Ein festlich gedeckter Tisch für das Rosh-Hashanah-Fest, Gartenarbeit auf dem Gelände der Liebermann-Villa und ein Gespräch über die deutsche Nationalhymne bei Fußballspielen im Berliner Olympiastadion. Szenen wie diese zeigt der Dokumentarfilm „Lebenszeichen – Jüdischsein in Berlin“ ab dem 23. August im Kino. Regisseurin Alexa Karolinski lässt Erinnerungen, kollektive Geschichte und gelebte Gegenwart verschmelzen.
Auf ihrer Spurensuche hat die Regisseurin Familienmitglieder, Freunde, Historiker und zufällige Bekannte zu jüdischem Leben und Identität befragt. Die Beobachtungen und Begegnungen zeigen Erinnerungen, Rituale, Lebenszeichen und Gewohnheiten in alltäglichen Situationen. So lernt der Zuschauer das Ehepaar Michalski kennen, das alle paar Tage das Denkmal „Züge ins Leben – Züge in den Tod“ an der Berliner Friedrichstraße putzt. Wie die dargestellten Kinder, denen die Skulptur gedenkt, verdankt auch Frank Michalski seinem Leben einem Kindertransport nach England.
Mit ihrem Bruder David spricht die Regisseurin über Identität und fragt aus dem Off: „Haben wir Juden eigentlich auch einen Migrationshintergrund?“ Sie besucht ihre Oma Regina, eine Holocaust-Überlebende, beim Sport mit ihrem Physiotherapeuten Piotr und spricht mit ihrer Mutter Annie über deren Lebensweg von Kanada nach Deutschland. „Das richtige Judentum – den Inhalt, das Selige, das Jiddische – das habe ich erst hier gelernt“, sagt Annie über Berlin.

Medienwissenschaftler und Historiker
Neben Freunden und Familienmitgliedern kommen auch Wissenschaftler in der 83-Minütigen Dokumentation zu Wort. Zum Beispiel Siegfried Zielinski, der sich als Professor für Medienwissenschaft mit der US-Serie „Holocaust“ befasst, die 1979 im deutschen Fernsehen lief. Sowie Anita Grossmann und Frank Mecklenburg, die Eltern eines Freundes der Regisseurin. Beide sind Historiker und Spezialisten auf dem Gebiet deutsch-jüdischer Geschichte.
Die lose Aneinanderreihung der Begegnungen mit Jüdinnen und Juden verschiedener Generationen verleiht dem Film eine Offenheit und den Charakter einer Collage. Das Thema Erinnerung verbindet die filmisch festgehaltenen Eindrücke und spannt sich wie ein Bogen um sie. Während Karolinskis dementer Stiefvater sein Gedächtnis nach und nach verliert, kann Evelyn Gutmann nicht vergessen, dass sie sich, umgeben von Nazis, in einem dunklen Bunker verstecken musste, um zu überleben. Noch heute brennt in jedem Zimmer ihrer Wohnung helles Licht.
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Text: mam
Bilder: Salzgeber & Co. Medien GmbH