Insgesamt 48 Lehrerinnen und Lehrer aus dem Erzbistum Paderborn haben ihre Missio Canonica erhalten. Diözesanadministrator Michael Bredeck verlieh ihnen die kirchliche Lehrbeauftragung für den katholischen Religionsunterricht im Rahmen eines Gottesdienstes am 4. November im Paderborner Dom. Auf die Frage, warum sie Religion unterrichten, haben die Lehrkräfte vielfältige Antworten.
Diözesanadministrator Monsignore Michael Bredeck betonte in seiner Predigt, der Beruf des Lehrers sei eine Berufung, eine Einladung, die von Gott geschenkten Talente auf eine ganz einzigartige Weise einzusetzen. Religionslehrkräfte würden dazu beitragen, dass das Leben junger Menschen an Tiefe und Weite gewinne. „Im Religionsunterricht können Kinder und Jugendliche das bekommen, was ihre Seele stärkt und was sie groß macht im Leben“, unterstrich der promovierte Theologe, der in der Zeit der Vakanz des erzbischöflichen Stuhls das Erzbistum Paderborn leitet. Es komme darauf an, als Religionslehrerin und Religionslehrer authentisch zu sein, das weiterzugeben, was echt ist und von innen kommt. „Wir brauchen Menschen wie Sie, die voller Leben, Frische und Fantasie sind. Die sich begeistern lassen von Jesus Christus und die selbst für ihn begeistern wollen“, rief Diözesanadministrator den neuen Religionslehrerinnen und Religionslehrern zu. „Verstehen Sie die kirchliche Unterrichtserlaubnis, die Sie heute überreicht bekommen, als Zeichen des Vertrauens und der Wertschätzung Ihnen persönlich gegenüber.“
Warum Religionslehrerin oder Religionslehrer werden?
Die Gründe junger Menschen, in der heutigen Zeit das Fach Religion in der Schule zu unterrichten, sind vielfältig. Hier kommen einige der frisch beauftragten Lehrkräfte zu Wort:
Jannick Brück unterrichtet an der Hans-Reinhardt-Schule in Siegen das Fach Religion. Er schätzt die im Religionsunterricht erfahrbare Gemeinschaft. „Ich erlebe besondere Momente in meinem Unterricht, wenn Schülerinnen und Schüler persönliche Erfahrungen, auch Glaubenserfahrungen, in den Religionsunterricht einbringen und auch ich meinen Glauben mitteilen kann“, erläutert Jannick Brück. Dass er jetzt die Missio Canonica erhält, freut den Lehrer an der Förderschule für geistige Entwicklung in Siegen: „Mir ist es wichtig, diese Sendung von der Kirche zu erhalten.“
Schülern Religion und Glaube nahebringen
An der Hedwig-Dransfeld-Schule in Werl, einer Förderschule für körperliche und motorische Entwicklung, unterrichtet Annika Ruholl. Den Schülerinnen und Schülern Religion und Glaube nahe zu bringen, empfindet sie als Chance. Das mit der Religion vermittelte Urvertrauen könne auch in anderen Fächern eine wichtige Bedeutung gewinnen. Die Missio Canonica und damit die offizielle kirchliche Erlaubnis zum Religionsunterricht zu erhalten, ist für Annika Ruholl eine Ehre und zugleich Verantwortung.
Lara Lettermann - © Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn
Lara Lettermann schätzt den persönlichen Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern, der im Religionsunterricht möglich ist. Sie unterrichtet an der Marienschule Brilon, die vom Erzbistum Paderborn getragen wird. „Lebensfragen der Schülerinnen und Schüler haben im Religionsunterricht Raum, ein schülerorientiertes Arbeiten ist möglich.“ Wie ein roter Faden, ziehen sich Religion und Glaube durch ihr Leben: Sie war selbst Schülerin an der Marienschule Brilon, hat am Berufskolleg Bergkloster Bestwig ihr Abitur gemacht und dann in Paderborn und Dortmund Theologie studiert – und jetzt unterrichtet Lara Lettermann als Lehrerin an ihrer ehemaligen Schule in Brilon.
„Schülerinnen und Schüler erhalten im Religionsunterricht Lebens- und Glaubensimpulse, die sie berühren und zum eigenen Nachsinnen anregen.“
- Religionslehrer Dustin d’Andrea Pizzicon
Die Fächer Deutsch, Geschichte und Religion unterrichtet Dustin d’Andrea Pizzicon am Rats-Gymnasium in Rheda-Wiedenbrück. „Schülerinnen und Schüler erhalten im Religionsunterricht Lebens- und Glaubensimpulse, die sie berühren und zum eigenen Nachsinnen anregen.“ Der Pädagoge freut sich, dass im Fach Religion der Lehrplan nicht so voll ist und die Möglichkeit bietet, Fragen der Schüler zu bearbeiten, Themen zu vertiefen. Er ist dankbar für den „Missio-Tag“ in Paderborn, empfindet ihn als Wertschätzung durch die bereitgestellten Informationen und Materialien, die Domführung, den Gottesdienst und nicht zuletzt durch die mögliche Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen.
