(Quelle: Erzbistum Paderborn)

Schulbischof Becker geht in den Ruhestand

Nachrichten | 05.10.2022

Nach fast 20 Jahren als Oberhirte von Paderborn geht Erzbischof Hans-Josef Becker in den Ruhestand. Damit legt der 74-jährige gebürtige Sauerländer nicht nur sein Amt an der Spitze des Erzbistums Paderborn nieder, sondern auch den Vorsitz der Kommission für Erziehung und Schule der Deutschen Bischofskonferenz.

 

Papst Franziskus hat das altersbedingte Rücktrittsgesuch von Erzbischof Hans-Josef Becker angenommen. Das wurde am 1. Oktober zeitgleich in Rom und Paderborn bekannt gegeben. Seinen Rücktritt hatte Erzbischof Becker dem Papst im Juni dieses Jahres angeboten. Für den am 8. Juni 1948 im sauerländischen Belecke geborenen Sohn eines Eisenbahners endet damit ein fast 20-jähriger Abschnitt im Erzbistum Paderborn. „Dieser Weg war angesichts vieler gravierender Umbrüche bis heute nicht immer leicht und konfliktfrei. Doch ich blicke insgesamt mit großer Dankbarkeit darauf zurück: Ich bin diesen Weg gerne mit den Menschen gegangen!“, schreibt der emeritierte Oberhirte in einer Stellungnahme auf der Website seines Erzbistums. Nun sei es richtig, sein Amt in jüngere Hände zu geben, heißt es darin weiter – „richtig für mich persönlich, um in Zukunft gut auf mich und meine Gesundheit aufpassen zu können. Und richtig für unser großes Bistum, das viele Zukunftsfragen angehen muss – auf der Ebene unserer eigenen Bistumsentwicklung, des Synodalen Weges und der Weltkirche.“

Erst Pädagogik, dann Theologie

Bevor sich Hans-Josef Becker endgültig für den Priesterberuf entschied und sich 1977 zum Priester weihen ließ, absolvierte er nach dem Abitur zunächst ein Studium zum Grund- und Hauptschullehrer. Sein pädagogischer Hintergrund prädestinierte ihn Jahre später für seine Aufgabe als sogenannter Schulbischof. 2006 übernahm Becker zusätzlich zu seinem Amt als Erzbischof von Paderborn den Vorsitz der Kommission VII für Erziehung und Schule der Deutschen Bischofskonferenz.

Seit 2006 Engagement als Schulbischof

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, würdigte Erzbischof Becker in einem Brief für sein langjähriges Wirken und sein Engagement als Schulbischof: „Es war Dir ein persönliches Anliegen, dieses Thema zu forcieren und für unsere über 900 Katholischen Schulen in Deutschland zu werben. Der jüngste Bundeskongress Katholischer Schulen in Erfurt, an dem Du noch teilnehmen konntest, ist dafür gelungenes Beispiel.“

In all seinen Aufgaben stets Seelsorger geblieben

Bischof Bätzing hob zudem hervor, dass Becker in all seinen Aufgaben stets Seelsorger geblieben sei – ein Selbstverständnis, das sich sowohl in seiner Rolle als Vorsitzender der Kommission für Erziehung und Schule als auch als Paderborner Erzbischof abzeichnete. So lud er jedes Jahr Schülerinnen und Schüler zur traditionellen Domwallfahrt nach Paderborn ein und feierte zuletzt mit rund 3.000 jungen Menschen den Abschluss des Pilgertages im Hohen Dom. Selbst seinen 70. Geburtstag beging Becker 2018 im Kreis der Schulgemeinschaft des Edith-Stein-Berufskollegs. „Wir feiern heute in einer Schule des Erzbistums, vor allem aber auch in einer Schule der Menschen, die hier gemeinsam wirken.“, sagte der ausgebildete Lehrer damals bei der Feier der Heiligen Messe mit Schülern, Lehrkräften und pädagogischem Personal. „Gott hat ein Herz für uns“, sagte Becker weiter. So sehe er auch seinen eigenen Lebensweg.

 

© Besin Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

 

Domwallfahrt, Bischofspost und nachhaltige Geschenke

Wenn er nicht vor Ort bei den Menschen sein konnte, versuchte der nun emeritierte Oberhirte stets Kontakt zu halten. So wandte sich Becker regelmäßig mit seiner „Bischofspost“ zum Ferienbeginn oder Schulstart an die jungen Menschen seines Bistums. Besonders während der Corona-Pandemie wollte er Schülern, Eltern, Lehrkräften und den Mitarbeitenden in den Schulen Mut machen. Er sei beeindruckt von der Leistung und dem Durchhaltevermögen aller Beteiligten, die Unvorhersehbares geleistet hätten, sagte der studierte Pädagoge in einer digitalen Grußbotschaft zum Ferienstart im Sommer 2020. „Auch in Krisenzeiten – da bin ich sicher – seid Ihr nicht allein: Ihr habt Wegbegleiter, Freunde und Eure Familie. Ihr könnt aber auch darauf vertrauen, dass Gott mit Euch auf dem Weg ist.“, ergänzte er an die Schülerinnen und Schüler gewandt.

