In den (Erz-)Bistümern Essen und Paderborn gibt es neue Religionslehrerinnen und Religionslehrer. Im Essener Dom überreichte Bischof Franz-Josef Overbeck 44 neu ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen ihre Missio canonica. Insgesamt 50 Lehrkräfte aus dem Erzbistum Paderborn erhielten die kirchliche Lehrbeauftragung von im Rahmen einer Segensfeier mit Weihbischof Dominicus Meier.
Religionslehrerinnen und Religionslehrer seien heute vielfach in einer Welt vieler verschiedener Glaubensbekenntnisse tätig, vielleicht auch konfrontiert mit „einer Zurückhaltung, sich überhaupt zu Gott zu bekennen oder jener klaren Absage an ein Gottesbekenntnis“, sagte Bischof Overbeck bei der Verleihung der kirchlichen Lehrerlaubnis am 21. Mai. „Es ist aber auch jene Welt, die neu danach fragt, was es heißt, den Glauben zu bekennen und ihn dabei nicht als einen Widerspruch zur Vernunft zu verstehen, sondern so, dass dieser Glaube sich mittels der Vernunft in einem ganz besonderen Verhältnis zu uns entschlüsselt“, ergänzte der Ruhrbischof.
Overbeck wirbt für ökumenische Offenheit im Religionsunterricht
Mit Blick auf das künftige Berufsfeld der neu ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer hob Overbeck hervor, dass „Formen geregelter und begrenzter konfessioneller Kooperation im Religionsunterricht nicht nur aus pragmatischen Gründen notwendig, sondern aus inhaltlichen Gründen begrüßens- und wünschenswert sind“. Overbeck warb für eine „wachsende ökumenische Offenheit“ im konfessionell bestimmten Religionsunterricht, „um dem Ziel der Hinführung zu einer gesprächsfähigen konfessionellen Identität bei kultureller Offenheit und nicht Abgeschottenheit zu dienen“.
Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine zeige sich im Religionsunterricht die Chance, „im Gegenlicht zu einem autoritativen System zu zeigen, dass das Christentum für die Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit aller Menschen einsteht, ebenso für das Recht als Grundlage von Gerechtigkeit und Solidarität, wie auch für eine globale Vernetzung und der Wahrung der Würde eines jeden Menschen“, schlug Overbeck vom Religionsunterricht einen Bogen zur aktuellen Politik. „Was in einem solchen Geist geschieht, das unterstützt zugleich den Frieden, den wir miteinander leben.“
Göbel betont Wert der Religionslehrkräfte
Joachim Göbel, Leiter des Bereichs Schule und Hochschule im Erzbistum Paderborn, betonte beim Empfang im Liborianum am 20. Mai den Wert der Religionslehrerinnen und Religionslehrer für das Erzbistum Paderborn: „Wir sind uns bewusst, dass die Lehrkräfte für die Schülerinnen und Schüler oftmals die primären Kontaktpersonen zum Glauben und der Kirche sind.“ Aufgrund der Unwetterwarnungen war das Programm kürzer als ursprünglich geplant.
Brückenbauer zwischen Schule und Kirche
„Religion als Lehrfach zu wählen, war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte“, erzählte anschließend Catrin Funk, Lehrerin am Berufskolleg Witten. Zuerst studierte die 29-Jährige Wirtschaft. Während sie nach einer Alternative suchte, stellte sie dann fest: „Das Fach Religion macht irgendwas mit einem. Da kann man noch etwas bewegen. Das habe ich an diesen mathematischen Formeln nicht so gesehen“, so die junge Lehrerin aus Witten. Das christliche Menschenbild habe einige ihrer Schülerinnen und Schüler zum Umdenken gebracht.
Neue Perspektiven erschlossen sich auch in Thomas Mürmanns Religionsunterricht. Dort entschieden sich mehrere Jugendliche, die zuvor aus verschiedenen Gründen ihre Firmvorbereitung abgebrochen hatten, das Sakrament der Firmung doch noch zu empfangen. „Im Unterricht sprachen wir über die eigene religiöse Sozialisation. Die Eckpunkte ihres Glaubensweges waren bei den meisten die Taufe, Kommunion und Firmung. Bei denjenigen, die nicht zur Firmung gegangen waren, hakte ich nach“, erinnerte sich der 31-Jährige, der am Gisbert-von-Romberg-Berufskolleg in Dortmund unterrichtet. Schließlich bot der Pädagoge, der auch als Katechet arbeitet, seinen Schülerinnen und Schülern an, sich mit ihnen auf das Sakrament der Firmung vorzubereiten. Nach Absprache mit Erzbischof Hans-Josef Becker, dem Berufskolleg und der dazugehörigen Gemeinde leitete Thomas Mürmann dann einen Firmkurs in der Schule.
Weitere Missio-Verleihung in Freiburg
Am 24. Juni werden auch Religionslehrerinnen und Religionslehrer aus dem Erzbistum Freiburg ihre Missio canonica. Die Verleihung im Freiburger Münster um 15 Uhr mit Weihbischof Christian Würtz wird per Livestream übertragen.
Missio Canonica – Die Lehrbeauftragung der katholischen Kirche
Um katholischen Religionsunterricht erteilen zu können, benötigen Lehrkräfte neben der staatlichen Lehrbefähigung eine Bevollmächtigung durch die Kirche. Auf Grund der Sonderstellung des Religionsunterrichts als „res mixta“ wird durch die kirchliche Sendung die gemeinsame Verantwortung von Kirche und Staat sichergestellt. Für die Dauer des Referendariates erhalten die Religionslehrerinnen und Religionslehrer aller Schulformen eine vorläufige kirchliche Unterrichtserlaubnis. Zuständig ist das Bistum, in dem die Universität liegt, an der das Studium abgeschlossen wurde. Nach bestandenem Zweiten Staatsexamen kann die Missio canonica beantragt werden. Dafür legen die Lehrkräfte das Versprechen ab, ihren Unterricht in Übereinstimmung mit der Lehre der katholischen Kirche zu erteilen.
(Bistum Essen/Erzbistum Paderborn/mam)