Faszination Religion
Carolin-Maria Vonnahme unterrichtet an der Städtischen Gesamtschule Salzkotten die Fächer Spanisch, Religion sowie Deutsch als Zweit- und Fremdsprache. „Die Auseinandersetzung mit Religion und Glaube hat mich fasziniert und gepackt“, sagt sie zurückblickend auf ihr Studium in Paderborn. Carolin-Maria Vonnahme möchte diese Faszination weitergeben, es ist ihr ein Anliegen, ihre Schülerinnen und Schüler als Menschen zu sehen, mit ihnen herauszufinden, woran sie selbst glauben. Sie möchte im Glauben bestärken und zu einer eigenen Entscheidung für den Glauben zu führen, im Dialog mit anderen. „Es ist wichtig, dass die Schüler einen eigenen Standpunkt finden und diesen vertreten können.“
Kamill Woitzik mit Diözesanadministrator Michael Bredeck - © Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn
Kamill Woitzik unterrichtet die Fächer Englisch und Religion an der Salvatorkolleg Schule in Hövelhof, einer Berufsschule mit dem Schwerpunkt geistig emotionale Entwicklung. „Der Glaube ist mir wichtig, er gibt mir Kraft“, sagt Kamill Woitzik. Den Religionsunterricht erlebt er als herausfordernd und abwechslungsreich, da in ihm unterschiedliche Biografien und Einstellungen zusammenfinden. „Ich möchte Religion und Glauben an die Schüler weitergeben.“ Für Kamill Woitzik ist die Missio Canonica ein „Meilenstein“: „Ich freue mich über die Erlaubnis und Sendung, den Glauben zu vermitteln.“
Bewahrung der Schöpfung im RU thematisieren
Am Anna-Zillken-Berufskolleg in Dortmund unterrichtet Laura Nientiedt Religion und Gesundheitswissenschaft / Pflege. Sie hat in Münster studiert und ist überzeugt davon, dass man nur das wirklich weitergeben kann, wovon man selbst überzeugt ist. Laura Nientiedt schätzt am Religionsunterricht die Möglichkeit, das menschliche Verhalten auf der Erde und untereinander mit ihren Schülerinnen und Schülern zu thematisieren. „Die Bewahrung der Schöpfung, der Auftrag Gottes, zusammen zu stehen, einander zu helfen, empathisch zu handeln haben im Religionsunterricht viel Raum.“ Die Missio Canonica ist für Laura Nientiedt ein Zeichen, dass die Kirche sie als Religionslehrerin als einen Teil eines größeren Ganzen würdigt.
Begegnung und Vernetzung
Dompropst Monsignore Joachim Göbel betonte als Leiter des Bereichs Schule und Hochschule im Erzbischöflichen Generalvikariat im Rahmen der Vergabe der Missio den Wert der Religionslehrerinnen und –lehrer: „Wir sind uns bewusst, dass die Lehrkräfte für die Schülerinnen und Schüler oftmals die primären Kontaktpersonen zum Glauben und der Kirche sind.“ Daher sei es dem Erzbistum Paderborn ein Anliegen, seinen 5.300 Religionslehrkräften ein breites Portfolio an Unterstützung anzubieten, bekräftigte der Dompropst. Der Gewinn eines regelmäßigen Religionsunterrichts sei insbesondere in Zeiten der Verunsicherung und der Krise für Schülerinnen und Schüler hoch. Dieser „Mehrwert des Religionsunterrichts“ dürfe nicht durch andere Zwänge, beispielsweise durch den Mangel an Lehrkräften für den Unterricht in anderen Fächern, beeinflusst werden.
Missio canonica – Die Lehrbeauftragung der katholischen Kirche
Um katholischen Religionsunterricht erteilen zu können, benötigen Lehrkräfte neben der staatlichen Lehrbefähigung eine Bevollmächtigung durch die Kirche. Auf Grund der Sonderstellung des Religionsunterrichts als „res mixta“ wird durch die kirchliche Sendung die gemeinsame Verantwortung von Kirche und Staat sichergestellt. Für die Dauer des Referendariates erhalten die Religionslehrerinnen und Religionslehrer aller Schulformen eine vorläufige kirchliche Unterrichtserlaubnis. Zuständig ist das Bistum, in dem die Universität liegt, an der das Studium abgeschlossen wurde. Nach bestandenem Zweiten Staatsexamen kann die Missio canonica beantragt werden. Dafür legen die Lehrkräfte das Versprechen ab, ihren Unterricht in Übereinstimmung mit der Lehre der katholischen Kirche zu erteilen.
Im Erzbistum Paderborn besuchen nach eigenen Angaben rund 185.000 katholische Schülerinnen und Schüler an allen Schulformen den Religionsunterricht. Wöchentlich werden demnach circa 18.500 Stunden katholischer Religionsunterricht an rund 1.550 Schulen von circa 5.300 katholischen Religionslehrerinnen und Religionslehrern erteilt.
(Pressestellen Bistum Münster/Erzbistum Paderborn - Thomas Throenle/mam)