... Sabine Mirbach. Mit der Direktorin des Instituts für Religionspädagogik der Erzdiözese Freiburg (IRP) haben wir über den Stellenwert und die Herausforderungen im Religionsunterrichts gesprochen. Die promovierte Theologin ist im Vorbereitungsteam der Sonderschau "Kirche auf der Bildungsmesse" und verrät, welche Themen die Besucher am gemeinsamen Stand der evangelischen Landeskirchen und katholische (Erz-)Diözesen in Baden-Württemberg auf der didacta in Stuttgart erwarten.
Welchen Stellenwert nimmt der Religionsunterricht neben anderen Fächern an den Schulen und Bildungseinrichtungen ein?
Der konfessionelle Religionsunterricht nimmt an Schulen eine besondere Rolle ein, die von außen oft verkannt wird. Die Schüler*innen können durch die Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen eine Urteils- und Handlungsfähigkeit erwerben, die durchs Leben tragen kann. Gefördert werden – in aller Freiheit – Identitätsbildung, Wissen, Haltung und Pluralitätsfähigkeit der Heranwachsenden. Meines Erachtens hat kein anderes Unterrichtsfach dieses Potential Hoffnung wachsen zu lassen.
Religiöse Bildung, zu der der Religionsunterricht an den Schulen den größten Beitrag leistet, ist wichtig für die menschliche Persönlichkeitsbildung, für die Ausbildung einer eigenen Identität, für die Entwicklung einer eigenen Haltung zu all den zentralen Fragen, die Menschsein ausmachen. Religion erleben auch junge Menschen immer im Plural. Denn sie begegnen tagtäglich unterschiedlichen Religionen – und zunehmend Menschen, die keinen Zugang mehr zu Religion haben. Um in einer pluralen Welt zurechtzukommen und um zu wissen, warum sie sich für oder gegen Religionszugehörigkeit entscheiden, brauchen junge Menschen religiöse Bildung.
Das gilt selbstverständlich nicht ausschließlich für den katholischen Religionsunterricht, beziehungsweise den Religionsunterricht in konfessioneller Kooperation, sondern genauso für die Religionsunterrichte anderer Konfessionen und Religionsgemeinschaften, die in Baden-Württemberg durch die Fellbacher Erklärung deutlich gemacht haben, wie wichtig die Religionsunterrichte für die Demokratiebildung sind.
Wie haben sich die Herausforderungen für eine Religionspädagogin oder einen Religionspädagogen in den vergangenen Jahren verändert?
Die Außenwahrnehmung des Religionsunterrichts hat unter etlichen Entwicklungen gelitten, die nicht von den Lehrkräften selbst zu verantworten sind. Trotzdem werden sie von vielen Seiten in Frage gestellt. Das ist eine enorme Herausforderung, die durch die Nachwuchssorgen verstärkt wird. Religionslehrkräfte mussten schon immer ihren Kopf für Kirchenkritik hinhalten. Seit die Zahl der katholischen und evangelischen Christinnen und Christen in der deutschen Bevölkerung unter die 50%-Marke gerutscht ist und der Ton in politischen Debatten rauer und die Sehnsucht nach einfachen Antworten größer geworden ist, nimmt der Rechtfertigungsdruck zu. Wenn Schule aber auf religiöse Bildung verzichtete, würde ein wichtiger Aspekt fehlen, wie Menschen Wirklichkeit wahrnehmen und deuten. Die Welt lässt sich nicht auf einfache Erklärungen reduzieren. Gerade deshalb bleibt die Aufgabe der religionspädagogisch Tätigen existentiell wichtig – und sehr erfüllend.
Was erwarten Sie vom Stand der Kirchen auf der Didacta 2025?
Wir freuen uns, dass „Kirche auf der Bildungsmesse“ auf der didacta wieder den Status einer Sonderschau hat und wir ein attraktives Programm zusammenstellen konnten. Ich hoffe, dass allen, die unseren Stand wahrnehmen, deutlich werden wird, wie relevant der Beitrag des Religionsunterrichts und der religiösen Bildung in den Kindertageseinrichtungen ist und bleibt. Wir haben viel beizutragen zu den Themen Demokratiebildung, Antisemitismusprävention, Menschenrechte, Friedensbildung, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Es macht Hoffnung, wenn Hoffnung Schule macht.
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Zur Person:
Sabine Mirbach studierte Katholische Theologie an der Universität Freiburg und promovierte 1997 im Fach Fundamentaltheologie. Auf den kirchlichen Vorbereitungsdienst für den Schuldienst an Gymnasien folgend war sie zunächst am Deutsch-Französischen Gymnasium Freiburg und am Faust-Gymnasium Staufen tätig. Als Referentin für Allgemeinbildende Gymnasien in der Erzdiözese Freiburg unterrichtete sie zugleich am Freiburger Friedrich-Gymnasium Katholische Religionslehre. Seit 2022 ist Sabine Mirbach Direktorin des Institut für Religionspädagogik der Erzdiözese Freiburg (IRP). |
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Wenn Hoffnung Schule macht – Religiöse Bildung in Kita und Schule
Am Stand der Kirchen ist einiges los: Mit Fachvorträgen, Workshops und Talkformaten präsentieren sich die verschienden Bistümer und Landeskirchen Baden-Württembergs in Halle 7, Stand C050.
Hier geht es zum Progamm am Stand der Kirchen.
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(ck)