Schmidt, Joachim, Die Feste des Christentums - Kindern erklärt. Zahlr. farb. Ill. v. Jobst Tjaden. - Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus. 1998, 76 S., DM 24.80 (ISBN 3-579-0218-0)
Man muss nicht nach dem Inhalt des Fronleichnamsfestes oder des Buß- und Bettages fragen, um darauf zu stoßen, dass den meisten Kindern und Jugendlichen, aber auch vielen Erwachsenen Sinn und Botschaft der christlichen Feste unbekannt sind - von einem Leben mit und aus diesen Traditionen ganz zu schweigen.
Das vorliegende Buch nimmt sich dieses Problems an und erläutert Kindern (und ihren Eltern) in ökumenischer Perspektive, was es auf sich hat mit den Festen Advent, Nikolaus, Weihnachten, Heilige Drei Könige, Fastenzeit, Karwoche, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Dreifaltigkeitssonntag, Fronleichnam, Mariä Himmelfahrt, Michaelis, Erntedankfest, Reformationsfest, Buß- und Bettag, Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag und Sankt Martin. Das Darstellungsprinzip besteht darin, dass zunächst jeweils eines der Kinder - erzählt wird von den beiden Geschwisterpaaren Imke und Lukas bzw. Jan und Stefanie - ein Ereignis aus seinem Leben erzählt, welches in seinem Kern dem Gehalt des Festes entspricht. Darauf folgt jeweils ein Sachtext, der Sinn und Herkunft des Festes erklärt. So ist z.B. Advent wie das - wegen elterlicher Streitigkeiten durchaus bange - "Warten" auf deren Rückkehr und Versöhnung. Das Schlüsselwort zu Ostern ist "neues Leben", erfahren im Aufbrechen verfeindeter nachbarlicher Beziehungen im Mietshaus. Stefanie muss üben, "sich (zu) zeigen" mit allen ihren Fähigkeiten und Überzeugungen, so wie die katholische Kirche ihren Glauben an den lebendigen Herrn am Fronleichnamsfest nicht hinter den Kirchenmauern verstecken will. Das Reformationsfest wird mit dem "Recht, ein anderer zu werden", korreliert. All dies geschieht auf ganz und gar unprätentiöse, gar nicht frömmelnde, schlichte und keineswegs anbiedernde Art. Dazu passen die ansprechenden Illustrationen von Jobst Tjaden.
Da nichts perfekt ist, hat auch dieses Buch ein paar Schwächen:
- Die Erläuterung des katholischen Brauches, am Epiphanietag "C+M+B" über den Türbalken zu schreiben, ist zumindest missverständlich als Namenskürzel der Hl. Drei Könige ausgelegt.
- Dass die Vorbereitungszeit auf Ostern nicht nur durch Verzicht, sondern auch durch besonderes und bewusstes Handeln gestaltet werden kann, wäre auch mit Kindern schon zu erörtern.
- M.E. ist es schade, dass die Gelegenheit nicht ergriffen wurde, im Zusammenhang mit dem Advent die heute übliche falsche Verwendung des Begriffs "Weihnachtszeit" zu thematisieren.
- Die Sprache der Sachtexte fällt manches Mal abstrakter und schwerer verständlich aus als die der Erzähltexte. Dadurch wird eine Alterszuordnung schwieriger (ca. ab 8 Jahren ?).
- Das das jeweilige Fest charakterisierende Stichwort ist grau über den Erzähltext gedruckt, was das Entziffern an diesen Stellen anstrengend macht.
Insgesamt liegt hier ein empfehlenswerter Band vor, der quasi als Nachschlagewerk bei der Beantwortung so mancher aktueller Frage helfen, aber auch Familien oder Gruppen als Lektüre durch das Kirchenjahr begleiten kann.
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