Virtuelle Zeitzeugen, jüdisches Leben auf digitaler Landkarte und historische Dimensionen von Orten und Gebäuden per Smartphone entdecken: Mit zahlreichen Apps und Online-Angeboten können Nutzerinnen und Nutzer Geschichte und ihre Verbindungen zur Gegenwart erleben. Die kostenlosen Programme eignen sich auch für die Schule.
Die App „WDR AR 1933-1945“ projiziert Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges virtuell ins Klassenzimmer. Alles, was man braucht, ist ein Tablet oder Smartphone. Ist die App erst auf das Gerät geladen, kann der User in der Kategorie „Kriegskinder“ zwischen drei verschiedenen Geschichten wählen: Anne erlebte den Zweiten Weltkrieg in einem Kölner Bunker, Vera erzählt von der Luftschlacht um London und Emma überlebte die Blockade von Leningrad. Das Besondere dabei ist, dass die Person auf dem Bildschirm in die jeweilige Umgebung des Nutzers eingebettet zu sehen ist. Möglich macht das die sogenannte "Augmented Reality"-Technik (dt.: erweiterte Realität). Neben den drei Zeitzeuginnenberichten steht ein weiteres Kapitel über Anne Frank zum Download bereit.
Digitale Zeitzeugen: WDR-App für die Schule
„Wir stehen am Anfang einer Zeit ohne Zeitzeugen. Wir dürfen aber nicht vergessen, was im Zweiten Weltkrieg passiert ist, und welches Leid der Krieg den Menschen bringt“, sagte WDR-Intendant Tom Buhrow anlässlich der Veröffentlichung des Projekts. Das kostenlose Angebot richtet sich nach Angaben des WDR besonders an den Schulunterricht.
Download und Schulbesuche
Das Projekt steht im iOS-Store für Apple sowie im App-Store für Android-Geräte bereit und kann dort kostenlos heruntergeladen werden. Die Nutzung ist barrierefrei und auch für User konzipiert, die noch keine Kenntnisse im Bereich "Augmented Reality" haben. Weitere Informationen zu Hintergrund und Nutzung der App finden Sie auf der Website des Angebots. Zudem bietet der WDR Schultouren an. Interessierte Einrichtungen können sich online bei der Redaktion „Doku & Digital“ für einen Schulbesuch anmelden.
Infos zur WDR-Zeitzeugen-App
Interaktive Plattform "Jewish Places"
Gemeinsam mit bundesweiten Kooperationspartnern hat das Jüdische Museum Berlin im Jahr 2018 eine innovative Online-Plattform zu jüdischem Leben in Deutschland veröffentlicht. Die interaktive Karte „Jewish Places“ visualisiert umfangreiche Daten zu jüdischer Lokalgeschichte. Das Angebot richtet sich unter anderem an Schüler und beinhaltet Biografien, Informationen über religiöse und säkulare Orte sowie geplante Spaziergänge.
Die Online-Plattform „Jewish Places“ wendet seinen Blick auf die Mikrogeschichte und ist somit an Orte und Personen gebunden. Die Nutzerinnen und Nutzer sollen erkennen, dass jüdisches Leben Teil der eigenen Geschichte ist, die Macher. „Dieses Wissen fördert Toleranz gegenüber der Vielfältigkeit in der deutschen Gesellschaft“, teilte das Jüdische Museum Berlin vor dem Launch der Seite mit. Die Visualisierung auf einer digitalen Karte sensibilisiere für eine gemeinsame Vergangenheit und Gegenwart im eigenen Umfeld.
Orte, Einrichtungen, Biografien
Zum Angebot der Website www.jewish-places.de gehören ausgewählte Biografien, eine Rubrik zu Stolpersteinen und Spaziergänge – virtuell und real vor Ort - zu Museen, Friedhöfen, Sportvereinen und anderen Orten jüdischen Lebens aus fünf Jahrhunderten. User können diese mit Hilfe von Zoom, Such- und Filterfunktionen erkunden.
Partizipatives Projekt
Die bisher gesammelten Daten stammen unter anderem vom Zentralrat der Juden, dem Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, dem Bundesarchiv sowie dem Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland an der Universität Heidelberg und dem Jüdischen Museum der Stadt Frankfurt am Main. Auch nach dem Launch der Website soll die interaktive Karte weiter wachsen. Interessierte können sich anmelden und selbst Einträge vervollständigen, eigene Inhalte einstellen und Filme und Videos hochladen.
Weitere Eindrücke und Informationen zur Online-Plattform „Jewish Places“ finden Sie im Projekttrailer sowie in Berichten der ARD und auf katholisch.de:
Trailer zu „Jewish Places“
Bericht auf katholisch.de
Future History
Ein weiteres Angebot, dass Geschichte mittels Augmented-Reality-Technologie erlebbar macht, ist „Future History“. Es kann mobil als App und als Website auf dem Computer genutzt werden. Seine volle Bandbreite entfaltet das Tool durch die Nutzung mit dem Smartphone oder Tablet. Direkt vor Ort kann sich der User historische Bilder, die mit einem exakten Standort und Blickwinkel hinterlegt sind, anzeigen lassen und so in die Geschichte eintauchen. Mit Hilfe der Kamera des jeweiligen mobilen Gerätes verschmelzen vergangene Epochen durch stufenloses Ein- und Ausblenden. Auf diese Weise fungiert das Smartphone oder Tablet als Fenster zur Vergangenheit.
Weitere Infos werden über Texte, Audios und Videos vermittelt. Darüber hinaus bieten die Macher auch komplette Stadtführungen für ausgewählte Orte an, die in der App-Version als Download zur Verfügung stehen. Das Programm „Future History“ ist kostenlos. User können auch selbst daran mitarbeiten und Bilder verschiedener Orte einstellen. Weitere Informationen gibt es hier:
Future History
(mam)