Was ist eigentlich ein Kreuzweg? Welche Geschichten und Traditionen stecken dahinter? Was bedeuten die unterschiedlichen Stationen für mein Leben? Diese und weitere Fragen rund um das Thema Kreuzweg haben die Religionslehrerinnen der DigitalRUnde in einer Unterrichtsidee entwickelt und ausprobiert. Die Herausforderung dabei: Ein digitaler Kreuzweg!
Wie kann man Kinder und Jugendliche im Religionsunterricht für den Kreuzweg begeistern, wo doch deren Lebenswelt zwischen TicToc, Instagram oder YouTube so gar nichts mehr mit dem Leben, Leiden und Sterben Jesu Christi zu tun hat?
Die DigitalRUnde des Bistums Trier hat sich der Herausforderung gestellt und eine Unterrichtssequenz getestet. Der Versuch: soviel Digitalität wie möglich, denn Digitalität – also „die Verbindung von digital codierten Medien und Technologien zwischen Menschen und Objekten“ (nach Wikipedia „Digitalität“) – setzt Kreativität, Interesse und letztendlich Betroffenheit frei. So zumindest der Plan.
Der Kreuzweg digital nachgestellt
Um eine Basis zu schaffen, beschäftigte sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8 der DigitalRUnden-Lehrerin Simone Meinen zunächst mit den Bibeltexten. Gemeinsam erarbeiteten die Kinder die Stationen des Kreuzwegs. Wie sollten sie dargestellt werden? Die Klasse entschied sich für Fotografie. "Als der Rahmen gesteckt war, lief das Projekt beinahe von selbst", erzählt Simone Meinen, Leiterin der DigitalRUnde. Rollenverteilung, Requisitensuche und Bildaufbau wurden besprochen. Arbeitsgruppen entstanden. Ein Technikteam organisierte und arrangierte die Bilder und war für deren Bearbeitung verantwortlich. "Etwas mehr als eine Doppelstunde verbrachten die Kinder damit, die Fotos auf dem Schulgelände zu machen", sagt Simone Meinen. Am Ende entstand eine Fotoserie von 14 Fotografien zum Kreuzweg.
"Bei dieser Art der Unterrichtsgestaltung kann man viel über die Sichtweisen der Kinder erfahren", erklärt Simone Meinen. "Die Kinder wollten beispielsweise unbedingt nur Schwarz-Weiß-Fotos. Gesichter durften nicht erkennbar sein. Für mich als Lehrerin ist das ein Ausdruck der Distanz zum Geschehen einerseits. In der Entscheidung für Schwarz-Weiß-Fotografien sehe ich aber auch, dass den Kindern andererseits die tiefe Tragik, die im Leidensweg Christi deutlich wird, bewusst ist."
Doch Religionsunterricht muss sich der Herausforderung stellen, die Distanz zu überbrücken und Jesus Christus mit seinem Leidensweg in das eigene Leben zu lassen, will er über das reine Abbilden von religiösen Inhalten hinausgehen: Wie kann das Leiden Jesu heute noch für mich selbst von Bedeutung sein? Um diesen Aspekt noch mehr in den Fokus zu nehmen, wurde das Projekt neu aufgelegt.
Der Kreuzweg digital transformiert
"Auch die zweite didaktische Herangehensweise der Transformation des Kreuzweges lässt sich digital umsetzen", sagt Simone Meinen. Auch hier starteten die Schülerinnen und Schüler zunächst damit, sich den Bibeltexten anzunähern, die Leidensstationen herauszuarbeiten und sich in Kleingruppen auszutauschen.
"Doch nun ging es darum, mithilfe der Regeln der „Leichten Sprache“ religiöse Sprache so verständlich wie möglich zu übersetzen, beziehungsweise zu nutzen", sagt Simone Meinen. Aufgabe war es nun, möglichst ein zentrales Wort zu finden, das Thema der Station sein könnte.
Parallel erarbeitete eine Gruppe die dazugehörigen Meditationstexte. Diese Meditationstexte wurden mit dem digitalen Tool Canva gestaltet. "Ausgehend vom zentralen Wort stellten die Schülerinnen und Schüler Bezüge zu ihrem Leben und ihren Erfahrungen heraus. Damit wurden die Erfahrungen Jesu im Kreuzweg zu ihren eigenen. Der Mann, der vor über 2000 Jahren gestorben war, war ihnen auf einmal ganz nah", resümiert Simone Meinen.
Und das Ergebnis der Transformation des Kreuzweges kann sich sehen lassen und wird auch gesehen: "Mittlerweile hängt der Kreuzweg in unserer Aula unter der Decke – mitten im Leben! Jedes Mal, wenn ich daran vorbeilaufe, bleibt mein Blick an einem anderen Wort hängen, das mir auf dem Weg zum Klassenraum nachklingt", sagt Simone Meinen. "So ist der Kreuzweg heute in der Aula und auch über die Schulhomepage abrufbar und zur Arbeit im Unterricht nutzbar – entweder als Gesprächsgrundlage oder Inspiration zur eigenen Auseinandersetzung mit Jesu Leidensweg."
Die DigitalRUnde aus dem Bistum Trier beschäftigt sich mit zeitgemäßem Religionsunterricht unter den Bedingungen der Digitalität. Sie erstellen Unterrichtsideen, die sich mit digitalen Tools umsetzen lassen und testen sie im Unterricht. Hier finden Sie den digitalen Direktdraht zur DigitalRUnde oder melden Sie sich für den Newsletter an.
Möchten Sie mehr über die Unterrichtsidee des digitalen Kreuzwegs erfahren? Schauen Sie sich das Ergebnis der Klasse an: Projekt: Kreuzweg – DigitalRUnde
Hier geht es zur Toolbox der DigitalRUnde.
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(ck)