Esther Bejarano überlebte das Grauen des Holocaust in Auschwitz-Birkenau. Bis ins hohe Alter berichtete sie als unermüdliche Mahnerin von ihren Erlebnissen – und rappte seit 2018 mit der „Microphone Mafia“ gegen rechts. Am 10. Juli ist sie im Alter von 96 Jahren gestorben. Zu diesem Anlass haben wir vielfältige ZeitzeugInnen-Projekte und Material für den Unterricht zusammengestellt.
In einem Viehwagen wird Esther Bejarano 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau gebracht. Erst werden der damals 19-Jährigen die Haare geschoren, dann tätowiert ein Wärter die Nummer 41948 in ihren linken Arm. „Namen wurden abgeschafft, wir waren nur noch Nummern“, wie die Jüdin, deren Familie von den Nazis getötet wurde, ihren Zuhörerinnen und Zuhörern bei einem Besuch im Erzbischöflichen Irmgardis-Gymnasium in Köln im Juni 2019 erzählte. Nach einer Zeit in der Arbeitskolonne wird das Mädchen von einer Blockältesten dann für das von der SS neugegründete Mädchenorchester vorgeschlagen. Da es kein Klavier gibt, wählt sie das Akkordeon – und erspielt sich damit eine „Galgenfrist“, wie Bejarano es nannte. Den kompletten Bericht über Bejaranos Geschichte und die Begegnung mit Schülerinnen und Schülern des katholischen Irmgardis-Gymnasiums gibt es auf unserem Partnerportal katholische-schulen.de:
Mit Rap gegen Rassismus
Zeitzeugen-Projekte und Material aus dem Bistum Limburg
Das Bistum Limburg hat auf einer neuen Website Informationen sowie digitale Angebote und Materialien rund um verschiedene Zeitzeugenprojekte zusammengestellt. Neben Berichten über kommende und zurückliegende Veranstaltungen und Workshops mit Schulklassen werden auf der Internetseite Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Nationalsozialismus in kurzen Biografien vorgestellt. Zusätzlich gibt es eine Sammlung von Unterrichtsmaterial verschiedener Organisationen wie der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Weiterführende Links zu Onlineveranstaltungen, Archiven und Ausstellungen runden das Angebot ab.
Digitale Zeitzeugen
Ein digitales Bildungsangebot des Westdeutschen Rundfunks (WDR) stellt ebenfalls Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in den Mittelpunkt. Mittels „Augmented Reality“-Technik (dt. erweiterte Realität) projiziert die App „WDR AR 1933-1945“ Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges virtuell ins Klassenzimmer. Alles, was man braucht, ist ein Tablet oder Smartphone. Ist die App erst auf das Gerät geladen, kann der User in der Kategorie „Kriegskinder“ zwischen drei verschiedenen Geschichten wählen: Anne erlebte den Zweiten Weltkrieg in einem Kölner Bunker, Vera erzählt von der Luftschlacht um London und Emma überlebte die Blockade von Leningrad. Das Besondere dabei ist, dass die Person auf dem Bildschirm in die jeweilige Umgebung des Nutzers eingebettet zu sehen ist.
Weitere Kapitel über Anne Frank und junge Soldaten
Neben den drei Zeitzeuginnenberichten stehen zwei weitere Kapitel zum Download bereit. In "Meine Freundin Anne Frank" lernen die Nutzerinnen und Nutzer das jüdische Mädchen Anne Frank durch die Berichte ihrer engsten Freundinnen kennen. Es geht um Freundschaft und Abschied. Im Kapitel "Mit 18 an die Front" berichten Willi Plätz und Jürgen Tegethoff von ihren Erlebnissen als junge Soldaten im Zweiten Weltkrieg.
Das Projekt steht im iOS-Store für Apple sowie im App-Store für Android-Geräte bereit und kann dort kostenlos heruntergeladen werden. Die Nutzung ist barrierefrei und auch für User konzipiert, die noch keine Kenntnisse im Bereich "Augmented Reality" haben. Begleitend dazu bietet der WDR ein Tutorial für die Nutzung der App im Unterricht sowie Arbeitsblätter von Planet Schule an.
Anne Frank als YouTuberin
In einer Webserie schlüpft Schauspielerin Luna Cruz Perez in die Rolle des im KZ getöteten Mädchens Anne Frank. Das Angebot des Anne-Frank-Haus in Amsterdam stellt die Gefühle, Gedanken und das Leben der Protagonistin während des Verstecks im Hinterhaus in den Mittelpunkt. Begleitend gibt es Erklärvideos und pädagogisches Material.
