Obwohl Frauen heute – rechtlich gleichgestellt – dieselben beruflichen Chancen wie Männer haben und sexuelle Identitäten geschützt sind, zeigt die Realität: Gleichberechtigung ist noch lange nicht vollendet. Unsere Mitarbeiter Sanjana Joseph und Karl Vörckel haben sich mit dem Phänomen der Tradwives befasst und Materialien für den Unterricht entworfen.
Die „traditionelle Ehefrau“ und manosphere, „traditionelle Männlichkeitsideale“
Umso irritierender wirkt der wachsende Zuspruch für Bewegungen wie die Tradwife-Szene, in der traditionelle Frauenrollen romantisiert und als Ideal dargestellt werden. Tausende Follower feiern unter Hashtags wie #tradwife das Bild der unterwürfigen Ehefrau – ein Rollenbild, das längst als überholt galt.
Diese Idealisierung der „traditionellen Ehefrau“ steht jedoch nicht für sich allein: Sie korrespondiert mit der sogenannten manosphere (dt. Mannoshäre) – einem Netzwerk antifeministischer Männergruppen, das seit 2009 unter diesem Namen im Internet aktiv ist. Der Begriff umfasst verschiedene Männer-Communities, die sich in ihren Inhalten unterscheiden, aber in ihrer Ablehnung feministischer Errungenschaften vereint sind.
Mehr als Nostalgie
Die gesellschaftspolitische Debatte muss diesen Trend ernst nehmen, um zu verstehen, warum er gerade jetzt so viele Menschen anspricht. Denn hinter der Sehnsucht nach „Tradition“ steckt oft mehr als bloße Nostalgie: Es geht um Fragen der Identität, um Machtverhältnisse – und darum, wie wir Gleichberechtigung heute tatsächlich leben wollen.
Biblische Grundlagen und Symbolik
rpp-katholisch.de sieht zwei zentrale Gründe, sich mit dem aktuellen Tradwife-Trend auseinanderzusetzen und daraus Impulse für den Religionsunterricht in Form einer Unterrichtsidee zu entwickeln:
Erstens greifen Befürworter der Unterordnung der Frau teilweise auf religiöse Begründungen zurück – etwa durch Bibelzitate. Die Frage, wie bestimmte Rollenbilder mithilfe der Bibel legitimiert werden, berührt die grundlegende Aufgabe einer angemessenen Hermeneutik religiöser Texte. Dazu liegt ein Arbeitsblatt zum „Lob der tüchtigen Hausfrau“ (Sprichwörter 31) vor, das zur kritischen Reflexion einlädt.
Zweitens lassen sich Übergänge von den Tradwife-Trends zu fundamentalistischen Christfluencer-Netzwerken innerhalb verschiedener christlicher Denominationen erkennen – darunter auch in der katholischen Kirche. Dies gibt Anlass, in neueren vatikanischen Dokumenten nach Aussagen zum Frauenbild der Kirche zu suchen.
Symbole und Zeichen in der Gesellschaft
Zum anderen kann man den Trend zu traditionellen Rollenbildern zum Anlass nehmen, einmal kritisch zu hinterfragen, wo in unserer Gesellschaft – in der Frauen ihr eigenes Geld verdienen und Männer sich stärker um Haushalt und Familie kümmern sollten – Zeichen und Symbole verborgen sind, die ein bestimmtes Rollenverständnis widerspiegeln.
Beispiel: Das Thema Hochzeit – dort wird häufig ein bestimmtes Bild von „glücklicher Ehe“ gezeigt. Es lohnt sich zu fragen: Welche Zeichen und Symbole werden dabei verwendet? Woher stammen sie? Was bedeuten sie? Und passen sie überhaupt noch in unsere Zeit? Auch dazu bietet unsere Unterrichtsidee hilfreiche Denkanstöße.
Zusammenhänge recherchieren und diskutieren
Vor allem sollen die Lernenden die genannten Zusammenhänge eigenständig recherchieren. Hinweise zu den Quellen sind in einem Arbeitsblatt zusammengefasst, das auch Links zu kritischen Stimmen enthält. Eine Präsentation kann helfen, die einzelnen Unterrichtsabschnitte zu strukturieren.
Für das Sammeln der Rechercheergebnisse und eine abschließende Diskussion bietet sich eine Talkshow an, die innerhalb der Klasse organisiert wird. Auch hierfür haben wir eine Anleitung beigefügt.
Die Unterrichtsidee eignet sich für die Klassenstufen 9 bis 11 und ist mit allen begleitenden Materialien im Onlineunterrichtswerk unter der Thementabelle „Liebe“ verlinkt.
(Karl Vörckel/ Sanjana Joseph)
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Ein neuer Trand scheint sich im Internet auszubreiten. Angeblich traditionelle Frauen- und Männerrollen werden wieder beworben, oft mit Argumenten aus der Bibel und der christlichen Religion. Unsere Unterrichtsreihe gibt den Lernenden die Möglichkeit, die Szene kritisch zu beurteilen und vor allem die Argumentation mit Bibel und kirchlichen Dokumenten in Frage zu stellen.
Im Rahmen unserer Auseinandersetzung mit dem Trend der Tradwives und der Mannosphäre bietet dieses Arbeitsblatt die Möglichkeit, sich mit dem Bild auseinanderzusetzen, das Dokumente der Weltkirche seit Leo XIII. von der Frau zeichnen.
Die Präsentation begleitet die gleichnamige Unterrichtsidee und umfasst die folgenden Folien: 1) Titel 2) Agenda 3) Unterschiedliche Interessen: Eheglück, Mannosphäre 4) - 6) Symbolisierung des Eheglücks 7)-10) Gruppierungen der "Mannosphäre" 11) Anregung zur zusammenfassenden Diskussion 12)-13) Recherche: Quellen und Auftrag 14) Infragestellung der "Tradition" 15)-18) Influence - Role model - Identität 19) Biblische Argumente der "Trads" 20) Diskussion zur Haltung der Kirche 21) Quellennachweise
Im Rahmen unserer Auseinandersetzung mit dem Trend der Tradwives und der Mannosphäre bietet dieses Arbeitsblatt die Möglichkeit das Lob der Hausfrau, ein Alphabet-Gedicht aus dem Buch der Sprichwörter (31,10-31) besser kennen zu lernen und dessen Vereinnahmung durch reaktionäre Kreise zu beurteilen.
Im Rahmen unserer Auseinandersetzung mit dem Trend der Tradwives und der Mannosphäre bietet dieses Arbeitsblatt die Möglichkeit die sogenannte Haustafel (Epheser 5,29-6,9) kritisch zu begutachten, auf die sich reaktionäre Kreise gerne berufen.
Im Rahmen unserer Auseinandersetzung mit dem Trend der sogenannten Tradwives und der Mannosphäre bietet dieses Arbeitsblatt die Möglichkeit, Quellen aus der Szene und kritische Berichte nachzuschlagen, die im Auftrag verlinkt sind, und anhand einschlägiger Hashtags selbst Quellen zu finden.
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(ck)