Aufgaben zur Auswahl
1.) „Wir sind da!“ – Die Geschichte des Judentums in Deutschland nach 1945
(Vgl. Schneider, Richard Chaim, Wir sind da! Die Geschichte der Juden in Deutschland von 1945 bis heute. München 2000.)
a. Basisaufgabe: „Die Geschichte des deutschen Judentums ist definitiv zu Ende.“ Damit brachte Rabbi Leo Baeck 1945 die Überzeugung auf den Punkt, dass jüdisches Leben in Deutschland nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft und der Shoa nicht vorstellbar war. Doch heute ist jüdisches Leben Teil der Geschichte und Gegenwart der BRD.
Fasst die Entwicklung des Judentums in Deutschland nach 1945 stichwortartig zusammen.
b. Erweiterungsaufgabe: Verdeutlicht die Geschichte jüdischen Lebens in der BRD am Beispiel einer jüdischen Gemeinde. Informiert euch hierfür über den Wiederaufbau der jüdischen Gemeinden in München oder Frankfurt nach 1945.
2.) „Gebauter Aufbruch“ – Synagogen in Deutschland
(Vgl. hierzu Keller, Manfred Hg., ‚So viel Aufbruch war nie…‘ Neue Synagogen und jüdische Gemeinden im Ruhrgebiet. Chancen für Integration und Dialog. Berlin 2011.)
Basisaufgabe: Einige der deutschen Synagogen, die während der Naziherrschaft in Deutschland zerstört wurden, sind virtuell rekonstruiert worden. Wählt aus den virtuellen Rekonstruktionen ein Beispiel aus Recherchiert, ob in der betreffenden Stadt nach 1945 eine neue Synagoge gebaut wurde.
Ergänzungsaufgabe: Vergleicht die alte und neue Synagoge. Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede fallen auf?
3.) Orthodox, reformiert, masorti oder einfach nur jüdisch? Strömungen im Judentum der Gegenwart
Basisaufgabe: Wie in allen Weltreligionen so gibt es auch im Judentum verschiedene Strömungen, denen sich die unterschiedlichen jüdischen Gemeinden in Deutschland zugehörig fühlen. Stellt die vier wichtigsten Strömungen und ihre wesentlichen Unterschiede dar (Mind-Map, Tabelle, Grafik).
Ergänzungsaufgabe: Die Frage, ob auch Frauen zum Rabbi ordiniert werden können, ist zwischen orthodoxen und reformierten Juden umstritten. Informiert euch über die beiden Positionen zu dieser strittigen Frage und stellt sie einander gegenüber.
4.) „Vom Lieben einer gehassten Stadt“ – Was empfinden junge Juden als Gäste in Deutschland?
Basisaufgabe: Berlin ist „auf die jüdische Landkarte Europas“ (Zitat: Jungmann, Alexander, Jüdisches Leben in Berlin. Der aktuelle Wandel in einer metropolitanen Diasporagemeinde. Bielefeld 2007, S. 182. ) zurückgekehrt, so der ehemalige Gemeindevorsitzende und Rabbiner Andreas Nachama. Die Stadt erfreut sich immer größerer Beliebtheit bei israelischen Touristen, bleibt für sie dabei aber immer auch die Stadt, von der die Shoa ausging. Stellt die ambivalenten Gefühle der Israelis dar, die in Berlin leben oder die Stadt besuchen. Nutzt hierfür das Interview mit der jüdischen Historikerin Fania Oz-Salzberger.
Ergänzungsaufgabe: Stellt euch vor, ihr würdet als Israeli Berlin zum ersten Mal besuchen. Schreibt eine E-Mail an eure Familie/ Freunde und beschreibt eure Gedanken und Gefühle. Ihr könnt dafür auch auf den Text von Ikey Green zurückgreifen:
5.) Wie funktioniert eine jüdische Gemeinde?
Basisaufgabe: Erstellt eine Übersicht (Tabelle/ Mind-Map) über die Aufgaben und Institutionen einer jüdischen Gemeinde in Deutschland. Nutzt für eure Recherche die Homepage der jüdischen Gemeinde in München.
Ergänzungsaufgabe: Eine besondere Herausforderung für die jüdischen Gemeinden in Deutschland ist Integration von Zuzüglern aus der ehemaligen Sowjetunion. Erläutert diese Herausforderung. Informationen erhaltet ihr auf folgenden Website
6.) „Kreislauf des Jahres“ - Jüdische Feiertage
Basisaufgabe: Erstelle eine Mind-Map zu den wichtigsten Feiertagen des Judentums (Rosch ha-Schana, Jom Kippur, Pessach, Schawuot, Sukkot, Chanukka, Purim).
Ergänzungsaufgabe: Findet heraus, auf welches Datum die oben genannten jüdischen Feiertage im folgenden Kalenderjahr fallen.
7.) Das „tragbares Vaterland eines Juden“ – die Thora
Basisaufgabe: Heinrich Heine nannte die Thora das „tragbare Vaterland eines Juden“. Wo immer gläubige Juden leben: die Thora steht im Mittelpunkt ihres Lebens. Erklärt ihre Bedeutung für das Judentum.
Ergänzungsaufgabe: Vergleicht den Aufbau der jüdischen Bibel mit dem Aufbau des christlichen Alten Testaments. Arbeitet Unterschiede und Gemeinsamkeiten heraus.
8.) Stationen eines jüdischen Lebens
Basisaufgabe: Geburt und Beschneidung, Bar-Mitzwa/Bat Mitzwa und Heirat sind wichtige Stationen im Leben eines Juden bzw. einer Jüdin. Informiert euch über den jüdischen ‚Kreislauf des Lebens‘ und stellt ihn grafisch dar.
Ergänzungsaufgabe: 2012 erklärte das Kölner Landgericht, die Beschneidung von minderjährigen Jungen sei Körperverletzung und deshalb ungesetzlich. Dies führte zu einer heftigen Debatte über die Religionsfreiheit. Informiert euch über die verschiedenen Positionen der Debatte und nehmt begründet zu der Frage Stellung, ob rituelle Beschneidungen gesetzlich erlaubt sein sollten.
9.) Rückblick und Ausblick:
„Ist ein auf Dauer gestelltes jüdisches Leben in Berlin und darüber hinaus in Deutschland möglich, indem ein Wachhalten der Erinnerung an vergangene Schrecken und Unrecht eine Verbindung mit heute noch nicht denkbarer Normalität im jüdisch-nichtjüdischen Umgang eingeht?“ (Zitat: Jungmann, Jüdisches Leben in Berlin, S. 557.)
Wie könnte die heute in Deutschland lebende jüdische Minderheit diese Frage beantworten? Wie würdet ihr sie als Mitglieder der nicht-jüdischen Mehrheit beantworten?
Diskutiert diese Frage auf der Grundlage eurer Auseinandersetzung mit dem aktuellen jüdischen Leben in Deutschland. Fasst eure Überlegungen in einem Statement zusammen.