Insgesamt 15 Folgen umfasst das Video-Tagebuch, das auf YouTube veröffentlicht wird. Die Zuschauerinnen und Zuschauer folgen Anne ab dem 29. März 1944. Zu diesem Zeitpunkt ist sie 14 Jahre alt und lebt seit gut eineinhalb Jahren im ihrem Amsterdamer Versteck. Die Geschichte endet am 4. August 1944, dem Tag, als das Mädchen und die sieben anderen Menschen im Hinterhaus sowie zwei ihrer nichtjüdischen Helfer verhaftet wurden. In den verschiedenen Episoden der Webserie blickt Anne auch auf die Zeit vor ihrem Leben im Versteck zurück. Die Videos sind in niederländischer Sprache verfasst mit möglichen Untertiteln auf Deutsch, Englisch, Portugiesisch und Spanisch.
Zu sieben der fünfzehn Folgen des Tagebuchs wurden pädagogische Begleitvideos erstellt. Sie enthalten inhaltliche Erläuterungen und vertiefen den Inhalt der Videotagebücher. Zudem gibt es Unterrichtsmaterial für die Grundschule. Neben einem Arbeitsblatt mit Seh- und Nachdenkfragen umfasst das Angebot eine digitale Unterrichtseinheit über Anne Frank und das Hinterhaus.
Antisemitismus, Judenverfolgung und Holocaust - Evas Stories auf Instagram
Was, wenn ein Mädchen im Holocaust Instagram gehabt hätte? Dieser Frage nachgehend hat ein israelischer Regisseur das Tagebuch eines jungen Mädchens verfilmt, das 1944 in Auschwitz ermordet wurde. Instagram Stories erzählen die Geschichte der 13-jährigen Eva Heymann aus Ungarn. Das Social Media-Projekt soll Jugendlichen den Holocaust näherbringen.
Die kurzen, im für Instagram typischen Hochkant-Format gefilmten Videos zeigen das Leben eines ganz normalen Teenagers. Mal filmt das Mädchen mit den dunkelbraunen Locken sich selbst, mal ihre Eltern, Großeltern und Freunde. Sie nimmt den Follower mit in die Schule, die Apotheke ihres Opas und zum Eis essen in den Park. Oft sind die Videos garniert mit Herzchen, Filtern und Emojis. Die insgesamt 70 kurzen Bildergeschichten zeigen das Schicksal Evas und ihrer Familie vom Einmarsch der Wehrmacht in Ungarn bis zur Deportation nach Auschwitz.
Glaube und Widerstand: Zeitstrahl und Unterrichtsmaterial über Pater Richard Henkes
Kritische Aussagen von der Kanzel und sein Wirken als Geistlicher brachten Pater Richard Henkes mehrfach in die Schusslinie der Gestapo. Im April 1943 wurde der Pallottiner-Pater schließlich verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau deportiert, wo er 1945 an Typhus erkrankte uns starb. Eine Ausgabe des Limburger Magazins „Eulenfisch“ beschäftigt sich unter dem Titel „Widerstand und Demut“ mit dem 2019 seliggesprochenen Pater Richard Henkes. Die Herausgeber bieten einen Zeitstrahl zum Download an, der in Kombination mit zahlreichen Bildern die wichtigsten Stationen im Leben des Widerstandskämpfers darstellt. Kurze Texte geben Hintergrundinformationen und helfen, die jeweiligen Stationen einzuordnen. Das Material eignet sich für den Einsatz in den Sekundarstufen I und II.
Unterrichtsreihe für die Grundschule
Eine mehrstündige Unterrichtsreihe für die Grundschule beschäftigt sich mit der biblischen Figur des Hiob. An diesem Beispiel werden verschiedene Perspektiven auf die Themen Widerstand gegen Leid und Demut gegenüber Gott geworfen. Die Geschichte von Hiob zeigt, wie Widerstandsfähigkeit als Teil religiöser Kompetenz begriffen werden kann. Das Material für die Unterrichtsreihe umfasst 12 Seiten mit konkreten Arbeitsaufträgen und methodischen Erläuterungen. Weitere (kostenpflichtige) Angebote gibt es auf der Website des Magazins Eulenfisch.
(mam)