Beirat bei der Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen (Hrsg.)
Glaube hinterfragt
Was Menschen wissen wollen
Hören und Antworten in der Weltanschauungsarbeit
Holzgerlingen: Edition Schönbuch 2012
ISBN: 978‐3‐86942‐003‐5
79 Seiten, € 9,90
Wie über den Glauben reden, wie Glaubenswissen anbieten heute? Und zwar auf eine Weise, die nicht aus theoretischen theologischen Diskursen heraus und von oben herab doziert, sondern die die konkreten Fragen der Menschen trifft? Ein grundlegendes Anliegen für eine missionarische Pastoral! Solche konkreten Fragen bekommen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der kirchlichen Weltanschauungsarbeit gestellt.
Es sind Fragen, die sich aus der eigenen religiös‐spirituell‐weltanschaulichen Auseinandersetzung der Fragesteller entwickeln. Die Ansichten hinter diesen Fragen stehen oft quer zu Bibel und kirchlicher Theologie und Lehre. Umso größer die Herausforderung, dazu Antworten aus christlicher, kirchlicher Sicht zu entwickeln und argumentativ zu entfalten. Dieser Herausforderung stellt sich das schmale Bändchen, das aus der Tätigkeit der Weltanschauungsarbeit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg erwachsen ist. Fast wie ein Katechismus (ohne aber einer sein zu wollen) beantwortet es 69 Fragen zu den drei Bereichen „Gott als Grund des Glaubens“, „Der Mensch vor Gott“ und „Rettung und Heil“. Dabei haben die Fragen ihren Hintergrund insbesondere in esoterischem, evangelikalem und religionskritisch‐ atheistischem Denken. Einige Beispiele für die Fragen: „Woher wissen wir überhaupt, dass es Gott gibt?“ – „Ist ‚Gott‘ die Energie, die in uns und allen Wesen wirkt und zu der hin wir uns selbst entwickeln?“ – „Ist es gleichgültig, ob man Christ, Muslim, Buddhist oder was auch immer ist?“ – „Enthält die Bibel falsche Aussagen oder ist sie in allen ihren Aussagen (auch Sachaussagen) irrtumsfrei?“ – „Wurde die Bibel von der Kirche verfälscht?“ – „Sind monotheistische Religionen besonders gewalttätig?“ – „Braucht man für den eigenen Glauben eine verfasste Kirche?“ – „Hat die evangelische Kirche den Glauben an Satan als Person aufgegeben und damit das Zeugnis der Bibel verlassen?“ – „Gibt es eine endgültige Rettung für alle Menschen, eine ‚Allversöhnung‘, oder sind viele Menschen endgültig verloren?“ – „Wie kann man sich ewiges Leben vorstellen?“ – „Kann man überhaupt an Wunder glauben, wenn sie sogar Naturgesetze durchbrechen?“
Also teilweise Fragen jenseits der üblichen theologischen Diskurse, die sich aber Menschen in einer pluralistischen Welt, in der viele Meinungen und Denksysteme miteinander konkurrieren, durchaus stellen. Teilweise Fragen speziell aus dem evangelischen Kontext, die aber dennoch für katholische Leser nicht irrelevant oder gar uninteressant sein müssen. Vielfach aber existentielle Grundsatzfragen des Glaubens und Lebens. Die Antworten sind aus einer dezidiert christlich‐evangelischen Perspektive verfasst. Natürlich können sie keine ausführlichen theologischen Traktate sein, sondern nur in aller Kürze Antwortmöglichkeiten skizzieren. Dennoch hätte sich der Rezensent an einigen Stellen etwas mehr gewünscht. Das Buch kann sicherlich nicht nur für evangelische, sondern auch für katholische Leser eine Anregung sein, offen für die Menschen zu sein, die sich an solchen Fragen abarbeiten, und bietet vielerlei Argumentationshilfen – sowie Gedanken für die eigene Glaubensreflexion. Zugleich werden hier Potentiale der kirchlichen Weltanschauungsarbeit für eine missionarische Pastoral sichtbar. Offen bleibt aber, ob das Bändchen mit seiner schlichten Ausstattung auch Menschen erreicht, die sich mit kirchlichen Positionen schwertun, die aber gerade in diesem Buch Antworten speziell auf ihre Fragen finden könnten.
Martin Hochholzer
Quelle: εύangel, Heft 2/2012
(BW)