Für dieses Modellprojekt werden Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Schule, Jugendhilfe, Sozialpädagogik, Psychologie gesucht. Ihre Aufgabe, Gesprächspartner für die Schulen sein.
OSNABRÜCK.- Die Amokläufe am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt und in der Geschwister-Scholl-Realschule in Emsdetten, tätliche Angriffe auf Lehrkräfte in Meissen, Aachen und Kamenz, aber auch eine "Todesliste" aus Osnabrück, haben gezeigt, dass es Schüler gibt, die auch in Deutschland auf Lebens- und Schulprobleme mit verzweifelter Gewalttätigkeit reagieren. Ein Blick auf ihre Lebensumstände offenbart, dass sie ihre Wut mitunter in sich hineinfressen, weil sie keine Ansprechpartner finden, die in der Lage sind, den Frust, der sich aufgestaut hat, vertrauensvoll abzuarbeiten. Diese Lücke will das bislang einmalige Modellprojekt "Fliegende Schulpartner" schließen, welches in diesen Tagen von der Universität Osnabrück, der Heiligenwegschule Osnabrück und dem Weißen Ring initiiert wurde.
"Es fehlen anonym bleibende Gesprächspartner mit anerkannter Schulerfahrung,
außerhalb der schulischen Entscheidungsstrukturen, die keine Rechnung ausstellen, sondern ehrenamtlich aus gesellschaftlichem Engagement zu helfen versuchen", umschreibt Prof. Dr. Hans-Dieter Schwind vom Fachbereich Rechtswissenschaften der Universität Osnabrück die Initiative. Der ehemalige Justizminister Niedersachsens, der zusammen mit Prof. Dr. Claudia Solzbacher (Fachgebiet Schulpädagogik) und dem Schulleiter der Osnabrücker Heiligenwegschule, Walter Altenhoff, das Projekt leitet, möchte auch die Lehrkräfte unterstützen, die Probleme mit einzelnen Schülern oder Schulklassen haben und diese Problematik gern mit Kolleginnen oder Kollegen außerhalb der eigenen Schule durchsprechen möchten. "Dass solche Gespräche nicht zustande kommen, hat oft mit der Sorge zu tun, dass Schwierigkeiten bekannt werden oder sogar in den Personalakten vermerkt werden könnten", ergänzt Prof. Solzbacher.
Das Projekt, unterstützt vom niedersächsischen Kultusminister Bernd Busemann, will Gesprächspartner anonym bereitstellen: nicht mehr, aber auch nicht weniger. "Gedacht ist an eine Hilfe, die bürokratische Hindernisse "überfliegt" und deshalb rasch zur Verfügung steht", sagt Silvia Sprinkmann, Außenstellenleiterin des Weißen Rings Osnabrück. Die bekannte Opferorganisation "Weißer Ring" ist Träger des Projektes. Koordiniert wird die Initiative zudem von Kriminaldirektor a. D. Ernst Hunsicker, der früher den Präventionsverein Osnabrück mit aufgebaut hat.
Gesucht werden für dieses Modellprojekt nun noch weitere Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Schule, Jugendhilfe, Sozialpädagogik, Psychologie, die sich als Gesprächspartner für die Schulen zur Verfügung stellen möchten. Wer mitmachen will oder sich für das Modellprojekt interessiert, kann sich an den
Weißen Ring Osnabrück
Lortzingstraße 15,
49124 Georgsmarienhütte
Tel. 05401-460339, wenden.
Die nächste Sitzung der Mitglieder des Modellprojektes findet am Dienstag, 12. Dezember um 18.30 Uhr im Gebäude der Universität Osnabrück, Heger-Tor-Wall 9, Zi. E13, statt.
(UN)