Menschsein unterm Mikroskop

Nachrichten | 29.09.2007
Jahrestagung der Religionslehrer/innen in Speyer

Speyer (26.09.2007). "Stellen Sie sich vor, Sie sind als scheinbar gesunder Mensch womöglich Träger einer unheilbaren Erbkrankheit - würden Sie es wissen wollen? Wirklich?" Immer wieder sprach Wolfram Henn seine 85 Zuhörerinnen und Zuhörer direkt und persönlich an. Der Mediziner,
Professor für Humangenetik an der Universität des Saarlandes und seit neuestem Mitglied des Ethikbeirates der Bundesärztekammer, war Hauptreferent bei der diesjährigen Jahrestagung der Religionslehrer/innen an Gymnasien und Gesamtschulen im Bistum Speyer, die im September in
Speyer stattfand.  

Jahrestagung der Religionslehrer/innen in Speyer

SPEYER.- "Stellen Sie sich vor, Sie sind als scheinbar gesunder Mensch womöglich Träger einer unheilbaren Erbkrankheit - würden Sie es wissen wollen? Wirklich?" Immer wieder sprach Wolfram Henn seine 85 Zuhörerinnen und Zuhörer direkt und persönlich an. Der Mediziner,
Professor für Humangenetik an der Universität des Saarlandes und seit neuestem Mitglied des Ethikbeirates der Bundesärztekammer, war Hauptreferent bei der diesjährigen Jahrestagung der Religionslehrer/innen an Gymnasien und Gesamtschulen im Bistum Speyer, die im September in
Speyer stattfand.  

Anschaulich und lebendig verstand es der Wissenschaftler, seinen Zuhörerinnen und Zuhörern mit einem Blick auf "Menschsein unterm Mikroskop" - so der Titel der Veranstaltung - ein Bild von "Theorie und Praxis der Humangenetik" zu verschaffen. Nach einem Überblick über die
Entwicklung des humangenetischen Kenntnisstandes ging er auf Probleme im Zusammenhang mit genetischer Diagnostik ein und legte dar, dass der verfeinerte Kenntnisstand nicht nur Probleme zu lösen hilft, sondern neue ethische Probleme erzeugt: etwa wenn es um die Frage geht, ob ein Arbeitgeber vor Einstellung eines Mitarbeiters in bestimmten Fällen einen
Gentest verlangen darf. Die Vor- und Nachteile verschiedener Methoden wie Pränatal- (also vorgeburtlicher) und Präimplantations- (vor Einpflanzung einer befruchteten Eizelle bei künstlicher Befruchtung) Diagnostik wog er sorgfältig gegeneinander ab und bereitete so die ethische Urteilsfindung seiner Zuhörer vor ("Da sind Sie jetzt dran!").

In einem zweiten Teil seines Vortrags beschäftigte er sich mit den Auswirkungen des humangenetischen Kenntnisstandes auf das Menschenbild. Es gebe keine "guten" oder "schlechten" Gene; jeder Mensch müsse mit mehr oder weniger beeinträchtigenden Gendefekten leben und mit der Möglichkeit rechnen, kranke Nachkommen zu zeugen. Genetische Mutationen, die Krankheiten hervorbringen könnten, seien gleichzeitig die Voraussetzung der Entwicklung - auch hin zu menschlichem Leben. So sei letztlich auch die Menschenwürde abhängig von genetischen Eigenschaften. "Der Mensch ist der Evolution unterworfen!", resümierte Henn.

In mehreren Arbeitskreisen vertieften die Religionslehrer/innen das Thema. Da ging es beispielsweise um die Pränataldiagnostik, die moderne Fortpflanzungsmedizin oder die Problematik des "Dopings" durch Genmanipulation. Dr. Irina Kreusch von der Schulabteilung des
Bischöflichen Ordinariates, die die Tagung vorbereitet hatte und leitete, hatte jeweils ausgewiesene Fachleute als Arbeitskreisleiter gewinnen können.

Geistlicher Höhepunkt der Tagung war ein stimmungsvoller abendlicher Gottesdienst in der Domkrypta, den Domkapitular Dr. Christoph Kohl, der Leiter der Schulabteilung, mit den Teilnehmern der Jahrestagung feierte.

Im Rahmen der Jahrestagung hielt die Vereinigung Katholischer Religionslehrerinnen und -lehrer an Gymnasien in der Diözese ihre jährliche Hauptversammlung ab. Themen waren neue Lehrpläne sowie die Ausbildung kirchlicher Lehrkräfte. Die Satzung ihrer fast dreißig Jahre alten Vereinigung wollen die Mitglieder bis zum nächsten Jahr überarbeiten.

Quelle: VKRG

Folgen Sie rpp-katholisch.de via     Facebook     Twitter     Newsletter