Drei Fragen an...

... Ludwig Sauter. Seine Fortbildung zum Theologisieren mit Kindern greift tiefgründige Kinderfragen im Religionsunterricht auf und steht im Zentrum der Neuauflage des Schulbuchs fragen – suchen – entdecken. Im RU muss Platz sein für Gerechtigkeit, Sinn, Leid, Tod, kindliche Hoffnungsperspektiven und Gedanken über Gott, findet der Mitautor und Fachbereichsleiter für Grund- , Mittel- und Förderschulen im Bistum Augsburg. 

Herr Sauter, warum ist das Theologisieren mit Kindern so wichtig?

Kinder lassen sich nicht einfach mit Glauben anfüllen, sondern entwickeln von Anfang an aktiv und selbstständig eigene religiöse Vorstellungen. Das Theologisieren nimmt diese Fähigkeit der Kinder ernst und ermöglicht ihnen, eigenständig über religiöse Fragen nachzudenken, überhaupt Lebens- und Glaubensfragen zu stellen, ihre Vorstellungen weiter zu entwickeln und auch auszudrücken. Ich kann oft nur staunen über ihre tiefgründigen Fragen zu Gerechtigkeit, Sinn, Leid, Tod und über ihre Hoffnungsperspektiven und Gedanken über Gott. 

Theologisieren im Religionsunterricht fördert alle Fähigkeiten, die religiöse Kompetenz ausmachen: Im gemeinsamen Nachdenken über große Fragen lernen Kinder zu argumentieren, einander zuzuhören, entdecken unterschiedliche Perspektiven und bilden sich eine eigene Sicht. Sie werden ermutigt und herausgefordert, mit (religiöser) Sprache umzugehen: das Unsagbare gerade auch mit eigenen Bildern und Metaphern auszudrücken. Guter Religionsunterricht wird dem Theologisieren mit Kindern großen Raum geben, dabei möglichst nah an den Erfahrungen, Emotionen und Erlebnissen der Kinder anknüpfen und die christliche Glaubensüberlieferung zur offenen Auseinandersetzung einspielen.

Lehrwerk im Scheinwerferlicht: fragen – suchen – entdecken, die Fortbildung zum Interview mit Ludwig Sauter Seit einiger Zeit ist die Neuausgabe des beliebten Unterrichtsbuches fragen – suchen – entdecken für NRW genehmigt. Andrea Wirth und Ludwig Sauter gehören beide zum erfahrenen Autor*innen-Team. Sie stellen an exemplarischen Themen und Kapiteln das am Theologisieren mit Kindern ausgerichtete und im Buchtitel verankerte didaktische Konzept vor. Leitung: Rainer Oberthür und Carolin Mehl Hier geht es zur Fortbildung

Warum war die Neuauflage des Buches notwendig und wie ist die Idee dazu entstanden?

Die Neuauflage des Unterrichtswerkes fragen – suchen – entdecken für den katholischen Religionsunterricht in der Grundschule war in erster Linie durch die Einführung des neuen Lehrplans für die Primarstufe in Nordrhein-Westfalen erforderlich. Bereits die Vorversion des Schulbuchs hat mit seinem ausgereiften Konzept ja schon Maßstäbe in der Schülerorientierung gesetzt. Die Idee war nun, das sehr bewährte Schulbuch um eine konsequente Kompetenzorientierung weiterzuentwickeln.

Zur Person: Ludwig Sauter ist stellvertretender Leiter der Abteilung Schule und Religionsunterricht in der Diözese Augsburg und zuständig für die Ausbildung und Fortbildung der Religionslehrkräfte im Bereich der Grund-, Mittel- und Förderschulen. Er ist bekannt durch viele religionspädagogische und unterrichtspraktische Veröffentlichungen zum Religionsunterricht und hat an mehreren Bänden des Unterrichtswerkes fragen – suchen – entdecken mitgearbeitet. Weitere Informationen: Abteilung Schule und Religionsunterricht im Bistum Augsburg

Was ist das Besondere an dem Buch?

Schon am Titel des Religionsbuches wird ersichtlich, dass das Unterrichtswerk ganz stark den eingangs beschriebenen Ansatz des Theologisierens vertritt und gleichzeitig kompetenzorientierte Lernwege anstößt. Es nimmt die Kinder auf dem Weg ihrer (religiösen) Identitätsentwicklung als Konstrukteure ihres Lebens und Glaubens wahr und ernst. So beschreibt jedes Kapitel einen Lernweg, der den Lernprozess fragend eröffnet, suchend konstruktiv weiterführt und die gewonnenen Erkenntnisse und Einsichten praxisnah auf die Lebenswelt der Kinder bezieht.

Die Texte, Bilder, Lieder, konkreten Beispiele und Geschichten bieten im Sinne einer Theologie für Kinder hohen Anregungscharakter. Es macht den Schülerinnen und Schülern einfach auch Freude, im Religionsbuch zu blättern und zu schmökern. Die Aufgabenstellungen sind durchgängig kompetenzorientiert formuliert und bilden dabei in den Operatoren die unterschiedlichen Kompetenzdimensionen ab. Viele Religionslehrkräfte sehen darin eine große Hilfestellung für die Gestaltung des Religionsunterrichts.

Ein wertvolles Plus stellt der zugehörige Lehrerkommentar zu jedem Schülerband dar. Er bietet den Lehrkräften nicht nur schnell verfügbares und fundiertes Hintergrundwissen zu den einzelnen Themen, sondern besticht mit seiner Fülle an vielfältigen, ganz konkreten und in der Praxis erprobten Anregungen, Zusatzmaterialien und Arbeitsblättern. Er erspart eine letztlich oft mühsame und nicht zufriedenstellende Suche im Internet.
Neben der nicht zu unterschätzenden Arbeitserleichterung in der Vorbereitung für die Lehrkräfte ist das größte Argument für den Einsatz von fragen – suchen – entdecken im Religionsunterricht, dass Kinder mit großem Interesse und Freude religiösen Fragestellungen nachgehen und so im christlichen Glauben lebensförderliche Impulse für ihr Leben entdecken können.

Weiterführende Informationen zum Thema "Theologisieren mit Kindern"

Über Kinder und ihre Krisen – Ein Interview mit Buchautor Rainer Oberthür Im Religionsunterricht finden die großen Fragen von "kleinen Leuten" ihren Platz. Lehrerinnen und Lehrer müssen sie beantworten. Warum sollte die Theodizeefrage unbedingt ein Thema im Religionsunterricht sein? Wir haben nachgefragt bei Rainer Oberthür, Autor und Dozent für Religionspädagogik am Katechetischen Institut (KI) des Bistums Aachen.  Zum Interview

Krise hat viele Gesichter – unser rpp-Unterrichtsmaterial Oft genug sitzt Gott dann auf der Anklagebank und die Religionslehrkraft schlüpft in die Rolle der Seelsorgerin oder des Seelsorgers. Was kann man tun, um Schülerinnen und Schüler in der Ohnmacht zu unterstützen?  Zum Schwerpunkt

(ck)