„Glauben Sie das eigentlich, was Sie uns hier erzählen?“ Diese Frage, mit der ReligionslehrerInnen gelegentlich im Unterricht konfrontiert werden, diente als Inspiration für den RELI+-Lehrertag der Diözese Mainz am 30. September. Rund 70 Personen nahmen an der Veranstaltung teil, die coronabedingt als Online-Format stattfand.
Gereon Geißler, Bildungsdezernent der Diözese Mainz, begrüßte die Teilnehmenden und kündigte an, dass der Fortbildungstag unter dem Titel „Glaubst Du? – Warum wir nichts bewirken, wenn wir nicht ganz von vorn anfangen“ die Spiritualität von Lehrenden und Lernenden in den Blick nehmen wolle. Das Organisationsteam um Andreas Günter, Brigitte Lob und Harmut Göppel machte die Teilnehmenden anschließend mit den technischen Voraussetzungen der Online-Veranstaltung vertraut. Per Videochat hatten alle die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich zu Wort zu melden.
Pater Zimmermann über Bildung und Ausbildung im RU
Den Hauptvortrag hielt Pater Tobias Zimmermann, Direktor des Heinrich-Pesch-Hauses in Ludwigshafen, in dem das Zentrum für Ignatianische Pädagogik beheimatet ist. Nach seinem Studium der Theologie, Philosophie und Kunstpädagogik hat der Jesuitenpater eine Ausbildung zum Focusing-Therapeuten absolviert. Die Exerzitien des heiligen Ignatius von Loyola und die focussing-orientierte Persönlichkeitsentwicklung sind Inspirationsquellen seines Wirkens. Dies griff er in seinem Vortrag im Rahmen des Mainzer Lehrertages auf.
Pater Zimmermann setzte bei der grundsätzlichen Unterscheidung zwischen Ausbildung und Bildung an. Ausbildung bedeute, dass ein Lehrender einem Lernenden vorgegebene Ausbildungsinhalte vermittelt. Bilden hingegen könne sich der Mensch nur selbst, erläuterte Zimmermann. Aufgabe der Lehrenden sei es dabei, zu begleiten und zu unterstützen. Der Religionsunterricht sei in diesem Sinne das Fach, so Pater Zimmermann weiter, für das es am ehesten selbstverständlich sei, dass es in der Schule nicht nur um Ausbildung geht, um evaluierbare und verwertbare Kompetenzen, sondern zentral auch um Bildung. Deshalb sei die Lehrkraft dort nicht nur als ein Fachmann gefordert. Und es stehe die Frage im Raum: „Glaubst du das, was du uns erzählst.“
Gottesdienst und Workshops
Der Bildungsauftrag stellt den Unterrichtenden laut Zimmermann vor die Aufgabe, gemeinsam mit den Lernenden die Dimension des Bildungsgeschehens zu erschließen, die über abfragbares und unmittelbar verwertbares Können hinausgeht. Als ersten Schritt dahin benannte Pater Zimmermann die Einübung der Stille. Im anschließenden Gottesdienst mit Bischof Peter Kohlgraf stand eine Berufungsgeschichte aus dem Johannesevangelium (Johannes 1,35-39) im Mittelpunkt, im Zentrum die Frage an Jesus: „Wo wohnst du?“. Am Nachmittag folgten Workshopangebote rund um das Tagungsthema.
(kv/mam)