(Quelle: Gabriel Verlag, Thienemann Verlage/www.rainer-oberthuer.de)

Drei Fragen an....

Nachrichten | 30.06.2025

... Rainer Oberthür. Der Dozent für Religionspädagogik am Katechetischen Institut (KI) des Bistums Aachen versteht sich als Autor in "Die Kinderbibel. Eine Entdeckungsreise" als "Reiseführer" durch biblische Geschichten. Nach über 40 Jahren Bibelarbeit mit Kindern ist er noch immer erstaunt, wie Kinder nicht müde werden aufs Neue Gott in den Geschichten zu suchen und zu finden.  

Herr Oberthür, welche persönliche Motivation hat Sie dazu bewegt, diese Kinderbibel zu schreiben?

Am Anfang stand eine deutlich kleinere Idee: Ich wollte der viel zu unbekannten, wunderbaren biblischen Geschichte von Ruth Aufmerksamkeit verschaffen. Doch dann habe ich den Projektrahmen erweitert, zuerst auf die „großen Erzählungen“ des Ersten / Alten Testaments und dann noch auf zentrale Texte des Neues Testaments. Das hatte auch mit einer zweiten Idee und Inspiration zu tun: Mich hat die Lektüre von John D. Caputo Buch Die Torheit Gottes. Eine radikale Theologie des Unbedingten (Grünewald) fasziniert. Dort plädiert Caputo für eine Abkehr von der Vorstellung Gottes als höchstes Wesen zugunsten einer Sicht Gottes als „Ereignis“, als Geschehen unter uns Menschen. So kam ich auf die durchgängige Leitfrage dieser aus meiner Sicht neuartigen Kinderbibel: WIE ZEIGT SICH GOTT?

Sie soll also meine Bibel für Kinder und alle im Haus keinesfalls „ablösen“, die ja ganz anders konzipiert ist, mit den Bildern der Kunst ein anderes Bildkonzept hat und eine deutlich umfangreichere Auswahl präsentiert. Gemeinsam sind beiden Bibeln jedoch eine möglichst große Nähe zum originalen Bibeltext und die drucktechnisch sichtbare Unterscheidung zwischen meinen Begleittexten und den Bibeltexten. Die Bibelnähe und die Transparenz der beiden Textsorten schulden wir sowohl den Kindern als auch der Bibel selbst.

 

Signieraktion bis 06.07.2025 von Rainer Oberthür

Wer das Buch gleich nach Erscheinen am 28.7. signiert bekommen möchte, kann es im Rahmen einer zeitlich begrenzten Signieraktion bei der Online-Buchhandlung www.shop.autorenwelt.de noch bis Sonntag, 6. Juli 2025 bestellen. Die Zusendung erfolgt im Anschluss kostenlos.

 

Was ist das Besondere an diesem Buch?

Zum einen die Konzentration auf besonders grundlegende und elementare Erzählungen, in denen durchaus „das Ganze“ der biblischen Botschaft aufscheint, zum anderen die durchgängige Metapher einer „Reise“ durch die Bibel. Im einleitenden Kapitel zur Frage „Gibt es Gott wirklich?“, die ja schon für Kinder eine ernsthafte Frage ist, komme ich zur Leitfrage der Reise: „Wie zeigt sich Gott?“. Dann gehen wir gemeinsam auf den Weg durch die Geschichten.

Es beginnt mit dem Exodus des Volkes Israels, der Urerfahrung in der Rettung, führt zum Schöpfungsgedicht (Gott zeigt sich im Werden der Welt) und so reisen wir durch insgesamt sieben Stationen des Ersten Testaments: Die Urgeschichten mit vier „Zwischenhalten“ zu Adam und Eva, Kain und Abel, Noah und Babel, Ruth, Hiob, Jona und schließlich - analog zum Sabbat - in der siebten Station zu Elija, wo Gott sich in der Stille zeigt. Die achte Station - in Anlehnung zur neuen Schöpfung und zum Sonntag - erzählt aus christlicher Perspektive von Jesus, in dem Gott selbst sich in einem Menschen zeigt. Alle Kapitel schließen immer mit einem zusammenfassenden Satz: "Gott zeigt sich hier... ." Nach dem letzten Kapitel (Gott zeigt sich in Ereignissen und als Ereignis) mündet die Bibel-Reise in eine Landschaftsillustration von Marieke ten Berge, die den Weg rückblickend vor Augen führt.

