In den Bistümern Speyer und Würzburg gibt es neue Religionslehrerinnen und Religionslehrer. In Speyer überreichte Weihbischof Otto Georgens 54 neu ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen ihre Missio canonica. Insgesamt 26 Lehrkräfte aus dem Bistum Würzburg erhielten die kirchliche Lehrbeauftragung im Rahmen einer Eucharistiefeier mit Generalvikar Jürgen Vorndran.
In einem feierlichen Gottesdienst im Pastoral- und Priesterseminar St. German in Speyer hat Weihbischof Otto Georgens 54 Religionslehrerinnen und Religionslehrern die Missio canonica verliehen. „Jesus Christus in einer unübersichtlichen, vielstimmigen Welt verkünden, Auskunft geben über die Hoffnung, die uns trägt, Nächstenliebe und Solidarität praktizieren - zu diesem Zeugnis sind wir gerufen“, so Weihbischof Georgens in seiner Predigt am 11. Juli.
„Welche Wahrheit leitet uns? Wer schenkt uns Orientierung im Leben? Woran sollen wir uns halten?“, nannte Georgens Fragen, die im Religionsunterricht Wege zu Antworten finden können. Dabei gehe es jedoch nicht darum, zwanghaft eine Richtung vorzugeben: „Religionsunterricht kann nur auf der Grundlage von Freiheit und Toleranz gestaltet werden.“ Der Weihbischof ermunterte dazu, offen mit eigenen Zweifeln und Unsicherheiten umzugehen. „Christinnen und Christen dürfen selbst Suchende sein, ohne auf alles eine einfache Antwort zu haben.“ Die Hoffnung wach zu halten und Perspektiven zu entwickeln, gehöre heute zu den wichtigsten Aufgaben gläubiger Menschen.
RU gibt Raum für existenzielle Fragen
„Der Religionsunterricht ist ein Ort an dem Schülerinnen und Schüler Gehör finden, die sonst nicht gehört werden. Der Unterricht bietet, trotz Benotung, die Möglichkeit auch mal einen leistungsfreien Raum zu schaffen, indem sich ohne Druck geöffnet werden kann“, so Johannes Heim, Berufsbildende Schule Südliche Weinstraße. Es werde quasi Schulsozialarbeit betrieben, welche die Lebenswirklichkeit und die existenziellen Fragen der Schülerinnen und Schüler ernst nehme.
„In der Grundschule treten viele erstmals mit dem Thema Religion in Kontakt, die beispielsweise noch nie in einer Kirche waren. Hier haben sie die Möglichkeit das Thema kennenzulernen, sich auszutauschen und womöglich religiös zu werden", erklärt Sandra Lasota, Grundschule Neumayer-Schule Frankenthal. Nadja Weis, Realschule plus und Fachoberschule Dahn: „Wir möchten den Schülerinnen und Schülern zeigen, dass wir sie in ihrer Entwicklung unterstützen. Bei uns können sie Fragen loswerden, die sie sich im Alltag nicht mehr zu stellen trauen.“
„Gelegenheit Gehört zu finden und Fragen zu stellen“
„Unsere Schülerinnen und Schüler sind in der Regel schon etwas älter, haben die verschiedensten sozialen und religiösen Hintergründe. Dadurch entsteht ein gewisser Abstand zum Thema Religion. Im Unterricht haben sie die Gelegenheit Gehör zu finden und Fragen zu stellen", sagt Julia Ott, Berufsbildende Schule II – Wirtschaft und Soziales Kaiserslautern. Julia Pakusch, Förderschule an der Blies FSP Lernen Ludwigshafen: "Unser Unterricht ist identitätsstiftend. An unserer Schule gibt es nur wenige, die einem christlichen Glauben angehören. Umso wichtiger ist es in Begegnung zu treten und auch interreligiös Berührungspunkte zu schaffen.“
Missio-Verleihung in Würzburg
Auch im Bistum Würzburg gibt es neue Religionslehrerinnen und Religionslehrer. Insgesamt 26 Frauen und neun Männern hat Generalvikar Jürgen Vorndran im Auftrag von Bischof Franz Jung am 8. Juli die Missio canonica verliehen. Bei einer Eucharistiefeier mit rund 500 Gläubigen im Kiliansdom trug der Generalvikar die Predigt des erkrankten Bischofs Jung vor.
© Markus Hauck (POW)
„Wenn es im schulischen Religionsunterricht darum geht, Kompetenzen zu erwerben, ist die Kompetenz des Zuhörens sicherlich eine der wichtigsten, denn es geht pointiert gesagt um nichts weniger als um Leben und Tod“, hieß es in der Predigt. Zuhören sei die Grundlage aller Beziehungsfähigkeit. Religionsunterricht bedeute nicht nur, Inhalte zu vermitteln, sondern auch, deren Lebensrelevanz aufzuzeigen. „Das setzt allerdings voraus, selbst diese Inhalte gelernt, verinnerlicht, durchdrungen zu haben, so dass sie von Herzen kommen und die Herzen ansprechen und erreichen“, hieß es in der Predigt. Zuhören zu können und zuhören zu lernen sei wahre Herzensbildung. „Wenn es gelingt, die Fähigkeit zuzuhören, zu stärken, dann ist schon viel erreicht für den Kontakt zum eigenen Herzen, zu den Mitmenschen und zu Gott selbst.“
Gemeinsam mit Leitendem Schulamtsdirektor i. K. Jürgen Engel, Leiter der Abteilung Schule und Hochschule, übergab Generalvikar Vorndran den neuen Religionslehrerinnen und -lehrern dieses Schuljahres die Beauftragungsurkunden. Eine Begegnung auf dem Kiliansplatz schloss sich an den Gottesdienst an.
Missio Canonica – Die Lehrbeauftragung der katholischen Kirche
Um katholischen Religionsunterricht erteilen zu können, benötigen Lehrkräfte neben der staatlichen Lehrbefähigung eine Bevollmächtigung durch die Kirche. Auf Grund der Sonderstellung des Religionsunterrichts als „res mixta“ wird durch die kirchliche Sendung die gemeinsame Verantwortung von Kirche und Staat sichergestellt. Für die Dauer des Referendariates erhalten die Religionslehrerinnen und Religionslehrer aller Schulformen eine vorläufige kirchliche Unterrichtserlaubnis. Zuständig ist das Bistum, in dem die Universität liegt, an der das Studium abgeschlossen wurde. Nach bestandenem Zweiten Staatsexamen kann die Missio canonica beantragt werden. Dafür legen die Lehrkräfte das Versprechen ab, ihren Unterricht in Übereinstimmung mit der Lehre der katholischen Kirche zu erteilen.
(Pressestellen Speyer und Würzburg / mam)