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"Um die Religion zu verstehen, muss man ihre Sprache verstehen."

Nachrichten | 14.12.2023

Warum kommt der Sprache im Religionsunterricht eine besondere Bedeutung zu? Katharina Olgun, Referentin für Religionspädagogik für die Schulformen Berufskolleg und Förderschulen im Bistum Essen, erklärt, warum im Religionsunterricht ein besonders Augenmerk auf der religiösen Sprache liegt. 

 

 
  

 

Zur Person: 

Katharina Olgun studierte an der Universität in Münster und war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Religionspädagogik und Pastoraltheologie. Dort standen vor allem Fragen nach dem Zusammenhang von Sprache und Religion, dem Verstehen von religiöser Sprache oder Unterstützungsmöglichkeiten für sprachschwächere Lernende im Fokus.

Im Bereich Schule und Hochschule ist sie Referentin für Religionspädagogik und übernimmt die Verantwortung für die Schulformen Berufskolleg und Förderschule im Bistum Essen. 

 

 

 

Frau Olgun, wo liegt die Unterscheidung zwischen der Alltagssprache und der Sprache, mit der Lernende im Unterricht konfrontiert sind? 

Nicht nur im Deutschunterricht, auch im Fachunterricht gibt es zahlreiche sprachliche Anforderungen, die Schülerinnen und Schüler bewältigen müssen. Neben der Alltagssprache lernen sie in der Schule das Register der Bildungssprache kennen, mit dem Wissen situationsunabhängig und präzise formuliert werden kann. Davon, dass Schülerinnen und Schüler dieses sprachliche Register erwerben und beherrschen können, hängt maßgeblich ihr Bildungserfolg ab.

Darüber hinaus kommt noch die Fachsprache also Fachbegriffe wie Trinität, Messias oder kirchliches Lehramt oder fachsprachliche Satzmuster hinzu. Schülerinnen und Schüler müssen verschiedenste Operatoren  wie beispielsweise das Beschreiben und Begründen ausführen und verschiedenste Textsorten kennen und selbst produzieren, wie zum Beispiel Berichte oder Lexikonartikel.

 

Was bedeutet das für den Bildungserfolg des Unterrichts? 

Sprachliches und fachliches Lernen sind also eng miteinander verknüpft: Sprache ist ein zentrales Werkzeug im Unterricht und gleichzeitig ist auch der Spracherwerb Ziel des Unterrichts. Gerade im Hinblick auf sprachschwächere Schülerinnen und Schüler sollte also auch im Religionsunterricht großer Wert auf die Entwicklung allgemeiner sprachlicher Kompetenzen gelegt werden.

 

Sie haben sich in der Abteilung Religionsunterricht besonders der Sprache im Religionsunterricht angenommen. Was ist das Besondere an religiöser Sprache und am Spracherwerb im Religionsunterricht?

Im Religionsunterricht kommt zusätzlich zur Bildungs- und Fachsprache noch eine weitere Sprache hinzu: die religiöse Sprache, oder auch die Sprache der Religion. Eine Sprache, die zwar alltagssprachliche Worte nutzt, aber durch die Verwendung von Metaphern, Symbolen und anderen sprachlichen Mitteln doch eine Anderssprache bleibt.

Wenn zum Beispiel davon die Rede ist, dass der Herr mein Hirte sei (Psalm 23), dann wird hier nicht davon gesprochen, dass wir uns Gott als Mann mit Hirtenstab vorstellen sollten. Vielmehr soll gesagt werden, welche Beziehung wir zu diesem Gott haben, der doch unser Denken übersteigt. In diese Sprachwelt einzuführen ist eine ganz eigene Aufgabe. Da die Sprache der Religion aufgrund fehlender Sozialisation oft eine Fremdsprache ist, ist hier für (fast) alle Schülerinnen und Schüler Sprachbildung notwendig.

 

Religionsunterricht hat seine eigenen Sprache: Die Verantwortlichen des RELIBoards des Bereichs Schule und Hochschule im Bischöflichen Generalvikariat Essen stellen in einer Idee- und Materialsammlung zum Thema "Sprachbildung im Religionsunterricht" Methoden und Impulse für einen sprachsensiblen Religionsunterricht zusammen. Schauen Sie doch mal rein!

 

 

Worin liegt die Herausforderung für die Religionslehrkraft? Was sollte das Ziel des Unterrichts sein? 

Die Auseinandersetzung mit Sprachen der Religion ist fundamental dafür, sich mit religiösen Weltdeutungen auseinanderzusetzen. Die Sprache der Religion zu verstehen ist notwendig, um die Religion selbst verstehen zu können. Aber auch zur aktiven Teilhabe in einer Religionsgemeinschaft müssen sprachliche Muster verstanden und selbst genutzt werden können.

 

Warum bereichtert religiöse Sprache Lernende und Lehrende gleichermaßen?

In der Auseinandersetzung mit dieser Sprache kann darüber hinaus eine eigene Sprache für Religiöses gefunden werden: Wie drücke ich die Beziehung zu mir, zur Welt und zu Transzendenz aus? Wie passt dafür die Sprache der Religion für mich? Welche eigenen Ausdrucksformen kann ich finden? Sprachsensibler Religionsunterricht kann hier unterstützen und somit zur Dialogs- und Urteilsfähigkeit beitragen.

 

 

Weiter Informationen: 

Hier geht es zum Bereich sprachsensibler Religionsunterricht in der RELIBoard-Toolbox.  

Ihre Ansprechpartnerinnen für das RELIBoard im Bistum Essen:

Bereich Schule und Hochschule im Bischöflichen Generalvikariat Essen: Anna-Lisa Lukannek und Katharina Olgun, schule@bistum-essen.de

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(ck)

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