 

Zur Person: 

Rainer Oberthür, 1961 geboren, ist seit 1989 Dozent für Religionspädagogik am Katechetischen Institut (KI) des Bistums Aachen, bis 2020 stellvertretender Leiter des KI. Zusätzlich war er Lehrbeauftragter für Religionspädagogik und Religionsdidaktik an der Bergischen Universität Wupperal und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Katechetischen Blätter. Zahlreiche Bücher hat er im im Kösel-Verlag und Gabriel-Verlags veröffentlicht. Er schreibt „Bücher für Kinder und alle im Haus“ zu den großen Fragen, zu philosophischen, biblischen und theologischen Themen. 

 

Was spricht Ihrer Meinung nach die Kinder besonders an und welchen pädagogischen Nutzen haben Religionslehrerinnen und - lehrer davon?

Neben der Reisemetapher, dem klar strukturierten Aufbau und meiner Rolle als „Reiseführer“ in meinen Zwischentexten sind es auch die wunderbaren Illustrationen von Marieke ten Berge, die die Kinder (aber auch Menschen jeden Alters) sehr schön mitnehmen. Sie hat acht groß(artig)e Illustrationen am Beginn jeder Station mit zentralen Szenen zur jeweiligen Geschichte erschaffen und zudem die Bibel durchgängig mit kleineren Illustrationen illustriert. Unten auf den Seiten läuft der Weg jeweils mit kleinen Motiven zu der Station auch sichtbar weiter – eine tolle Idee! In meinem bereits dritten Buch mit Marieke ten Berge (So viel mehr als Sternenstaub, Du umgibst mich von allen Seiten) hatten wir zusammen mit meiner Lektorin Kathrin Rau wieder einen schönen gemeinsamen Prozess, besonders beim Finden der Motive.

 

Ein Blick ins Buch 

 

Ich konnte die Texte und Bilder des Buches bereits intensiv erproben und die Erfahrungen mit Kindern eines 4. Schuljahres haben mich tief beeindruckt: In fünf Phasen mit je drei- bis vierwöchigen Pausen bin ich von Dezember bis Juni jeweils zwei Tage bei den Kindern im Religionsunterricht immer wieder auf die Reise durch diese Bibel gegangen. Ungeplant wurde es zu meinem längsten Unterrichtsprojekt, denn die Kinder waren so begeistert dabei und wollten mit erstaunlich langem Atem immer neu erfahren, wie Gott sich in der jeweils neuen Geschichte zeigt!

Interessant war, dass die Kinder im Rückblick am meisten von der Geschichte von Ruth beeindruckt waren, die bei mir auch in der Mitte des Ersten Testaments steht. Ihnen gefiel, dass hier endlich mal konsequent aus der Sicht von Frauen erzählt wird. Und sie haben immer wieder die Beziehungen und Vernetzung zwischen den Geschichten erkannt. Ich glaube, durch diese Reise haben sie einen sehr fundierten und nachhaltigen Eindruck von der Bibel bekommen und eine neue Haltung, den Geschichten der Bibel und der Frage nach Gott zu begegnen.

Von all diesen Erfahrungen und Wegen mit vielen Ideen und Materialien über das Buch hinaus werde ich ab September in zahlreichen Tagungen erzählen. Diese Veranstaltungen werden heißen: „Wenn dein Kind dich fragt (Dtn 6,20) - eine Entdeckungsreise durch die ‚großen Erzählungen‘ der Bibel“. Vielleicht klingt es etwas pathetisch, aber nach fast vier Jahrzehnten der Arbeit in der Religionslehrerinnenfortbildung und im Religionsunterricht sehe ich das Buch gewissermaßen als konzentrierte Summe meiner Erfahrungen mit der Bibel (nicht nur) mit Kindern! Meine Motivation ist auch ein Beitrag zur Rettung der „großen Erzählungen“ der Bibel, die in der Krise der Narration, die Byung-Chul Han in seinem gleichnamigen Essay beschreibt, sowie in der Krise der Kirche von besonderer Bedeutung ist!

 

Weiterführende Informationen: 

 

 

 

Über Kinder und ihre Krisen 

Im Religionsunterricht finden die großen Fragen von "kleinen Leuten" ihren Platz. Lehrerinnen und Lehrer müssen sie beantworten. Warum sollte die Theodizeefrage unbedingt ein Thema im Religionsunterricht sein? Wir haben nachgefragt bei Rainer Oberthür, Autor und Dozent für Religionspädagogik am Katechetischen Institut (KI) des Bistums Aachen. 

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(ck)

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