(Quelle: Andreas Abendroth, in: Pfarrbriefservice.de)

Saints of Color

Nachrichten | 25.06.2021

Seit seinen Anfängen gehört kulturelle Vielfalt zum Christentum dazu. Und dennoch werden viele Heilige heute mit weißer Haut und blauen Augen dargestellt, auch wenn die historischen Figuren aus dem Nahen Osten oder Afrika stammten. Frank van der Velden hat für die aktuelle Ausgabe der Katechetischen Blätter Material zu den „Saints of Color“ für einen kultursensiblen und rassismuskritischen Religionsunterricht erarbeitet.

Die ersten Christen in den deutschsprachigen Ländern waren afrikanische Menschen aus Oberägypten, die im 3. Jahrhundert in die römischen Militärlager und Städte an Rhein, Main und Donau kamen. Anhand dieser ersten Christinnen und Christen geht Frank van der Velden, Studienleiter für interreligiöse Bildung in der Katholischen Erwachsenenbildung Bistum Limburg, auf Spurensuche nach den sogenannten „Saints of Color“. Ein bekanntes Beispiel ist der Heilige Mauritius, der im Magdeburger Dom mit schwarzer Hautfarbe dargestellt ist (s. Foto). Die Statue gilt als älteste Darstellung eines Afrikaners nördlich der Alpen. In späteren Abbildungen wird der Heilige Mauritius hingegen mit weißer Hautfarbe dargestellt.

 

© gemeinfrei

 

„Die Saints of Color weisen darauf hin, dass Orient und Europa eben nicht durch einander ausschließende essenzielle Eigenschaften zu definieren sind, sondern dass sie seit jeder als intertwined worlds existiert haben“, betont van der Velden, der auch als Lehrbeauftragter für interreligiöses Lernen an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz tätig ist.

Politische Dimension der "Saints of Color"

Mit Blick auf den heutigen Religionsunterricht, der häufig in kulturell diversen Lerngruppen stattfindet, können die "Saints of Color" als gemeinsamer Identifikationspunkt dienen, wie van der Velden erläutert. Zudem sei die Beschäftigung mit ihnen auch politisch relevant: Wie reden wir von „uns“ unter den Bedingungen, Bedarfen und Herausforderungen einer Migrationsgesellschaft? Die Schule sei dabei ein Ort, an dem die relevanten Diskurse einer Migrationsgesellschaft eingeübt werden müssen, so der promovierte Theologe.

Texte in unserer Materialdatenbank

Die angesprochenen Beiträge stammen aus der Ausgabe 3/21 der Katechetischen Blätter. Die Zeitschrift für religiöses Lernen in Schule und Gemeinde wird vom Fachverband Deutscher Katecheten-Verein e.V. (dkv) herausgegeben. Das Heft ist kostenpflichtig und kann online bestellt werden. Einige der Texte stehen aber zum kostenfreien Download in unserer Materialdatenbank zur Verfügung:

Blickpunkt: Saints of Color

Arbeitsblatt: „Xanten Siegfriedstadt oder St. Viktor-Stadt? Kirche im Kampf um die Deutungshoheit gegen die Nazi-Diktatur“

Lehrerinformation zum Arbeitsblatt: „Xanten – Siegfriedstadt oder St. Viktor-Stadt?“

TED-Talk mit Chimamanda Ngozi Adichie

Der Begriff "Saints of Color" bezieht sich auf People of Color, eine internationale Selbstbezeichnung von und für Menschen mit Rassismuserfahrungen. Rassismus und seine sehr vielfältigen Ausprägungen ist ein großes Thema in den Büchern der Autorin Chimamanda Ngozi Adichie. In ihrem TED-Talk von 2009 „The danger of a single story“ (dt.: Die Gefahr einer einzelnen Geschichte) spricht die Nigerianerin über die Macht von Repräsentation in der Literatur. In dem knapp 20-minütigen Vortrag berichtet sie unter anderem von ihren ersten Leseerfahrungen und die späte Erkenntnis, dass alle Protagonistinnen in ihren Büchern weiß und blauäugig waren und gern Äpfel aßen – kurz: aus einer ihr unbekannten Welt kamen. Die Autorin wirbt daher für vielfältige role models in der Literatur. Denn Geschichten prägen unsere Welt und unsere Selbstwahrnehmung.

TED-Talk: „The danger of a single story“ auf YouTube

Weitere Informationen zu den"TED-Talks" gibt es auf der Website der des Formats.

(mam)

 

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