LIMBURG/Wiesbaden.- Im hessischen Teil des Bistums Limburg zeigt sich ein dramatischer Unterrichtsausfall im Fach Religion: Im jetzt zu Ende gehenden Schuljahr hatten nach einer am Donnerstag veröffentlichten Statistik zum Religionsunterricht an Hessens Schulen nur 54 Prozent aller katholischen Schüler Religionsunterricht. „Die Zahlen sind wirklich erschreckend“, betont Dr. Eckhard Nordhofen, Bildungsdezernent des Bistums Limburg. &
Bistum Limburg schockiert über Statistik: Paradoxe Situation durch Pisa-Effekt
LIMBURG/Wiesbaden.- Im hessischen Teil des Bistums Limburg zeigt sich ein dramatischer Unterrichtsausfall im Fach Religion: Im jetzt zu Ende gehenden Schuljahr hatten nach einer am Donnerstag veröffentlichten Statistik zum Religionsunterricht an Hessens Schulen nur 54 Prozent aller katholischen Schüler Religionsunterricht. „Die Zahlen sind wirklich erschreckend“, betont Dr. Eckhard Nordhofen, Bildungsdezernent des Bistums Limburg.
Die amtlichen Zahlen für Frankfurt und die Landeshauptstadt Wiesbaden sind noch schlechter. Laut Statistik wurden in Frankfurt lediglich 42,9 Prozent der katholischen Schüler tatsächlich im Fach katholische Religion unterrichtet, in Wiesbaden sogar nur 40,6 Prozent.
Fachleute führen den hohen Unterrichtsausfall im Fach Religion auf den so genannten „PISA-Effekt“ zurück. Weil im internationalen Vergleich nur Fremdsprachen, Naturwissenschaften, Mathematik und Deutsch untersucht werden, versuchen die Schulen dort besonders gut abzuschneiden und legen daher auch mehr Wert auf diese so genannten „harten Fächer“. Das Fach Religion müsse sich da offenbar hinten anstellen, obwohl es eigentlich genug Religionslehrer gibt. Sie werden nur nicht entsprechend eingesetzt, beklagt das Bistum Limburg.
„Die Situation des Religionsunterrichts ist paradox. Wo er erteilt wird, genießt er eine überdurchschnittliche Akzeptanz“, kommentiert das Bistum Limburg die Situation. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten immer wieder, dass Eltern viel Wert auf den Religionsunterricht legen - auch im Raum Frankfurt. Das liegt nach Überzeugung des Bildungsexperten Nordhofen vor allem daran, „dass die Religionspädagogen Wert auf solides Wissen in Religionsfragen legen und den Unterricht nicht - wie in der Vergangenheit gelegentlich beklagt - zum Plauderstündchen verkommen lassen“. Dass Religionsunterricht keineswegs ein Auslaufmodell ist, lässt sich auch daran ablesen, dass immer mehr ungetaufte Kinder das Fach Religion wählen: „Ihre Zahl übertrifft längst die Zahl derer, die sich vom Religionsunterricht abmelden.“ Auch die hessische Landesregierung weiß um die Verantwortung der Schulen und der christlichen Kirchen, wenn es um eine werteorientierte Erziehung der Jugend geht. „Umso erschreckender ist, dass im Fach Religion so viel Unterricht ausfällt“, meint Nordhofen.
Der dramatische Unterrichtsausfall könnte nach Einschätzung des Bistums schnell eingedämmt werden, wenn im neuen Schuljahr Religionslehrerinnen und Religionslehrer mit einer größeren Stundenzahl in ihrem Fach auch eingesetzt würden. Wenn an Schulen tatsächlich Lehrkräfte für Religion fehlen, müsste dies bei den Stellenanforderungen stärker berücksichtigt werden. Das Kultusministerium hat zugesichert, sich verstärkt um den Unterrichtsausfall zu kümmern. Das Bistum Limburg unterstützt das Land Hessen hier, indem zahlreiche Unterrichtsstunden von kirchlichen Mitarbeitern gehalten werden. Hinzu kommt die religionspädagogische Arbeit der fünf Ämter für katholische Religionspädagogik in den hessischen Landesteilen des Bistums.