Erstmals haben im Hildesheimer Dom Lehrkräfte die kirchliche Lehrerlaubnis der katholischen Kirche und die kirchliche Bestätigung der evangelischen Kirche für den Schulunterricht in einem Gottesdienst gemeinsam erhalten. Missio canonica und Vokation wurden durch den katholischen Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer, und den evangelisch-lutherischen Bischof der Landeskirche Schaumburg-Lippe, Karl-Hinrich Manzke, verliehen.
Die acht Katholikinnen und Katholiken und neun Protestantinnen und Protestanten dürfen nun neben ihren bisherigen Unterrichtsfächern in Niedersachsen auch den Religionsunterricht an Berufsbildenden Schulen durchführen. Im Rahmen einer zweijährigen Weiterbildung des Niedersächsischen Landesinstitutes für schulische Qualitätsentwicklung absolvierten die angehenden Religionslehrkräfte mehrere themenbezogene Module, die sowohl fachliche als auch didaktische Inhalte enthielten. Insgesamt legten die Teilnehmer der Fortbildung sechs unterschiedliche Modulprüfungen ab.
"Wir sind mitten im Prozess"
Wie wird der Religionsunterricht der Zukunft aussehen? Mit dieser Frage beschäftigen sich viele Bildungsverantwortliche in Deutschland – und finden unterschiedliche Antworten, die zu der jeweiligen Situation vor Ort passen. In Niedersachen wird derzeit ein von der evangelischen und der katholischen Kirche gemeinsam verantwortetes Modell geplant: Der Christliche Religionsunterricht. Wir haben mit Jörg-Dieter Wächter, dem Leiter der Hauptabteilung Bildung des Generalvikariats Hildesheim, über das bundesweit einzigartige Fach gesprochen.
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„Es freut mich, dass Sie Lust auf den Glauben haben, darüber zu erzählen, auch persönlich“, begrüßte Bischof Wilmer die Gottesdienstteilnehmerinnen und -teilnehmer. „Das Christliche in veränderten Bedingungen unter die Leute bringen“, beschrieb Landesbischof Manzke den Auftrag der Religionslehrerinnen und -lehrer. Dabei müsse man einen langen Atem haben und denen beistehen, die immer wieder Erneuerung und Vergewisserung im Glauben benötigen, so Manzke. Die Abschlussfeier im Mariendom mit den beiden Bischöfen war von den Absolventinnen und Absolventen mit vorbereitet, Fürbitten wurden geschrieben und Lieder ausgewählt.
Exkursion nach Berlin war Höhepunkt
Dozenten beider Konfessionen bereiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf ihre neue schulische Aufgabe intensiv in Seminaren und Workshops vor. Nachdem die ersten gemeinsamen Treffen noch digital stattfinden mussten, konnte die Fortbildung schließlich in Präsenz weitergehen. Mehrere mehrtägige Veranstaltungen verbrachte der Kurs dazu in der Tagungsstätte des evangelischen religionspädagogischen Instituts in Loccum und im katholischen Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen. Ein Höhepunkt war für viele die einwöchige Exkursion nach Berlin. In der Folge entstanden schulübergreifende Freundschaften, die auch in Zukunft spannende Projekte im Religionsunterricht erwarten lassen.
(bph / mam)