtsmarkt“, wie das Unternehmen akademisch verklausuliert heißt. Was daraus entstanden ist, sei einmalig in Deutschland und so noch nicht durchgeführt worden, sagt Widl.
Fünf Einzelprojekte gibt es, jeweils von einer Studentengruppe entwickelt und umgesetzt: Besucher werden in einer Audioführung durch die Dunkelheit des für die breite Öffentlichkeit geschlossenen (und daher ruhigen) Erfurter Domes geführt – hin zu beleuchteten Orten und Kunstwerken, um die biblische Weihnachtsgeschichte und ihre Botschaft für heute kennen zu lernen. In der benachbarten Severikirche haben die Projektteilnehmer eine Oase der Stille geschaffen, damit man sich vom vorweihnachtlichen Stress erholen kann. Unweit der beiden Kirchen, auf den Domstufen, besteht die Möglichkeit, sich persönlich von einem Priester segnen zu lassen. Und „Zwischentöne“ sind in der Allerheiligenkirche zu vernehmen: Texte und Musik, die einstimmen auf Weihnachten als Fest der Geburt Jesu Christi und auf den Advent als die Vorbereitungszeit dazu. Auch auf dem Weihnachtsmarkt selbst sind die Studenten aktiv. An der Weihnachtskrippe auf dem Domplatz erklärt eine Infomappe Hintergründe und Darstellung der Krippe mit ihren mannshohen Figuren. Die angehenden Theologen stehen als Gesprächspartner bereit.
Die Weihnachtskrippe war es auch, die letztlich das Universitätsprojekt angestoßen hat, erzählt Maria Widl. „Die Idee zu einer solchen Aktion ist bei mir über viele Jahre gewachsen. Den auslösenden Impuls gab dann eine Diplomarbeit, für die ein Student Interviews auf dem Weihnachtsmarkt gemacht hatte. Darin berichtet er von den Vermutungen einiger Schüler, wen oder was die Krippenfiguren darstellen. Viel Stroh sei zu sehen, eine Frau, ein Mann, ein Baby, also, schlußfolgerten die Schüler, müsse es sich um das Märchen vom Rumpelstilzchen handeln.“
Weihnachten fasziniert zwar die meisten Menschen, doch immer weniger wissen um den christlichen Grund dieses Festes. „Wenn man es kämpferisch formulieren will, wollen wir mit unseren Aktivitäten Weihnachten ein Stück rückerobern und nicht denen überlassen, die es als Konsumfest und Happening gestalten“, umreißt die Pastoraltheologin die Zielsetzung. Ein Brückenschlag solle gewagt werden – vom christlichen Fest zur säkularen Kultur.
Widl wörtlich: „Wir Christen feiern jetzt Advent – eine Zeit der Stille, der Dunkelheit, der wachsenden Erwartung. Wir erwarten, dass uns Gott entgegen kommt, uns ganz nahe kommt, selbst Mensch wird. Und an Weihnachten erinnern wir diese Menschwerdung nicht nur. Wir erfahren, dass Gott uns nahe ist und unser Leben begleitet.“ Das sei der Kern von Weihnachten und der müsse von den Kirchen immer wieder neu inmitten der Kultur erzählt werden, betont Maria Widl. „Schließlich gilt diese Botschaft allen Menschen.“
Professor Widl hatte keine Mühen, Studenten für das Weihnachtsmarktprojekt zu begeistern, dessen Vorbereitung im Sommersemester begann. Ökumenisch wurde es, als sich eine Gruppe vom Institut für Evangelische Theologie/Religionspädagogik mit ihrer Professorin Andrea Schulte anschloss. Auch mit dem Marktamt, das den Weihnachtsmarkt organisiert und verwaltet, gab es keinerlei Probleme. Im Gegenteil sogar: „Wir wurden von Anfang an sehr freundlich unterstützt. Das Marktamt sah in unserem Projekt eine zusätzliche Attraktion“, schildert Maria Widl die erfreuliche Reaktion.
