(Quelle: Klaus Landry)

Drei Fragen an...

Nachrichten | 12.07.2024

...neue Religionslehrkräfte. Warum entscheiden sich Pädagoginnen und Pädagogen heute für das Fach Katholische Religion? Im Bistum Speyer haben insgesamt 36 Lehrkräfte ihre Missio Canonica erhalten – vier von ihnen erzählen im Interview von ihren Wünschen und Vorstellungen rund um den Religionsunterricht.

 

„Als Religionslehrerin, als Religionslehrer, befinden Sie sich auf keinem kirchlichen Nebenschauplatz. Sie sind an einer entscheidenden Schnittstelle religiöser Kommunikation tätig“, sagte der Speyerer Weihbischof Otto Georgens im Rahmen der Verleihung der kirchlichen Unterrichtserlaubnis am 17. Juni. Er bezeichnete die neuen Religionspädagogen als „Nachfolge Jesu“, deren Aufgabe es sei, „für die Dimension des Glaubens Neugierde zu wecken und Zugänge aufzuzeigen“. Maximilian Schneider (Grundschullehrer), Sabine Thull (Realschullehrerin), Franziska Disque (Gymnasiallehrerin) und Elisabeth Walz (pädagogische Fachkraft an der Förderschule) erzählen im Interview was das für sie konkret bedeutet.

 

Was begeistert euch am Religionsunterricht?

Maximilian Schneider: Am Religionsunterricht begeistert mich vor allem, dass er sich deutlich von den anderen Schulfächern unterscheidet, indem er eine besondere Atmosphäre schafft. Er ist ein Ort der Gemeinschaft, an dem Schülerinnen und Schüler offen über ihre Gefühle und das, was ihnen auf dem Herzen liegt, sprechen können. Es ist ein Raum, in dem wir miteinander singen und biblische Geschichten erzählen, die trotz ihres Alters noch heute aktuell sind. Diese Geschichten bieten den Kindern die Gelegenheit, sich selbst wiederzufinden und tiefgehende Gespräche zu führen.

Franziska Disque: Religionsunterricht ist für mich ein unglaublich vielfältiges Fach. Es bietet so viele Einblicke in Religion(en), aber auch in ethische Fragen, Werte und gesellschaftliche Themen. Darüber hinaus haben Schülerinnen und Schüler im Religionsunterricht stets die Chance, mitzureden. Jeder und jede kann etwas beitragen und den Unterricht mit der eigenen Meinung und Perspektive bereichern. Das ist unglaublich schön und begeistert mich jedes Mal aufs Neue.

Elisabeth Walz: Religionsunterricht, so wie ich ihn an meiner Förderschule für ganzheitliche Entwicklung erlebe, ist schon etwas Besonderes: Für mich ist es immer schön zu sehen, dass selbst die Erstklässler die Atmosphäre im Religionsunterricht sehr genießen, sich auf religiöse Themen einlassen und diese dann ganzheitlich mit allen Sinnen erleben. Es herrscht einfach eine ganz „bezaubernde“ Stimmung und die Schülerinnen und Schüler freuen sich richtig auf meine „Relikiste“ und was heute wohl drin sein mag. So können alle, egal welcher Konfession (bei uns findet konfessionsübergreifender Religionsunterricht statt) oder Schwere der Beeinträchtigung, Gemeinschaft erleben.

Sabine Thull: Das Lehramt ist für mich seit über zwanzig Jahren eine große Lebensaufgabe. Die Nachqualifikation als katholische Religionslehrerin stellt für mich dabei eine ganz besondere Bereicherung dar. Meine aus verschiedensten Verhältnissen kommenden Schülerinnen und Schüler für die Botschaft Jesu zu begeistern, mich mit ihnen über religiöse Themen auseinanderzusetzen und zusammen mit ihnen christliche Gemeinschaft zu erleben, steht im Mittelpunkt meines Engagements. Dies fordert und erfüllt mich auf einer sehr persönlichen Ebene, weit über den üblichen Fachunterricht hinaus, es setzt allerdings auch viel Durchhaltevermögen voraus.

