Helmut Utzschneider
Gottes langer Atem.
Die Exoduserzählung (Ex 1-14) in ästhetischer und historischer Sicht
(SBS, 166)
Stuttgart: Verlag Kath. Bibelwerk 1996.
134 Seiten, 20,90€.
ISBN 978–3–460-04661-0
G. Fischer war der erste Bibelwissenschaftler, der im deutschsprachigen Raum mit Erfolg versucht hat, Ex 3-4 als kohärente Erzählung zu analysieren. Utzschneider seinerseits untersucht in seiner Arbeit nun die ersten 14 Kapitel des Exodusbuches, die eigentliche Exoduserzählung.
Der erste Teil seiner Analyse beschäftigt sich mit Identifikation und Auswertung von Leitwörtern, welche bestimmte Abschnitte des Textes charakterisieren. Somit gelingt es, die Exoduserzählung unabhängig von Entstehungsgeschichte und Historizität als ein literarisches und „ästhetisches Subjekt“ zu identifizieren. Bei Ex 1-14 handelt es sich dementsprechend um eine in sich kohärente Erzählung, welche in vier Abschnitten organisiert ist. Der Rolle Gottes als eigentlichem „Akteur der Geschichte“, der Rolle Moses und der Rolle des Volkes, welches in seiner fortschreitenden Erkenntnis der eigenen Stellung gegenüber seinem Gott laufend mit der Erfahrung des Scheiterns konfrontiert wird, kommt dabei besondere Bedeutung zu.
Auf Basis dieser zusammenhängenden, literarisch wie ästhetisch geordneten Geschichte zeigt Utzschneider nun im Folgenden auf, weshalb die zentralen Elemente der Erzählung – Ankunft in Ägypten, Fronarbeit, Auszug – keine historischen Begebenheiten wiedergeben, sondern Spiegel jener Auseinandersetzungen sind, die Israel im ausgehenden 8. Jh. mit Assyrern und Babyloniern geführt hat. Wenngleich es schwerfällt, sich ohne Weiteres der vom Autor vorgeschlagenen Datierung der Exoduserzählung anzuschließen, darf die Erkenntnis, bei Ex 1-14 handle es sich in erster Linie um ein „Epos“, durchaus als Verdienst Utzschneiders gewürdigt werden.
Simone Paganini (2007)
Quelle: Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart, Biblische Bücherschau 2008.