Islamische Theologie

Buchvorstellung - 11.09.2012

Hamideh Mohagheghi / Klaus von Stosch (Hg.)
Moderne Zugänge zum Islam Plädoyer für eine dialogische Theologie
(Beiträge zur Komparativen Theologie 2)

Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh. 2010
153 Seiten 19,90 €
ISBN 978-3-506-76966-4

Mit dem aktuellen Aufstieg der bekenntnisorientierten Islamischen Studien (ein Alias für die islamische Theologie) an deutschen Universitäten bekommt die Expertenrunde, die bei uns seit Jahren über den Islam zu Gericht sitzt, einigen Zuwachs. Neu im Kreis der Diskutanten zu verzeichnen sind jetzt echte Muslime, und zwar nicht mehr nur theologische Laien, wie man sie bisher – auch aus Mangel an Alternativen – in Kontexten des Dialogs oft zu Rate gezogen hat, sondern Gelehrte von Format, die in den politischen und religiösen Debatten der globalen Moderne ebenso zuhause sind, wie sie im vollen Bewusstsein der islamischen Geistesgeschichte argumentieren können.

Arbeiten dieser neuen Generation islamischer Theologen vorzustellen und mit ihnen in ein für beide Seiten gewinnbringendes theologisches Gespräch auf echter Augenhöhe zu treten, ist das Anliegen des besprochenen Bandes. Sein programmatischer Untertitel „Plädoyer für eine dialogische Theologie“ wird im Vorwort der Herausgeber Hamideh Mohagheghi und Klaus von Stosch mit Nachdruck begründet. Tätig sind beide am Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften an der Universität Paderborn – sie als Lehrbeauftragte für Islamfragen, er als Professor für katholische Theologie –, wo sie im Sommer 2009 eine Ringvorlesung zum Thema „Islam und Moderne“ veranstaltet haben, deren zentrale Beiträge hier versammelt sind. Um den Prinzipien von Dialog und Komparatistik Rechnung zu tragen, sind alle Beiträge vom Herausgeber des Bandes mit einer Replik aus christlicher Perspektive versehen, auf die dann entweder der jeweilige Verfasser des Beitrags oder ein anderer an dem Band beteiligter muslimischer Autor in einer Duplik antwortet.

Der Kreis der Autoren weist dabei durchaus über Deutschland hinaus. Zu ihnen zählen der bekannte iranische Philosoph und Reformtheologe Muhammad Modjtahed Schabestari, der ägyptischstämmige Vordenker eines europäischen Islam Tariq Ramadan und der bosnische Koranexperte und ehemalige Erziehungsminister Enes Kari´c. Der 2011 zum Chef der DITIB ernannte türkische Hadithspezialist und Vertreter der Ankaraner Theologenschule Ali Dere, der 2009/10 als Gastprofessor in Frankfurt tätig war, und der aus dem Libanon stammende Religionspädagoge Mouhanad Khorchide von der Universität Münster sind dagegen wichtige Figuren in den Bestrebungen zum Aufbau einer akademischen islamischen Theologie in Deutschland. Auf diesem Gebiet und im christlich-islamischen Dialog tätig ist auch die iranischstämmige Mitherausgeberin Hamideh Mohagheghi.

Thematisch unterteilt ist der Band in zwei Teile. Im ersten dreht es sich in drei Beiträgen um Fragen der zeitgenössischen Koranhermeneutik. Aus reformtheologischer Sicht geht es hier meist darum, den Absolutheitsanspruch des Koran auf islamisch noch vertretbare Weise zu lockern und die Relativität und Flexibilität koranischer Aussagen und Bestimmungen mit Blick auf Fragen des heutigen Lebens aufzuzeigen. Bei Khorchide geschieht dies durch eine von dem Ägypter Nasr Abu Zaid beeinflusste „humanistische Hermeneutik“, bei Mohagheghi durch eine Historisierung koranischer Aussagen zum Thema Gewalt. Am weitesten in den Bereich des aus traditioneller islamischer Sicht Undenkbaren hervor wagt sich hier jedoch Schabestari. Sein Beitrag, der den Koran als Resultat eines „prophetischen Sprechakts“ zu erweisen versucht, der Aufschluss gebe über Muhammads „prophetische Lesart der Welt“, rüttelt vehement an dem Dogma, demzufolge Muhammad nichts als das Medium war, dem Gott seine Botschaft Wort für Wort in den Mund gelegt habe.

Der zweite Teil, überschrieben mit „Moderne Zugänge zur Scharia“, behandelt Fragen aus dem Bereich des islamischen Rechts, das sich dabei einmal mehr als ein weitgefasstes Feld präsentiert. Während Dere hier die Frage nach der Authentizität der Überlieferungen über den Propheten anhand aktueller türkischer Methoden der Hadithforschung diskutiert, geht es in den anderen drei Beiträgen um Fragen des praktischen Lebens und der Verfasstheit moderner Gesellschaften. Ramadan reflektiert hier, mit der Perspektive des Islam in Europa, über das notwendige Miteinander von Kulturen und Religionen, Kari´c über die konstruktive Rolle von Religion im säkularen Staat und Mohagheghi, in einem stark anthropologischen Beitrag, über die Fähigkeiten und Pflichten des Menschen in seiner Rolle als Gottes „Statthalter auf Erden“ (Sure 2:30), woraus sie auch Schlüsse auf das vom Islam vorgesehene Geschlechterverhältnis und die Legitimität emanzipatorischer Bestrebungen zieht.

Die Repliken und Dupliken des Bandes sind kurz und konzentriert, und sie zeigen, dass ein in Verständnis und Respekt geführtes Gespräch zwischen der islamischen und der christlichen Theologie für alle Beteiligten von Gewinn ist. Die volle Augenhöhe jedoch wird sich freilich erst dann eingestellt haben, wenn die islamische Theologie durch institutionelle Verankerung und gesellschaftliche Anerkennung den Großbuchstaben zugesprochen bekommen hat, den die Katholische Theologie hier ganz selbstverständlich trägt.

Thomas Hildebrandt

Quelle: Eulenfisch Literatur 5 (2012), Heft 1, S. 62f.


(BW)

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Judaistik:
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Thema Feste Lehrplanbezug

 

Das Thema "Feste im Jahreskreis" ist in den Lehrplänen der Bundesländer mit sehr unterschiedlicher Ausführlichkeit und Gewichtung berücksichtigt. Man wird das Thema in der Regel nicht als geschlossene Unterrichtsreihe "durchnehmen", sondern passend zur Jahreszeit immer wieder einmal aufgreifen. Gerade bei den Heiligenfesten sind regionale Besonderheiten für den Religionsunterricht relevant, für die man in den Veröffentlichungen der einzelnen Diözesen Unterrichtsmaterialien findet.

 

 

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Advent und Weihnachten Unterrichtsidee Ein Besuch in Newgrange Duccio Di Boninsegna: Geburt Christi ca 1310 Alternativen
Ostern Unterrichtsidee Bilder von Rembrandt van Rhijn (1606-1669) Präsentation. Jesus wandert nach Emmaus Lehrvortrag: Jesus wandert nach Emmaus  
Pessach und Ostern Lehrvortrag Präsentation Vier typische Osterbilder Links und Erläuterungen
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Erntedank Allerheiligen Sankt Martin rpp Schwerpunkt Unterrichtsmaterial im Schwerpunkt Alternativen

 

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