Wie soll der Religionsunterricht gestaltet werden? Auf dem Fachtag im Niedersächsischen Aurich wurde jüngst das Modell des Christlichen Religionsunterrichts (CRU) diskutiert. Christian Fühner, bildungspolitischer Sprecher am Niedersächsischen Landtag, spricht über die gesellschaftspolitische Bedeutung religiöser Bildung.
Religionsunterricht in Niedersachsen steht vor einem großen Umbruch: Zukünftig sollen Schülerinnen und Schüler nicht mehr nach Konfessionen getrennt unterrichtet werden, sondern gemeinsam in einem Format des Christlischen Religionsunterrichts (CRU).
Die Kolleginnen und Kollegen der Schulstiftung Osnabrück haben beim bildungspolitischen Sprecher Christian Fühner nachgefragt, welche Erwartungen er an einen zukünftigen Religionsunterricht hat.
Welche prägende Erfahrung und/oder Erkenntnis haben Sie aus Ihrem eigenen Religionsunterricht mitgenommen?
Ich erinnere mich an einige Lehrkräfte, die mit großem Engagement nachhaltige Prägungen bei mir hinterlassen haben. Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die ich aus meinem Religionsunterricht gewonnen habe, ist die Bedeutung von Toleranz und Respekt gegenüber anderen Glaubensrichtungen und Lebensweisen. Durch das Lernen über die Überzeugungen und Praktiken anderer Religionen wurde mir klar, dass Vielfalt eine Stärke ist und dass wir als Gesellschaft am besten vorankommen, wenn wir die Unterschiede zwischen uns akzeptieren und voneinander lernen. Darüber hinaus hat mir mein Religionsunterricht geholfen, ein tieferes Verständnis für die ethischen und moralischen Grundlagen zu entwickeln, die viele religiöse Traditionen prägen. Diese Werte wie Mitgefühl, Gerechtigkeit und Fürsorge für die Schwachen sind für mich nicht nur persönliche Leitprinzipien, sondern auch wichtige Richtlinien für meine jetzige politische Arbeit. Dass ich diese auch aus meinem Glauben heraus verinnerlicht habe, verdanke ich sicherlich dem Religionsunterricht.
Welche biblische Geschichte würden Sie für den Religionsunterricht als Anregung oder als besondere Herausforderung empfehlen?
Eine Bibelgeschichte, die ich sehr schätze und die gut in unsere Zeit passt, ist die Geschichte von David und Goliath. Diese Geschichte erzählt vom jungen Hirten David, der gegen den riesigen Krieger Goliath antritt. Seine Tapferkeit und sein Glaube an Gott machen diese Geschichte zu etwas Besonderem. Sie unterstreicht die Bedeutung von Mut, Glauben und Vertrauen, selbst in scheinbar aussichtslosen Situationen. Sie ermutigt dazu, sich Herausforderungen zu stellen und für das einzutreten, was man für richtig hält, selbst wenn die Chancen schlecht stehen. Darüber hinaus kann sie dazu dienen, über die Bedeutung von Demut und den Unterschied zwischen äußerem Erscheinungsbild und innerer Stärke nachzudenken. Die Geschichte von David und Goliath ist eine inspirierende Erzählung, die dazu beitragen kann, Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, an sich selbst zu glauben und sich für das Gute einzusetzen, selbst wenn es schwierig erscheint.
Welche Erwartungen und/oder Hoffnungen verbinden Sie mit zukünftigem Religionsunterricht?
Ich halte es für wichtig, dass der zukünftige Religionsunterricht auf unseren christlichen Werten aufbaut und gleichzeitig die Vielfalt religiöser Überzeugungen und Praktiken würdigt. Daher ist es elementar, dass wir im Religionsunterricht den Dialog zwischen verschiedenen religiösen Traditionen fördern und interreligiöse Begegnungen ermöglichen. Nur so können wir auf Dauer auch unser Zusammenleben gestalten. Es muss auch bildungspolitisch das Ziel sein, gemeinsam mit den Kirchen den Religionsunterricht auf die Herausforderungen unserer Zeit anzupassen und Schülerinnen und Schüler zu befähigen, ihre Glaubensüberzeugungen in konkrete Handlungen umzusetzen, um positive Veränderungen in der Welt herbeizuführen. Religionsunterricht hat also eine wichtige Bedeutung und wird diese auch behalten. In unserer vielfältigen Gesellschaft werden viele Fragen aufgeworfen. Im Religionsunterricht haben wir die Chance, aus religiösen Fragestellungen wichtige Werte wie Toleranz und Solidarität zu ergründen und bei den Schülerinnen und Schülern zu stärken.
(Interview aus dem aktuellen Newsletter der Schulstiftung Osnabrück, Bereich 6: Religionsunterricht)
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Christian Fühner ist ehemaliger Studienrat an der Berufsbildenden Schule Lingen, Mitglied des Niedersächsischen Landtages und bildungspolitischer Sprecher seit 2022 (CDU).
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Die Schulstiftung Osnabrück umfasst derzeit 21 Stiftungsschulen in Trägerschaft des Bistums Osnabrück.
Die Schulabteilung Osnabrück informiert in regelmäßigen Newsletter über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Schulen und dem Religionsunterricht. In der neuen Newsletterrubrik "Drei Fragen zum Religionsunterricht an..." kommen regelmäßig Akteure aus Politik und Gesellschaft zu Wort.
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Was ist Christlicher Religionsunterricht (CRU)?
Der konfessionell-kooperative Religionsunterricht ist zunehmend zur Regelform des konfessionellen Religionsunterrichts in Niedersachsen geworden. Die positiven Erfahrungen dieser Zusammenarbeit auf allen Ebenen und die weiteren Fortschritte im ökumenischen Dialog der beteiligten evangelischen Kirchen und katholischen Bistümer ermöglichen nun eine Weiterentwicklung dieser Kooperation. Der CRU bleibt dabei ein konfessioneller Religionsunterricht, aber auf einer gemeinsamen christlichen Grundlage. Dies trägt der Situation des Faches an den Schulen in Niedersachsen und auch der veränderten Zusammensetzung der Lernenden Rechnung. (aus: https://www.religionsunterricht-in-niedersachsen.de/)
Weitere und ausführliche Informationen über die Umsetzung und die Entwicklungen im Prozess lesen Sie auf der Homepage des Relgionsunterricht in Niedersachen.
Artikel und Informationen auf rpp zum Religionsunterricht im Wandel und dem Christlichen Religionsunterricht finden Sie hier.
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(ck)