www.Zeoob.com ist eine Internetplattform, mit der sich Social-Media-Beiträge simulieren lassen. Wie sinnvoll ist das in Unterricht? Simone Meinen von der DigitalRUnde im Bistum Trier nutzt das Angebot schon länger. Im Interview spricht sie über Vor- und Nachteile der Scheinwelt im sozialen Netz.
Frau Meinen, welche Möglichkeiten bietet die Plattform www.Zeoob.com für den Unterricht?
Mit www.Zeoob.com lassen sich simulierte Social-Media-Beiträge gestalten, ohne dass die Schülerinnen und Schüler ihre Daten preisgeben müssen. Um das Angebot nutzen zu können, braucht man also keinen persönlichen Account. Grundsätzlich ist die Seite auf Englisch. Mein Tipp: Wenn man den Chrome-Browser nutzt, kann man mit Hilfe des Auto-Übersetzers alles auf Deutsch lesen. Das ist gerade für Jüngere sinnvoll, die noch keine Übung im Englischen haben.
Folgt man den Anweisungen, können Schülerinnen und Schüler dort gefälschte Internetbeiträge für die gesamte Bandbreite der sozialen Medienlandschaft erstellen, angefangen von Facebook, Instagram, Snapchat oder TikTok und noch viele mehr. Sogar Chatverläufe in WhatsApp sind möglich.
Warum sollte das ein Thema für den Unterricht sein? Reicht es nicht aus, dass sich unsere Kinder außerhalb der Schule mit Social-Media beschäftigen?
Kommunikation über soziale Netzwerke ist heute für Kinder und Jugendliche selbstverständlich. Sie werden damit groß und natürlich sind mit diesen neuen digitalen Möglichkeiten der Vernetzung nicht nur Vorteile verbunden. Deswegen finde ich, dass es sinnvoll ist, ein Angebot wie Zeoob.com im Unterricht wahrzunehmen. Mit diesem Tool kann man seine Unterrichtsidee nah an der Lebenswelt der Lernenden orientieren. Es fördert Empathie, aber auch Kontextwissen und Genauigkeit. Bei den Fake-Profilen geht es – ganz wie im richtigen Leben – zum Beispiel auch um die Anzahl der Follower oder um Geodaten. „Kommentare“ ermöglichen Multiperspektivität. Die Lebenswelt kann ich als Lehrerin oder Lehrer mit dem Unterrichtsstoff verknüpfen und so Bezüge herstellen.
Außerdem reflektieren Lernende die Mediennutzung auf der Meta-Ebene. Zum Beispiel könnte man sich fragen: Würde Maria ihre Erlebnisse mit allen teilen? Welche Sprache nutzen Propheten? Welche "Zielgruppe" haben sie?
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Die Empfehlungen der DigitalRUnde auf einen Blick
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Also vermitteln Sie Lehrplanwissen durch Social-Media. Welche Zwecke verfolgen Sie noch, wenn Sie zeoob.com im digitalen Religionsunterricht verwenden?
Im Vordergrund steht die Auseinandersetzung mit dem Stoff und dessen Adaption in das andere Medium. Dazu benötigt es Sachwissen, aber auch Empathie und Kreativität.
Wichtig ist, Schülerinnen und Schüler gleichzeitig ein Bewusstsein dafür zu vermitteln, dass theoretisch jeder jeden Beitrag erstellen kann und man deswegen vorsichtig sein muss, wenn man etwas liest. Die Kinder müssen digitale Inhalte kritisch hinterfragen. Deshalb überwiegt für mich der pädagogische Mehrwert. Die Identifikation und die damit verbundenen Kompetenzen sind komplexer als bei "analogen" Varianten wie Tagebucheintrag, Brief, E-Mail oder ähnlichen Aufgaben der gestaltenden Interpretation.
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Positive – aber es ist kein Selbstläufer. Gerade beim ersten Mal fehlt häufig noch der Blick für die Details. Hier muss man wirklich auf die angemessene Tiefe und Auseinandersetzung achten. Es ist eben nicht damit getan irgendein Bild von Luther mit zwei Hashtags einzufügen. Im anfänglichen Übereifer wird gerne die Aufgabenstellung aus dem Blick verloren. Hier zeigt sich aber auch der hohe Begeisterungsfaktor für die Lernenden: Meiner Erfahrung nach sind die Schülerinnen und Schüler im Unterricht hoch motiviert und neugierig, ihre bereits erworbenen Kenntnisse in das Alltagsmedium zu transferieren.. Auch religiöse Inhalte werden wieder interessant, wenn man beispielsweise Luther und den Papst im Spannungsfeld der Reformation konfrontiert und digitale „Kommentare“ austauschen lässt.
Und nicht zu vergessen, die Lernergebnisse sind alle gut bewertbar: Haben die Jugendlichen die Inhalte erfasst? Sind die Umsetzung und die Sprache gelungen? Sind die Details korrekt, passen Bilder und Hashtags zueinander?
Wie sieht es mit Nutzungsbedingungen, Datenschutz und Urheberrechten aus?
Normalerweise werden keine personenbezogenen Daten abgefragt. Was man als Lehrerin oder Lehrer allerdings im Blick haben sollte, sind die Bildrechte. Auch beim Erstellen von gefälschten Profilen muss man darauf achten, keine Bilder zu verwenden, die Urheberrechte verletzen. Sobald man das gefälschte Profil oder den Beitrag öffentlich im Netz verwendet, übernehmen die Betreiber der Seite keinerlei Verantwortung, falls es zum Missbrauch kommen sollte. Innerhalb des vom Anbieter zur Verfügung gestellten Raums erlaubt Zeoob.com keiner Suchmaschine den Zugriff auf die Inhalte.
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Hier geht es zu den Beispielen der DigitalRUnde für Unterrichtsideen mit www.Zeoob.com
Neue Wege nutzen - die DigitalRunde fasst zusammen: "Tipps Und Tücken" für die Nutzung von Fake-Profilen im Unterricht.
Unterrichtsidee zur Reformation, Klasse 7: Was würde Luther heute posten?
Digitaler Religionsunterricht im Bistum Trier: Hier geht es zur Homepage der DigitalRUnde
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(ck/S.Meinen)