Wie sieht eurer Meinung nach der Religionsunterricht der Zukunft aus?

Maximilian Schneider: Ich sehe den Religionsunterricht der Zukunft als eine Weiterentwicklung hin zum sogenannten „konfessionell-kooperativen Religionsunterricht“, der derzeit auch im Bistum Speyer erprobt und vermutlich die zukünftige Unterrichtsform sein wird. Außerdem liegt es mir persönlich am Herzen, dass der Religionsunterricht auch künftig seine Bedeutung behält und nicht durch ein Alternativfach ersetzt wird. Denn neben aller Wichtigkeit von Lesen, Schreiben und Rechnen ist das Fach Religion auch weiterhin von großer Relevanz für die ganzheitliche Entwicklung von Kindern.

Sabine Thull: Die Kinder müssen sich in ihrem Alltag abgeholt fühlen und eine persönliche Verbundenheit erfahren. Der Unterricht sollte sich von einem Vermittlungs- in einen religiösen Erlebnisraum umgestalten, der die Kinder spüren lässt, dass hier jeder einzelne als Geschöpf Gottes wertgeschätzt wird, egal mit welchen Fähigkeiten und Schwächen er ausgestattet ist. Dieser Unterricht braucht Zeit und Offenheit, er beteiligt die Kinder mit ihren Ideen und Gedanken an der Gestaltung und honoriert jeden, der sich, so gut er kann, auf die Botschaft Jesu einlässt und an deren Umsetzung mitwirkt. Die Freude darüber, sich hierbei eingebracht zu haben, ernst genommen worden zu sein, versetzt Berge und öffnet Wege, christliche Werte als sinnvoll zu erfahren und als Teil des eigenen Lebenskonzeptes zu übernehmen. Wenn es uns in enger Zusammenarbeit mit unseren evangelischen Kollegen und Kolleginnen gelingt, aus unseren Religionsstunden immer wieder ein kleines Pfingstereignis werden zu lassen, haben wir sehr viel bewirkt.

Was möchtet ihr euren künftigen Schülern mit auf den Weg geben?

Elisabeth Walz: Der Religionsunterricht schafft die Grundlage für Toleranz und Respekt. Meinen Schülerinnen und Schülern möchte ich ein Stück Geborgenheit, Heimat, Nähe und Freundschaft zu Jesus auf den Weg geben.

Franziska Disque: Geht euren Weg! Seid dabei jedoch offen für andere Perspektiven, ohne dass ihr diese automatisch übernehmen müsst. Vertraut auf eure Fähigkeiten - am meisten dann, wenn es andere nicht tun! Seid ein Regenbogen im Grau dieser Welt!

 

Maximilian Schneider (© Klaus Landry)

Franziska Disque (© Klaus Landry)

Elisabeth Walz (© Klaus Landry)

Sabine Thull (© Klaus Landry)

 

Die Missio Canonica

Um katholischen Religionsunterricht erteilen zu können, benötigen Lehrkräfte neben der staatlichen Lehrbefähigung eine Bevollmächtigung durch die Kirche. Auf Grund der Sonderstellung des Religionsunterrichts als „res mixta“ wird durch die kirchliche Sendung die gemeinsame Verantwortung von Kirche und Staat sichergestellt. Für die Dauer des Referendariates erhalten die Religionslehrerinnen und Religionslehrer aller Schulformen eine vorläufige kirchliche Unterrichtserlaubnis. Zuständig ist das Bistum, in dem die Universität liegt, an der das Studium abgeschlossen wurde. Nach bestandenem Zweiten Staatsexamen kann die Missio Canonica beantragt werden.

Um die Missio canonica zu erhalten, absolvierten die 36 Kandidaten und Kandidatinnen aus dem Bistum Speyer nach ihrer staatlichen Ausbildung zudem noch ein vorbereitendes Wochenende, bei dem es um die Spiritualität des Religionslehrers geht. Darüber hinaus nahmen alle Bewerber an einer verpflichtenden Präventionsschulung teil. 

(Bistum Speyer/mam)

 

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