Über eine weitere von Becker ins Leben gerufene Tradition können sich stets die Prüfungsbesten im Fach Katholische Religion der Abiturjahrgänge freuen. Als „Geschenke der Nachhaltigkeit“ werden für jeden Absolventen mit herausragenden Leistungen Bäume im Paderborner Waldpark Haxtergrund gepflanzt. Mit der Aktion dankt Becker den Schülerinnen und Schülern auch für ihre Sensibilität und ihren Einsatz in Fragen des Klimaschutzes und der Bewahrung der Schöpfung.

Einsatz für Katholische Schulen in freier Trägerschaft

Im Rahmen seiner Aufgabe als Schulbischof wurde Becker nicht müde, die Bedeutung Katholischer Schulen für die Gesellschaft und die Menschen zu hervorzuheben, wie zuletzt beim Bundeskongress Katholische Schulen in Erfurt. Durch die Basis ihres christlichen Menschenbildes hätten Katholische Schulen ein besonderes Potenzial dazu beizutragen, dass sich Kinder und Jugendliche als Person entfalten können, sagte der Kommissionsvorsitzende bei der Veranstaltung im Mai 2022. „Der Umgang mit Pluralität und Diversität muss gelernt und eingeübt werden", so der Erzbischof von Paderborn. Es erfordere eine Demokratieerziehung, die Kinder und Jugendliche zur Übernahme von Freiheit und Demokratie befähige. Für Pädagoginnen und Pädagogen bedeute das, Haltung zu zeigen und demokratische Werte zu vermitteln. Die Kirchen könnten so durch die konfessionellen Schulen „einen substanziellen Dienst an der Gesellschaft und am Menschen leisten.“

Becker: Die Frage nach Gott offenhalten

Katholische Schulen dürften Schülerinnen und Schüler mit ihrem Glauben und ihren Ansichten aber auf keinen Fall überwältigen oder indoktrinieren, ergänzte Becker. "Aber sie können Kinder und Jugendliche einladen, eine andere, eine transzendente Perspektive wahrzunehmen und den Horizont zu weiten, indem sie die Frage nach Gott offenhalten." Für die Kirche seien die Katholischen Schulen somit unverzichtbar, „da sie durch ein äußerst anerkanntes, qualitätvolles kirchliches Angebot zur Präsenz und Sichtbarkeit der Kirche in der Gesellschaft beitragen und noch sehr geschätzt und nachgefragt werden“, so der Schulbischof.

„Prototyp eines guten Lehrers“

Was für ihn einen guten Lehrer ausmache, erklärte der Pädagoge und Theologe einmal im Rahmen eines Fortbildungstages im Erzbistum Paderborn. In seiner Predigt bezeichnete er Jesus als „Prototyp eines guten Lehrers“. „Jesus lehrt das, was er ist – und er ist das, was er lehrt“, so Becker. „Kinder spüren genau, ob etwas echt ist.“ Lehrende könnten durch ihre Haltung jungen Menschen Schlechtes zusprechen und sie klein machen. „Sie können ihnen aber auch Gutes zusagen und sie damit segnen“, so der Paderborner Erzbischof. Er warnte eindringlich davor, Kinder in Schubladen zu stecken: „Jedes Kind geht seinen eigenen Weg und hat seine besondere religiöse Wissbegierde und Kreativität.“ Ein guter Rat, der gültig bleibt – auch über die Amtszeit von Schulbischof Hans-Josef Becker hinaus.

 

Zur Person:

Erzbischof Hans-Josef Becker wurde 1948 in Belecke/Warstein geboren. Ende des Jahres 1999 erfolgte die Ernennung zum Weihbischof in Paderborn. 2002 ernannte Papst Johannes Paul II. Hans Josef-Becker zum Erzbischof von Paderborn. Vier Jahre später übernahm Erzbischof Becker den Vorsitz der Kommission für Erziehung und Schule der Deutschen Bischofskonferenz. Sein Leitwort lautet „In verbo autem tuo“ – „Auf dein Wort hin“ (Lukas 5,5). Das Erzbistum Paderborn wird den emeritierten Erzbischof am Sonntag, den 23. Oktober 2022, mit einem Pontifikalamt und einem Empfang verabschieden.

 

(mam / pdp)

 

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