Skepsis äußerte sich eher in kirchlichen Kreisen. Mit einem solchen Vorhaben könne man höchstens Kinder ansprechen, meldeten einige Seelsorger und Gemeindereferentinnen ihre Bedenken an. Breite Unterstützung gab es dagegen von der Domberggemeinde, den Pfarrern der Erfurter Innenstadt und von Weihbischof Reinhard Hauke, dessen Angebote für Nichtchristen weit über das Bistum Erfurt hinaus bekannt sind.
In gewisser Weise sollten die Skeptiker Recht behalten: Kinder lassen sich gerne von den Aktionen der Studenten ansprechen. Jugendliche und Erwachsene jeden Alters allerdings nicht weniger. „Wir haben festgestellt, dass alle Projekte gleich gut angenommen werden. Weil der Anteil der Touristen auf dem Weihnachtsmarkt sehr hoch ist, erreichen wir natürlich auch viele Touristen“, zieht Professor Widl eine Zwischenbilanz. Sie schätzt das Verhältnis von Touristen und Erfurtern auf 60 zu 40.
Wegen der auswärtigen Besucher sei der Anteil derjenigen, die kirchlich sozialisiert sind, höher als in Thüringen üblich, wo nur rund 30 Prozent der Bevölkerung einer Kirche angehören. Eine wissenschaftliche Auswertung werden die Projektteilnehmer später erstellen. Für die Buchreihe „Erfurter Theologische Studien“ ist eine Publikation geplant.
Doch bis dahin stehen noch etliche Projektstunden an. „Die meisten Leute, die ein Projekt nutzen, haben es erst auf dem Weihnachtsmarkt entdeckt“, schildert Professor Widl eine weitere Erfahrung. Geworben habe man mit Plakaten, Karten und über die Medien. „Doch als am effektivsten haben sich unsere leuchtend gelben Banner mit dem Motto ‚Folge dem Stern’ erwiesen. Die hängen an jedem Projektort. Zusätzlich tragen alle Beteiligten gelbe Schals. Wir sind selbst überrascht, wie oft wir angesprochen werden.“
Dabei nehmen die Projektler auch Anregungen entgegen und ändern, wenn es notwendig ist, ihr Konzept. „Einige Besucher wünschten sich beispielsweise eine etwas gedämpftere Beleuchtung in St. Severi. Für englischsprachige Touristen übersetzt momentan eine Studentin die Infomappe für die Weihnachtskrippe und eine zusätzliche wird speziell für Kinder erarbeitet“, berichtet Maria Widl von den Anstrengungen der Studenten, die sich von Tag zu Tag mehr begeistern. „Man merkt, dass ihnen die Sache wichtig ist und Spaß macht“, freut sich die Professorin. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen, die frohe Botschaft des Weihnachtsfestes zu vermitteln und Rumpelstilzchen vergessen zu lassen. (Peter Weidemann)
Termine des Weihnachtsmarktprojektes:
Freitag, 14.12.
Zwischentöne (Allerheiligenkirche 17 Uhr)
Erlebnisrundgang (Dom 16-18 Uhr)
Sonntag, 16.12.
Zwischentöne (Dom [!] 15 Uhr)
Erlebnisrundgang (Dom 16-18 Uhr)
Adventsegen (Domstufen 11 Uhr)
Dienstag, 18.12.
Die Krippe entdecken (Krippe/Weihnachtsmarkt 14-16 Uhr)
Mittwoch, 19.12.
Die Krippe entdecken (Krippe/Weihnachtsmarkt 14-16 Uhr)
Stille (Severikirche 17.30-19.30 Uhr)
Erlebnisrundgang (Dom 16-18 Uhr)
Adventsegen (Domstufen 17 Uhr)
Donnerstag, 20.12.
Zwischentöne (Dom [!] 15 Uhr)