Verschwörungstheorien, Antisemitismus und die Bedeutung des Religionsunterrichts in der Corona-Krise: Diese Themen standen im Mittelpunkt der Diskussionsrunde „In Freiheit und Verantwortung – Zivilgesellschaft gestalten“ im Rahmen der in diesem Jahr ausschließlich digital stattfindenden Bildungsmesse didacta. Das Online-Podium mit Journalistin Christiane Florin, Theologin Christiane Tietz und Amerikanist Michael Butter war ein Angebot der Sonderschau „Kirche auf der Bildungsmesse“.
Michael Butter, Professor für amerikanische Literatur und Kulturgeschichte an der Universität Tübingen, beschäftigt sich seit langem mit dem Thema Verschwörungsglaube. „Momente der Unsicherheit führen dazu, dass sich Menschen Verschwörungstheorien zuwenden“, sagte der Forscher während der Online-Veranstaltung am Mittwoch, den 12. Mai im Rahmen der „didacta digital“. Ihre Verbreitung finde vor allem über Medien statt. Die öffentlich-rechtlichen sowie die großen privaten Medien in Deutschland hätten im Umgang mit Verschwörungstheorien bereits einiges gelernt, sollten aber nicht in Panik mit Blick auf das Thema verfallen, so Butter.
Verschwörungserzähler und Antisemitismus
Journalistin und Autorin Christiane Florin berichtete von ihren Erfahrungen mit Kritik an ihrer Arbeit. „Mit Hardcore-Verschwörungserzählern zu debattieren, das ist unmöglich“, sagte die in der Redaktion „Religion und Gesellschaft“ beim Deutschlandfunk tätige Journalistin und Politikwissenschaftlerin. Auch in Sachen Antisemitismus sei heute anscheinend sehr viel mehr sagbar als noch vor zehn Jahren, kritisierte Florin. Es beruhige sie aber, dass der Großteil der Menschen für Informationen und Argumentation aufgeschlossen sei.
Religionsunterricht bietet Raum für existenzielle Fragen
Die evangelische Theologin und Professorin an der Universität Zürich Christiane Tietz erklärte, dass Religion in diesen Zeiten der Verunsicherung helfen könne, da sie eine existenziell tiefere Ebene anspreche und Halt geben könne. Der Religionsunterricht könne in Zeiten der Corona-Krise ein Raum für existenzielle Fragen sein. Zudem könne das Unterrichtsfach Religion helfen, Menschen zu verstehen, die eine andere Haltung haben als man selbst und diese auch auszuhalten.
Didacta komplett digital
Die Bildungsmesse didacta fand in diesem Jahr auf Grund der Corona-Pandemie erstmals ausschließlich digital statt. Vom 10. bis 12. Mai konnten sich Interessierte aus dem Bildungsbereich virtuell mit Ausstellern austauschen und an Live-Vorträgen und Experten-Runden zu den vier Themenbereichen „Frühe Bildung“, „Schule und Hochschule“, „Berufliche Bildung und Weiterbildung“ und „Digitales Lernen“ teilnehmen. Auch die Sonderschau „Kirche auf der Bildungsmesse“ war im Programm der didacta digital vertreten.
(mam)